Das Haus Feldmann-Albers

Quelle: LWL

WOLL blickt zurück

Im Jahr 1908 erschien in der Buchreihe „Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen“ als Band 25 die Abhandlung über die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Meschede. Auf 110 großformatigen Seiten und 42 ganzseitigen Bildtafeln finden sich 361 Abbildungen wichtiger Bau- und Kunstdenkmäler im Altkreis Meschede. Es handelt sich vor allem um Kirchen, Klöster und Burgen, die fotografisch dokumentiert wurden. Weiterhin ist eine große Zahl von Glocken, Kelchen, Kreuzen, Leuchtern, Madonnen, Monstranzen, Siegeln und Statuen erfaßt. Nur eine einzige Abbildung eines westfälischen Bauernhauses ist in dem Band enthalten: Das Foto des Hauses Feldmann- Albers in Oberkirchen.

Doch zum Zeitpunkt der Buch-Veröffentlichung existierte das Gebäude nicht mehr. Zwei Jahre vorher, am 21. Juli 1906, war es ein Opfer der Flammen geworden. Die Familien-Saga Feldmann-Albers weiß zu berichten, dass das dreizehn Monate alte Kleinkind Josef Feldmann-Albers, der spätere „Albers Pastor“, erst in letzter Sekunde aus dem brennenden Haus gerettet werden konnte.

Die Aufnahme, die Albert Ludorff offensichtlich selbst gemacht hat, datiert nach Angaben des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe aus dem Jahr 1904. Die Aufnahme vermittelt einen guten Eindruck von dem imposanten Gebäude. Es besticht durch eine aufwändige Gestaltung des Fachwerks, vor allem durch die Feuerböcke beziehungsweise Andreaskreuze und die Kreissymbolik in der Giebelfront, die dem Gebäude etwas Renaissancehaftes geben.

Ein Manko hat die Reproduktion des Fotos in dem Ludorffschen Band: Die in den Balken enthaltenen Inschriften, die oftmals wichtige Informationen enthalten, wie auch die Gesichter der zahlreichen Personen, die auf dem Foto abgebildet sind, kann man nicht erkennen.

Auf Wunsch von Marita Feldmann-Albers hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe von der erstaunlicherweise noch vorhandenen Original-Glasplatte im Frühjahr 2017 einen Scan hergestellt, welcher von einem Speziallabor in Düsseldorf optimiert wurde. Die hervorragende fotografische Qualität des Ausgangsfotos erlaubt es nach dessen elektronischer Bearbeitung nunmehr erstmals, die Balkeninschriften zu entziffern. Und auch die abgebildeten Personen bekommen erstmals ein Gesicht.

Auf dem Foto sind zunächst 13 Personen zu erkennen, zwei Erwachsene und elf Kinder. Jedoch ist bei entsprechender Vergrößerung eine weitere, vermutlich erwachsene Person schemenhaft hinter dem geöffneten Fenster (2.v.r.) zu sehen. Neun Kindergesichter sind prägnant wahrnehmbar. Zwei Kinder haben sich während der Aufnahme bewegt, ihre Gesichter sind deshalb unkenntlich.

Es ist zu vermuten, dass die Hausherrin Maria Feldmann-Albers geb. Eikelmeier aus Osterwald (1868–1926) die Person ist, die in dem mächtigen Deelentor steht. Sie war zum Zeitpunkt der Aufnahme 36 Jahre alt.