Dem Müll auf der Spur

Was passiert mit unserem Müll?

Seit über dreißig Jahren trennen wir Deutschen unseren Müll und haben damit in Europa eine Vorreiterrolle inne. Was nicht in den Restmüll wandert, kommt in die Papier-, Bio- oder gelbe Mülltonne. Letztere ist für Verpackungen vorgesehen. Doch wie ist es um die Trenndisziplin der Sauerländer bestellt? Luisa Kürten und Jan Frigger haben uns eingeladen, die Wertstoffaufbereitungsanlage der Firma Lobbe am Standort Iserlohn-Sümmern zu besichtigen. Diese wurde 2014 gebaut, 2015 in Betrieb genommen und ist heute europaweit eine der modernsten Sortieranlagen für Leichtverpackungen, heißt es von Unternehmensseite.

Der Weg des Mülls

Station eins unseres Verpackungsmülls ist die Müllabfuhr. Sie transportiert das Sammelgut aus logistischen Gründen in ein Zwischenlager. In unserem Fall (für Eslohe und Schmallenberg) sei das eine sogenannte Umschlaganlage in Brilon, erklärt Jan Frigger. Von hier aus werden die Verpackungsabfälle nach Iserlohn
gebracht. Bis zu 105.000 Tonnen Leichtverpackungen im Jahr kommen hier zusammen, nicht nur aus dem Hochsauerlandkreis, sondern auch aus anderen Kommunen in NRW.

Diese enorme Menge bestätigt sich gefühlt, als wir die Anlage besichtigen. Berge von Abfall erwarten uns. An fünf Tagen in der Woche wird die Anlage im 24-stündigen Schichtbetrieb bestückt. Ein Radlader befördert die Anlieferungen in einen großen Container. Hier werden die gelben Säcke maschinell aufgerissen und der Müll wird auf die Fließbänder befördert. Nun beginnt der vollautomatische Sortiervorgang. Mehr als 100 Förderbänder mit einer Gesamtlänge von über einem Kilometer transportieren das Material zu den einzelnen Sortierstufen. An einigen Stellen erfolgt die Trennung des Materials nach Größe, Gewicht und Materialbeschaffenheit. Metalle und Kunststoffe werden getrennt. Die metallhaltigen Abfälle können nach der Sortierung relativ unproblematisch recycelt werden. Bei Verpackungen aus Kunststoffen zeigt sich ein anderes Bild. Zunächst werden die Abfälle nach Kunststofftyp sortiert. Das ist wichtig für den späteren Recyclingprozess, denn Plastik ist nicht gleich Plastik. Mit Hilfe von Nah-Infrarot-Technik werden die unterschiedlichen Kunststoffarten gescannt und mit Einsatz von Luftdüsen zum Weitertransport auf das entsprechende Band befördert. Eine Programmierung steuert und überwacht über 220 Antriebe in diesem komplexen System.

Zusätzlich ist dennoch menschliche Hilfe nötig. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sortieren als letzte Stufe noch einmal das aus, was von der Technik nicht erkannt wurde. Ziel ist eine möglichst sortenreine Trennung des Materials, das dann zur Weiterverarbeitung in den Recycling-Prozess gehen kann.

„Es ist noch Luft nach oben.“

Damit möglichst viel verwertet werden kann, sind wir alle gefordert. Was gehört also rein in die gelbe Tonne und was nicht? „Alle Verpackungen aus Kunststoff, Metall und Verbundmaterialen, wie zum Beispiel Getränkekartons, gehören hier hinein“, weiß Luisa Kürten. Bei der Trenndisziplin gebe es allerdings noch Luft nach oben, gibt sie zu. „Etwa ein Drittel der Anlieferungen können wir nicht verwerten, da es sich um ‚Fehlwürfe‘ und Restabfall handelt“, so Kürten weiter. Manches richtet sogar großen Schaden an. Oft würden Videokassetten oder, speziell in der Winterzeit, Weihnachtsbaumnetze in der gelben Tonne entsorgt. „An unseren Anlagen gibt es viele rotierende Teile, darin verheddern sich die Kassettenbänder oder die Netze. Stillstand und aufwändige Reparaturen der Anlagen sind die Folge“, erklärt Luisa Kürten. Ein anderes Problem seien nicht sorgfältig getrennte Verpackungen, wie der Joghurtbecher, an dem der Deckel aus Metallfolie nicht abgetrennt wurde. So wird entweder nur der Kunststoff oder nur das Metall dem Recyclingprozess zugeführt.

Beim Kauf an das Nachher denken

Jan Frigger denkt noch weiter: „Der Verbraucher sollte schon beim Kauf der Verpackung auf die Wertstoffkette achten“, meint er. Andere Verpackungen bestehen aus verschiedenen, fest verbundenen Kunststoffen, wie das häufig bei PET-Schalen für Wurst oder Käse der Fall ist. Diese Verpackungen können zwar von den Anlagen identifiziert, aber nur schwer recycelt werden. „Für den Verbraucher lautet die Formel: Grundsätzlich versuchen, Müll zu vermeiden, trennen, was zu trennen ist, und solche Verpackungen kaufen, die zu recyclen sind“, bringt es Jan Frigger auf den Punkt. Das Spülen der Behältnisse könne man sich sparen, so die Fachleute. Der Joghurtbecher wird auch recycelt, wenn er „löffelrein“ entsorgt wurde, Hauptsache, der Deckel wurde abgetrennt.

Insgesamt werden in der Wertstoffaufbereitungsanlage in Iserlohn 53 Prozent der Abfälle dem Recyclingprozess zugeführt. 47 Prozent werden thermisch verwertet. Das heißt, dieser Müll wird in energieintensiven Bereichen, wie beispielsweise der Zementindustrie, eingesetzt und als Energieträger genutzt.

Fazit
Nach dieser eindrucksvollen Besichtigung sind wir schlauer als vorher. Zukünftig wollen wir mehr und richtig trennen, Fehlwürfe vermeiden und uns schon beim Kauf Gedanken um die Verwertung machen. Denn, so finden wir, eine höhere Recyclingquote ist doch ein lohnendes Ziel.