Das Hochkreuz auf dem Wilzenberg

Allen Widrigkeiten zum Trotz wurde es immer wieder neu errichtet.

Vielen Generationen von Sauerländern war es mit dieser Bezeichnung aber sehr ernst – auch heute noch. Wer an einer Führung mit dem Grafschafter Hans-Robert Schrewe über die Kuppe des Berges teilnimmt, erfährt, wie viel der Berg heute noch den Menschen bedeutet, die an seinem Fuß leben.

Seit inzwischen über 2.200 Jahren hat der Berg eine überragende Bedeutung für die Menschen. Ein „Versailles der Eisenzeit“ nennt der LWL-Archäologe Dr. Manuel Zeiler die ältere der beiden Ringwallanlagen auf der Bergkuppe. Bodenfunde legen die Annahme nahe, dass die Außenseiten der Wälle an einigen Stellen mit unbrauchbar gemachten, damals extrem wertvollen Waffen besiegter Feinde geschmückt waren. Das heißt, der Wilzenberg war weit mehr als ein praktischer Rückzugsort bei Gefahr. Ein solcher, nach außen gestellter Wandschmuck, war ein deutliches Symbol von Reichtum, Stärke und Macht in jener keltischen Zeit – und der Wilzenberg somit ein Symbolträger.

Rückzugsort bei Gefahr

Auf die eisenzeitliche Befestigungsanlage folgte eine frühmittelalterliche Burg. Burgen waren im Mittelalter nicht nur Zweckbauten, sondern Symbole der Herrschaft. Wieder trug der Wilzenberg ein weithin sichtbares Symbol. Von dieser Burg sind allerdings mehr Sagen als historische Fakten bekannt. Erzählt wird von der männermordenden Gräfin Chuniza, die als Sühne für ihre Untaten die Gründung des Klosters Grafschaft ermöglichte. Bald ging auch der Wilzenberg in den Besitz des Klosters über. Spätestens von diesem Zeitpunkt an waren es starke christliche Symbole, die ein Jahrtausend lang den heiligen Berg des Sauerlandes als solchen kennzeichneten. Das wichtigste christliche Symbol ist das Kreuz, und der Bedeutung des Berges entsprechend sollte das Kreuz auf dem Wilzenberg weithin sichtbar sein. Ob schon im Mittelalter eines aufgestellt wurde, ist nicht belegt, aber anzunehmen. Das erste historisch verbriefte Kreuz stammt aus einer düsteren Zeit: „Mitten im 30-jährigen Krieg wurde im Jahre 1626 von der ehemaligen Benediktiner-Abtei Kloster Grafschaft unter Abt Gabelus Schaffen auf der Höhe des Berges ein hölzernes Kreuz, 70 Fuß hoch, errichtet, das am zweiten Ostertag (13. April) aufgestellt wurde“, berichtet Hans-Robert Schrewe. Schon dieses Kreuz war 17,5 Meter hoch und dadurch gut sichtbar – zumal in jener Zeit der Wilzenberg nur sehr spärlich bewaldet gewesen sein dürfte.

Christliche Kultur des Sauerlandes

Die besonders exponierte Lage des Berges bedeutet für ein so großes Kreuz auf dessen Spitze ständige Anfechtungen durch das Wetter. Regen und Schnee, Stürme und Hitze nagen an der Substanz. Immer wieder musste das Hochkreuz ersetzt werden, weiß Hans-Robert Schrewe zu berichten: „Im Jahre 1935 wurde auf Privatinitiative ein weiteres Kreuz an derselben Stelle errichtet und zwar aus einer sehr alten, großen Fichte aus den Fürstenberg‘schen Waldungen am Mühlenteich. Das Kreuz wurde jedoch von Stürmen und letztlich durch Kriegseinwirkungen im April 1945 zerstört.“ Dem unmittelbar nach dem Krieg errichteten Nachfolger erging es nicht besser. 1972 war es die Katholische Kirchengemeinde St. Georg Grafschaft, die ein neues Holzkreuz aufstellte – nun mit 28 Metern Höhe, damit es auch über die Baumwipfel hinweg zu sehen war. Acht Jahre später riss eines der Halteseile. Das Kreuz stürzte am 29. Juli 1980 um, konnte aber noch im gleichen Jahr wieder aufgerichtet werden. 2015 war dann aber seine Substanz vom Wetter so stark angegriffen, dass Ersatz beschafft werden musste.

Diesmal wählte man eine Eisenkonstruktion: fünf Tonnen feuerverzinkter Stahl, Rechteckrohre von zehn Millimetern Wandstärke, wetterfester Anthrazitanstrich, Kosten rund 35.000 Euro – das sind die Eckdaten dieser wahrhaften Kraftanstrengung. Am 7. August 2015 stellte ein Schwerlastkran zusammen mit einem Trupp engagierter ehrenamtlicher Helfer das neue Kreuz auf den Berg. Dort widersteht es nun stählern Wetter und Stürmen, als Symbol für die tief verwurzelte, christliche Kultur des Sauerlandes, die sich den Anfechtungen der Zeit entgegenstemmt.

Im Jahr 2022 steht nun seit 50 Jahren ein Hochkreuz auf dem Wilzenberg, das von der Kirchengemeinde Grafschaft aufgestellt wurde. Erzbischof Hans Josef Becker selbst kommt aus diesem Anlass aus Paderborn, um am 8. Mai um 9:30 Uhr im Rahmen der diesjährigen 950-Jahr-Feier ein Pontifikalamt auf dem heiligen Berg des Sauerlandes zu feiern.

Hinweis:
Alle Details zur Geschichte des Hochkreuzes, des Wilzenberges und all seiner Bauten sind auf der Internetseite des Verkehrsvereins Grafschaft-Schanze e.V. und über den QR-Code des aktuellen Wilzenberg-Flyers zu finden:
https://grafschaft-schanze-digital.de/wilzenberg