Das Hameckeweib

Große Not herrschte 1769 auch im Raum Belecke. Es war die Zeit des Siebenjährigen Krieges. Kaum gab es genug Nahrung für Mensch und Tier. Wer Vieh besaß, brachte es meist am frühen Morgen auf eine Viehweide in den Belecker Wald, Richtung Suttrop. Einige brachte ihre Tiere in den Wald westlich von Belecke, auch wenn der Weg dorthin beschwerlicher und länger war. Dort im Bereich der Hülsenbüsche war das Futter für das Vieh viel reichhaltiger. Hier gab es Eicheln, Bucheckern, Kastanien und einiges mehr.  

Meist waren es Kinder, die das Vieh hüteten: die Ziegen, Schweine, Rinder und manchmal sogar Pferde. Auch die Bauern Caspar Stracke und Anna-Sophia Sprenger brachten ihre beiden Pferde dorthin. Die Braunen waren ihr wertvollster Besitz. Ihr ganzes Erspartes hat sie ausgegeben, um die Tiere zu einem günstigen Preis vom Militär abzukaufen und für die Arbeit auf ihrem Hof einzusetzen. Mit den Pferden konnten sie auf den Feldern die gleiche Arbeit verrichten wie mit vier Ochsen. Eine enorme Erleichterung. 

Als sie ihre Tiere am Abend abholen wollten, waren diese nicht zu finden. Die Hüteknechte und andere Bauern, die ihre Tiere abholten, halfen bei der Suche. Doch vergebens, die Tiere waren nicht aufzufinden. Die Bauern Stracke-Sprenger waren am Boden zerstört. Ohne Erfolg gingen alle wieder zurück, beteten und zündeten in der Propsteikirche Kerzen an, um ihre Pferde gesund wiederzufinden.  

Am nächsten Tag hatten sich weitere Helfer den beiden angeschlossen. Sie suchten im gesamten Wald, sahen die Kirchturmspitze von Hirschberg, suchten in jeder Senke, in jedem Dickicht, auf Lichtungen, bis ins Möhne- und Romecketal – wieder vergebens.  

Am dritten Tag, so heißt, soll das Hameckeweib den Suchenden in der Romecke zugerufen haben: „Kommt zum Priemplatz, hier steh´n eure Braunen“. Und tatsächlich dort fanden Caspar Stracke und Anne-Sophie Sprenger ihre beiden Pferde, die sie drei Tage vorher in den Wald geschickt hatten. Sie waren gesund und wohlernährt.  

Zum Dank des Wiederauffindens errichtete die beiden Bauern den Gedenkstein aus Rüthener Sandstein am Priemplatz.  Dort steht er nun schon seit über 250 Jahren. Er wird von einigen Beleckern immer noch gepflegt und ist bis heute ein wichtiges Zeugnis dafür, wie wertvoll Pferde im 18. Jahrhundert für die Menschen waren.