Der „Alte Wolf“ aus Bausenrode

Franz-Josef Börger: Begründer der deutschen Pfadfinderbewegung

Spaziert man in dem kleinen Dorf Bausenrode im Frettertal an der kleinen Kapelle, die den heiligen Drei Königen geweiht ist, vorbei, kann man ein Gedenkkreuz entdecken. Dieses erinnert an Franz-Josef-Börger, der in vielen Teilen der Welt als „Alter Wolf“ bekannt war.

Geboren wurde Franz-Josef Börger am 24. September 1864 in Bausenrode, einer Bauernschaft in der Gemeinde Finnentrop. Von dort zog es ihn in die Welt und in die Natur hinaus. Schon als kleiner Junge schlief er gerne in der Köhlerhütte oder im Schäferkarren. Mit 15 Jahren begann er eine Ausbildung zum Gärtner auf Schloss Laer bei Meschede und hatte so weiterhin die Möglichkeit, in der Natur zu sein.

Im Alter von 20 Jahren lernte er den englischen Lord Bakonsfield kennen. Der brachte ihm das Bergsteigen bei und Börger sagte einmal, dass die ersten Stunden in Schnee und Eis auf dem höchsten Berg Europas, dem Mont Blanc, die glücklichsten seines Lebens gewesen seien. Auf der Rückreise nach Deutschland traf er bei einem Zwischenstopp in Straßburg junge Menschen aus Belgien, Frankreich und der Schweiz, die die Pfadfindertracht trugen. Diese Tracht hatte er vorher schon einmal in London gesehen. Franz-Josef Börger schloss sich den jungen Menschen an und empfing den Ritterschlag des Pfadfinders.

Quelle: privat

Etwa im Jahre 1909, noch vor dem Ersten Weltkrieg, gründete er schließlich den ersten Pfadfinderstamm in Deutschland. Während des Ersten Weltkriegs kümmerte sich der Sauerländer beim Roten Kreuz um Verwundete. Im Zweiten Weltkrieg wurde er durch die Nazis wegen seiner Pfadfinderschaft verhaftet und die Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg verboten und aufgelöst. Nach Ende des Krieges wurde sie jedoch schnell neugegründet und die Pfadfinder legten erneut ihr Versprechen ab.

1950 nahm Franz-Josef Börger noch an der Grundsteinlegung des Bundeshauses der deutschen Pfadfinder in Köln teil und erlebte die Aufnahme der deutschen Pfadfinder in den Weltbund der Pfadfinder. „Die jungen Menschen bauen jetzt Brücken über die Weltmeere durch die Pfadfinderbewegung. Deshalb rufe ich die Jugend der Welt, mit uns unter dem Banner der Lilie, dem Symbol der Reinheit, sich auf dem Wege zum Völkerfrieden zu vereinen“, wird Franz-Josef Börger 1953 in einem Nachruf in einer Briloner Zeitung zitiert.

Franz-Josef Börger und Karl May

Quelle: privat

Franz-Josef Börger ist viel gereist – durch Europa, aber auch über die Grenzen hinaus – und fand auf seinen Wanderungen viele neue Freunde. Zu seinen bekanntesten Freunden gehörten etwa die Dichter Friedrich Wilhelm Weber und Hermann Löns sowie der Begründer des Weltpfadfinderbundes Lord Baden Powell. Gemeinsam mit Richard Schirrmann gründete er außerdem die erste Jugendherberge der Welt auf der Burg Altena.

Auf einer seiner Reisen lernte er zudem den Schriftsteller Karl May kennen. Mit diesem schrieb er regelmäßig Briefe, die er nach dem Tode Mays an das Karl-May-Museum in Dresden übergab.Auch das Pfadfindertum blieb natürlich nicht unerwähnt, wie er in „Wir unter uns. Eine Zeitschrift für die Jugend“ aus dem Jahr 1949/50 zitiert wird: „In jener Zeit hatte Karl May den Jungen seinen ‚Winnetou‘ geschenkt, während ich mitten in der von England zu uns gekommenen Pfadfinderbewegung stand, und ihm viel von dieser neuen Jugendbewegung, von ihrem sieghaften Aufwärtsstreben, ihrem frohen Waldläufertum, von Baden-Powell, dem Begründer dieses Weltpfadfinderbundes, mit dem ich Seite an Seite unter dem Lilienbanner stand, erzählte.“

Noch als 80-Jähriger pilgerte Franz-Josef Börger mit seinen Pfadfindergruppen von einem Zeltlager zum anderen, durchstreifte Wälder und abgelegene Dörfer. Mit 89 Jahren starb er schließlich am 11. September 1953 in Eslohe und wurde auf dem Friedhof in Fretter beerdigt.