Den Zeitstil kühn übersteigert

Quelle: Foto: Besim Mazhiqi

Von außen zeigt sich die Pfarrkirche St. Nikolaus in Cobbenrode, einem Ortsteil der Gemeinde Eslohe im Hochsauerlandkreis, im regionaltypischen Schwarz-Weiß. Ein tief gezogenes Schieferdach liegt auf einem weiß getünchten Mauersockel. Auffällig sind allenfalls die schrägen Streben. Sie scheinen nachträglich angebracht zu sein, um die Gebäudehülle zu stabilisieren. Ganz anders präsentiert sich der Innenraum. Hier wird deutlich, dass die außen sichtbaren Streben das zentrale Gestaltungselement des Kirchenraumes sind. Sie bilden ein Spitzbogengewölbe, dessen Rundung bereits auf Fußbodenniveau beginnt. Von den Pfeilern laufen scharfe Grate weg, die den Blick unwillkürlich nach oben ziehen.

Dank ihrer kühnen Architektur, die den Zeitstil der frühen 1930er-Jahre stark übersteigert, ist die Kirche St. Nikolaus in Cobbenrode Teil der „Straße der Moderne“. Durch die Aufnahme in die Liste würdigt das Deutsche Liturgische Institut mit Sitz in Trier herausragende moderne Sakralarchitektur. „Passiert ist das alles ohne unser Zutun. Wir mussten niemanden bitten und nirgendwo schaulaufen“, sagt Stefan Lang, der als geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstands mit „seiner“ Kirche St. Nikolaus tief verbunden ist.

Besondere Lichtregie

Schon vor der Auszeichnung wussten die Menschen in Cobbenrode um die Qualität der Architektur ihrer 1931 errichteten Kirche. Hochgeschätzt ist die Lichtregie. Durch die Nordfenster fällt das Licht neutralweiß ins Kircheninnere. Dafür lässt sich an den bunt verglasten und mit christlichen Motiven geschmückten Fenstern der Südseite der tägliche Gang der Sonne ablesen. Frühmorgens erhellt die Sonne im Osten das große Patronatsfenster des Heiligen Nikolaus und die Taufgrotte, das letzte Licht der Abendsonne fällt durch das Christkönigsfenster im Westen der Kirche.

Weiter an Attraktivität soll das Gotteshaus durch die geplante Renovierung gewinnen. Schon im Vorfeld treibt das Großprojekt viele um, in der Gemeinde und im Pastoralverbund Schmallenberg-Eslohe. Kirchenvorstand Stefan Lang sieht darin nicht allein die Chance auf optische Veränderung, sondern auch die Möglichkeit, die Gebäudetechnik zu erneuern. Anstelle einer Generalüberholung der Heizungsanlage soll es eine Wärmepumpe sein. „Wenn unsere Kirche schon Teil der ‚Straße der Moderne‘ ist“, so Lang, „sollten wir auch bei der Haustechnik etwas Neues wagen.“

Christliches Gemeindeleben und Dorfleben noch eng miteinander verbunden

Nötig sei die Renovierung schon deshalb, weil das Gotteshaus von zentraler Bedeutung für viele geistliche wie weltliche Aktivitäten sei, betont der Kirchenvorstand: „In Cobbenrode sind christliches Gemeindeleben und Dorfleben noch eng miteinander verbunden.“ So gibt es einen christlich orientierten Freundeskreis, der ehrenamtliche Tätigkeiten übernimmt und finanzielle Mittel für die Kirche und das Gemeindeleben bereitstellt. Nach dem Orkan Kyrill, der am 18. und 19. Januar 2007 über Europa fegte und insbesondere im Sauerland eine Spur der Verwüstung hinterließ, stellte der Freundeskreis ein Gedenkkreuz aus Eichenholz auf. Seither wird es in der Fastenzeit und im Advent illuminiert. Auch bei der Pflege der Kapellen und der vielen Heiligenhäuschen und Bildstöcke auf dem Gemeindegebiet kann Kirchenvorstand Lang auf ehrenamtliche Unterstützung zählen. „Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht unsere Kirche“, betont Lang. „Damit meine ich die Kirche als Gebäude und die Kirche als Gemeinschaft des Glaubens.“

In der Serie „Wo die Kirche noch mitten im Dorf steht“ hat das WOLL-Magazin die Pfarrkirche St. Nikolaus in Cobbenrode vor einiger Zeit vorgestellt.

Foto: Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn.


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