Jetzt kommt sie wieder: die Weihnachtszeit, für immer und ewig verbunden mit der qualvollen Frage nach dem perfekten Geschenk.
Normalerweise bekommt jeder halbwegs zivilisierte Mensch gern Geschenke, das Problem hat eher der Schenkende, der die Präsente aussuchen muss, wobei es leicht, mittel und schwer zu beschenkende Menschen gibt:
Mütter zum Beispiel sind ideale Geschenkempfänger; sie freuen sich einfach immer über alles, und wenn es die hundertste Pralinenschachtel ist. Noch dankbarer sind vermutlich die Großmütter, die sich sogar mit einem Lied zufriedengeben, wenn nicht gar begeistert zeigen.
Väter und Großväter sind da schon ein ganz anderes Kaliber: Entweder sie sind Geschenkeverweigerer (ich will den ganzen Zirkus nicht) oder sie heucheln ihre Freude über die bildhübsche Krawatte und die stylischen Socken so ungeschickt, dass jeder merkt, was Sache ist; in Anbetracht der Häufigkeit dieser traditionellen Herrengeschenke kann man ihnen das nicht unbedingt verdenken.
Freunde sind schwierig, superschwierig, weil sie ja einerseits ehrlich sein wollen, andererseits aber niemals die Gefühle des Schenkenden verletzen würden: „Ein zauberhafter Schal, der bestimmt super aussieht, wenn ich mein gesamtes Outfit darauf abstelle“ heißt dann auf deutsch: „Was für ein Schwachsinnsgeschenk“. Aber auch ein Jubelschrei über eine wirklich ausgefallene Vase wie „die ist ja zu schön, um sie in Gebrauch zu nehmen“ muss nicht unbedingt bedingungslose Zustimmung bedeuten, sondern könnte ein Hinweis auf die Absicht des Beschenkten sein, die Vase unverzüglich im hintersten Schrankeckchen zu verstecken.
Kollegen sind gnadenlose Geschenkeempfänger, weshalb sie in der Regel vorher mitteilen, was sie geschenkt haben wollen. Leider kann man auch dann noch Fehler machen, weil zum Beispiel der gewünschte Apfelsinenspalter nicht vom bevorzugten Designer, sondern von Aldi, und damit total daneben ist.
Weihnachten könnte so schön sein, wenn es einfach ganz ohne Geschenke auskäme