Das bewegte Leben des Karl von Wendt

Quelle: Bernhard Vorderwülbecke, Dennis Sterr

Erinnerungen an einen berühmten Gevelinghauser

Mit 24 Jahren hatte er alles – mit 48 fast nichts mehr: Karl von Wendt führte ein Ausnahmeleben, das deutliche Spuren im Sauerland hinterlassen hat. Die Geschichte eines Mannes, der stets nach dem Außergewöhnlichen strebte.  

Mächtiges Erbe 

Karl von Wendt war der Sohn Carl Freiherr von Wendt-Papenhausens. Conrad Freiherr von Wendt, Mitbegründer des Josefsheims, war sein Großvater und zudem der Schwager des bekannten Kardinals Clemens August Graf von Galen.  

Als Karl von Wendts Vater im Zweiten Weltkrieg in Russland fiel, hinterließ er seinem Sohn ausgedehnte Güter in Gevelinghausen, Wiggeringhausen und das Namensgut Papenhausen bei Lemgo. 

1961 dann trat Karl das Erbe seines Vaters an. „Damals hatte er vier Millionen Mark auf der Bank“, erinnert sich Bernhard Vorderwülbecke. Der Gevelinghauser Ortsheimatpfleger kannte den gelernten Wald- und Forstwirt persönlich. Und erinnert sich noch an den Eklat, den es gab, als von Wendt eine Bürgerliche heiratete. „Er hatte seine Hilke während seiner Stationierung in Lippstadt in einer Bar kennengelernt.“ Gemeinsam bekam das Paar drei Kinder. Sein Sohn, der Unternehmer Karl-Ludwig Max Hans Freiherr von Wendt, ist heute vielen als Schriftsteller bekannt; als Hommage an seine Heimat wählte er als Pseudonym den Namen „Karl Olsberg“. 

Die damals neue WesternstadtQuelle: Bernhard Vorderwülbecke, Dennis Sterr
Die damals neue Westernstadt

Große Pläne waren sein Markenzeichen 

In Gevelinghausen bepflanzte von Wendt 1961 die alte Josefsallee mit Rhododendronsträuchern. Im dortigen Wald ließ er auf einer Lichtung einen Gedenkstein zu Ehren seins Vaters und Schwiegervaters errichten; auch wollte er dort selbst einmal beigesetzt werden, bekam aber keine Genehmigung dafür. 

Im Alter von 30 Jahren ließ Karl von Wendt 1967 einen Schlepplift in Wasserfall errichten. 1972 baute er dort zwei Sommerrodelbahnen und ein Feriencamp und schließlich Fort Fun. Doch wie kam er auf die Idee, ausgerechnet im Hochsauerland einen Freizeitpark zu errichten? Dennis Sterr vom Fort-Fun-Club kennt die Antwort: „Damals herrschte hier eine hohe Arbeitslosigkeit.“ Zudem wurden immer mehr Kumpels aus dem Erzbergwerk Ramsbeck entlassen, bevor der Betrieb 1974 ganz eingestellt wurde. „Karl von Wendt wollte den Menschen der Region Arbeit geben.“ 

Großzügig und sorglos 

„Geld spielte für ihn nie eine Rolle.“ Ortsheimatspfleger Vorderwülbecke erinnert sich an viele Begebenheiten: „Einmal sollte Bundespräsident Karl Carstens in Olsberg sprechen. Doch wegen Glatteis kam er nicht aus Saarbrücken weg. Da sagte von Wendt: ‚Ach, ich habe doch in Schüren ein Flugzeug – ich fliege los und hole ihn!‘, und so geschah es dann auch.“ 

Überall war der Millionär als großzügiger Mensch bekannt. „Der hat den Vereinen immer Geld gegeben. Oft sogar mehr, als sie angefragt hatten.“ Auch den Einheimischen gegenüber zeigte sich von Wendt großzügig und verkaufte vielen Baugrundstücke zum Vorzugspreis.  

Immer etwas Neues 

Karl von Wendt segelte gern und begründete er auf den Elpewiesen ein jährliches Reitturnier, zu dem die gesamte damalige Reiterelite Deutschlands kam.  

Seine größte Leidenschaft aber war der Motorsport, dem er von 1959 bis 1971 frönte. Er fuhr alles – von Kart bis hin zur Formel 3. 1966 erreichte er als Fahrer den zweiten Platz der Nationalwertung, 1967 wurde er mit Porsche Europameister, besaß später einen eigenen Rennstall (German BG Racing) und initiierte das Nuttlarer Bergrennen. 

Sein ehrgeizigstes Projekt war wohl der Bau des Sauerlandringes. Er lud sogar Helmut Schmidt, damals Fraktionsvorsitzende der SPD, und seine Loki ein, sich den Plan für die Rennstrecke anzusehen. Doch die Genehmigung zum Bau wurde ihm vom Ministerpräsidenten von NRW verweigert. Da die nächste Autobahnabfahrt damals Soest-Ost war, hatte der Sorge, dass es zu Staus bis Dortmund kommen würde.  

Die gerade eröffnete WildwasserbahnQuelle: Bernhard Vorderwülbecke, Dennis Sterr
Die gerade eröffnete Wildwasserbahn

Danach beendete von Wendt seine Motorsportkarriere. Seine Ehe scheiterte und er verlor immer mehr Geld. 1985 musste er Fort Fun sowie Schloss Gevelinghausen, das seit 1796 im Familienbesitz war, verkaufen. Der übrige Landbesitz ging an Fabrikant Heinz Kettler und Karl von Wendt kehrte Deutschland den Rücken. 

Ein letztes Mal… 

Vor seinem Tod ließ von Wendt noch einmal seinen alten Traum aufleben: Er tauschte ein geerbtes Stück Buschland in Kanada mit der Regierung gegen ein Grundstück an der US-amerikanischen Grenze und errichtete dort einen kleinen Freizeitpark. Karl von Wendt bewegtes Leben endete am 6. Februar 2006.