Das Leben in einer Gesellschaft, die in Schubladen denkt

Quelle: Sigrid Alberti/privat

Sigrid Alberti wurde 1965 in Meschede geboren, als Jugendliche erhielt sie eine Diagnose, die ihr Leben prägen sollte: Morbus Addison. Nichtsdestotrotz absolvierte sie ihr Fachabitur und ist bis heute als Bürokauffrau tätig. Zu ihren Lieblingsaktivitäten zählen Lesen, Gedichte schreiben und Spaziergänge in der Natur. Eine ihrer besonderen Fähigkeiten ist es, die Perspektive zu wechseln – und das kommt ihr auch bei ihrem Erstlingswerk „Kann ich nicht = will ich nicht“ zugute. Denn aufgegeben hat Sigrid Alberti, die heute in Arnsberg lebt, noch nie.

Im Vorwort ihres Werkes findet man direkt auf der ersten Seite starke Worte: „Meine Biografie ist eine Krankheitsgeschichte. Manch einer würde es wohl gar als Leidensgeschichte titulieren. Während es zutreffend ist, dass ich viel Schmerz erfahren habe, sehe ich mein Leben unter einer anderen Überschrift stehend: Hoffnung, Zuversicht und Kampfgeist sind darüber hinaus jene Wörter, die meinen Weg wohl am ehesten abbilden.“

Mut zum Anderssein

Diese Sätze sind der Anfang einer emotionalen Biografie. Sigrid Alberti erzählt uns auf eine beeindruckende Art und Weise, wie ihr Leben nach der Diagnose ablief, wie die Menschen auf sie reagieren und wie sie Rückschläge überwunden hat. Ein besonderer Aspekt innerhalb dieses Werkes sind die Gedichte. Sie nehmen den größten Teil dieser andersartigen Biografie ein.Aber genau das macht sie aus. Die Biografie fordert uns dazu auf, Mut zu beweisen. Und zwar Mut zum Anderssein.

Die Gedichte folgen oft nach einem recht kurzen Prosatext. Sie nehmen die Inhalte aus dem Text noch einmal auf und drücken diese gefühlvoller, aber auch direkter aus. Der Leser oder die Leserin erhält so ein genaues Bild davon, wie sich Sigrid Alberti gefühlt hat und teilweise immer noch fühlt. Ihre Texte enthalten viel Ehrlichkeit und mit den meisten Menschen geht sie hart ins Gericht, betont aber trotzdem, dass sie einige von ihnen vermisst. Wenn man den Titel „Kann ich nicht = will ich nicht“ gelesen hat, ist man erstmal perplex und weiß nicht genau, was einem erwartet. Nach dem Lesen der Biographie wird jedoch klar, wie viel Wahrheit in dieser Aussage steckt. Es geht auch darum, sich selbst zu lieben und nicht durchgehend an sich zu zweifeln, nur weil man nicht als „normal“ gilt. Die ganze Geschichte, und damit auch der Titel, motiviert die Lesenden, mutig zu sein und diejenigen zu stärken, die nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Es ist gut, anders zu sein!

Quelle: Screenshot
Cover des Buches

Kann ich nicht = will ich nicht von Sigrid Alberti – ISBN: 978-3-99131-115-7 – 14,90 Euro

Der Beitrag ist erstmalig erschienen im WOLL-Magazin – Ausgabe Herbst 2022