Das gelobte Fest

Quelle: Kerstin Neumann-Schnurbus

Seit 1636 gelebtes Brauchtum in der Hansestadt Medebach

Seit 1636 wird in der Hansestadt Medebach jährlich „Das Gelobte Fest“ gefeiert. Seinen Ursprung hat das Brauchtum im Dreißigjährigen Krieg, und bis heute findet dieser höchste Medebacher Feiertag am Samstag vor dem 24. Juni, dem Namenstag von Johannes dem Täufer, statt. Es ist sowohl für die kirchliche als auch für die weltliche Gemeinde von großer Bedeutung. In Medebach bleiben die Geschäfte an diesem Samstag geschlossen und nur wenige Menschen verlassen die Stadt.

Hart umkämpft

Im Dreißigjährigen Krieg in den Jahren zwischen 1628 und 1640 war Medebach durch seine direkte Lage an der Grenze zwischen dem kurkölnische Herzogtum Westfalen und dem hessischen, protestantischen Fürstentum Waldeck hart umkämpft. Die Leidtragenden waren damals die Medebacher Ackerbürger und Bauern aus den umliegenden Dörfern. Die Söldnertruppen nahmen den Bauern ihre Lebensgrundlage, was dazu führte, dass viele Bauern selbst Söldner wurden, um zu überleben.

Die Hansestadt wurde mehrfach komplett abgebrannt und ausgeraubt. Ihre Bewohner und die aus dem hessischen Nachbarort Hillershausen mussten mehrmals wochenlang in die umliegenden Wälder flüchten. In dieser Zeit starben mehr als 300 Menschen an den Folgen von Hunger oder Feuer, beim Überfall und 1636 auch an der Pest. In diesen Tagen gründeten mutige Bürger die Martinibruderschaft, die ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit die Pestopfer begruben.

In diesen Kriegsjahren glaubten die Menschen, dass all das eine Strafe Gottes sei. Darum verfasste der damalige Bürgermeister Hermann Schmidt gemeinsam mit Vertretern der Stadt und der Kirche im Jahre 1636 ein Gelübde. Darin versprachen sie, ab sofort am Samstag vor dem Namenstag von Johannes dem Täufer eine Messe mit anschließender Prozession zu feiern.

Festhochamt

In diesem Jahr, 388 Jahre später, wurde das „Gelobte Fest“ am Samstag, den 22 Juni gefeiert. Der Tag begann mit dem Festhochamt in der St. Peter und Paul-Pfarrkirche mit allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Medebach, den Nachbarn aus Hillershausen und den Fahnenabordnungen der Vereine. Während der Messe wurde das Gelübde von 1636 zur Erinnerung und Erneuerung vom Medebacher Bürgermeister Thomas Grosche im Original verlesen.

Dann ging die Prozession durch die liebevoll mit Blüten und weiß-gelben Fahnen geschmückten Straßen der Medebacher Innenstadt. Sie führte auf dem überlieferten Weg von Kirchplatz über die Markt-, Öster-, Kapellen- und Kirchstraße zurück zur Pfarrkirche für den Schlusssegen.

Am darauffolgenden Sonntag wurde, wie jedes Jahr, traditionell die „Todesangst-Andacht“ gefeiert und für eine gute Sterbestunde gebetet. Auch ihr schloss sich eine Prozession mit dem selben Verlauf wie am Samstag an.