DAS KÖNIGLICHE SPIEL

Quelle: Anna Graf

Schachmatt im Schachverein Schmallenberg

Fußball, Skifahren, Mountainbiken – sportliche Aktivitäten bietet das Sauerland so einige, aber nicht jeder hat Lust, beim Sport ins Schwitzen zu kommen. Da kommt eine ganz andere Sportart gerade recht: Schachspielen. Das ist doch gar kein Sport? Oh doch! Und sogar vom Internationalen Olympischen Komitee und in Deutschland vom Deutschen Olympischen Sportbund als Sportart anerkannt. Während Schach im Mittelalter noch als Mittel zur Bildung und als Ritterspiel angesehen war, ist es heute – vor allem im Turnierbetrieb – als Sport anzusehen. Vor allem ist es aber eins: Das Spiel aller Spiele. Und das wird natürlich auch im Sauerland gern gespielt.

Das öffentliche Schachspielen in Schmallenberg begann bereits in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Damals traf man sich Im Café König regelmäßig für die ein oder andere Runde Schach. Organisiert Schach gespielt wurde jedoch erst deutlich später und zwar 1948. Im Krieg und in Kriegsgefangenschaft war das Schachspielen von einigen Schmallenbergern intensiviert worden und so gründeten sie im Herbst 1948 innerhalb der Kolpingsfamilie Schmallenberg eine Schachabteilung. Daraus gründete sich 1953 schließlich der heutige Schachverein Schmallenberg 1948 e.V..

Klein angefangen

Die anfangs zehn Mitglieder trafen sich an regelmäßigen Vereinsabenden in einer Schmallenberger Gaststätte. Aus den gemütlichen Schachrunden entwickelten sich schließlich auch ein Wettkampfgedanke und so wurde neben der Austragung eigener Vereinsmeisterschaften auch eine 1. Herrenmannschaft gegründet und rangierte lange irgendwo zwischen 1. Kreisklasse und der Bezirksklasse.

Als man 1965 in die Schulen ging und Schachunterricht gab, um sich Nachwuchs heranzuziehen, konnte schon bald die erste Jugendstadtmeisterschaft stattfinden und die Jugendabteilung des Schachvereins wuchs auf immerhin 15 Mitglieder.

Quelle: Anna Graf

Ab 1980 ging es wettkampftechnisch voran: Die 1. Seniorenmannschaft stieg in die Bezirksliga auf und die Jugendmannschaft in die Jugendbezirksliga. Mit dem wachsenden Erfolg stieg auch das Interesse am Schachspielen und am Verein und damit die Mitgliederzahlen. In den 1990er Jahren schaffte die Jugendmannschaft den Aufstieg in die Verbands-, später sogar in die Südwestfalenliga.

1995 organisierte der Schachverein die Schulschachmeisterschaften in Schmallenberg. Anfang der 2000er wurde es für eine Weile etwas ruhiger um die Schmallenberger Schachjugend. Bei den Senioren tat sich dafür umso mehr: Viele talentierte Spieler versammelten sich in Schmallenberg und sorgten für den erstmaligen Aufstieg in die Verbandsklasse. Einige dieser Spieler sind keine gebürtigen Sauerländer, sondern Zugezogene, wie etwa Dr. Ulrich Fritsche.

Ehemaliger DDR-Meister

Dr. Ulrich Fritsche wurde 1943 in Ballenstedt am Harz geboren, begann als Hilfsarbeiter in Leipzig zu arbeiten und stieg nach einer Schwermetallvergiftung um auf ein Chemiestudium. Nach der Flucht aus der DDR setzte er sein Studium in Freiburg im Breisgau fort, promovierte zum Dr. rer. nat. und landete schließlich im Sauerland, genauer in Schmallenberg-Grafschaft. Hier arbeitete er ab 1973 als Laborleiter am Fraunhofer-Institut.

Das Schachspielen begann er schon früh. Nachdem er mit neun Jahren neun Monate wegen Lungentuberkulose in der Heilstätte zu Wippra verbringen musste, begann er bereits in dem jungen Alter, sich intensiv mit dem Spiel zu beschäftigen. Das blieb nicht ohne Folgen: So durfte er sich in den folgenden Jahren mit den Titeln DDR-Meister bei den Kindern U14 und DDR-Meister bei den Jugendlichen U18 schmücken. Es folgten internationale Wettkämpfe in Lettland, der Schweiz, Rumänien und Schweden. So nahm er etwa auch an der Studentenmannschaftsweltmeisterschaft im schwedischen Örebro teil. Einige seiner bemerkenswertesten Schachpartien dieses nun im Sauerland lebenden Schachtalents können heute noch online nachgespielt werden.

Quelle: Anna Graf

Freude am Schachspiel ist ungebrochen

Neben den wöchentlichen Vereinsabenden gibt es in Schmallenberger Verein inzwischen auch eine jährliche Schachfahrt, bei der es für ein Wochenende an ganz verschiedene Orte in Deutschland geht. Denn natürlich geht es den jungen und älteren Schachfreunden im Verein nicht nur um das Spielen, sondern auch um die Geselligkeit und den Zusammenhalt.

Heute besteht der Schachverein Schmallenberg e.V. aus 45 Mitglieder. 20 davon sind Kinder und Jugendliche, die schon früh ihre Leidenschaft für das Spiel aller Spiele, das so unendlich viele Möglichkeiten bietet, entdeckt haben. Sie alle treffen sich wöchentlich im Alexanderhaus Schmallenberg, wo sie im Training betreut werden. In der Saison 2023/24 stehen vier Mannschaften aller Altersklassen bereit, um sich auf Hochsauerlandebene zu messen – das spricht für sich.

75 Jahre Schach spielen im Schmallenberger Schachverein haben viele Talente hervorgebracht und haben dafür gesorgt, dass Schmallenberg in Sachen Schach gut aufgestellt in die Zukunft geht.

Quelle: WOLL Magazin