Das andere Dorfleben – Fortsetzung

Corona-Wochenberichte von einem Schüler

Das neuartige Corona-Virus macht vor nichts Halt. Auch hier im Sauerland geht COVID19″ um und verändert nicht nur das Verhalten der Menschen, sondern sorgt ebenso für eine Umstrukturierung des bisher gewohnten Alltags. Schüler Frederik berichtet dem WOLL-Magazin erneut von seinen Erlebnissen.

11.04.- 17.04.20
Wiederholungen von Woche zu Woche und ein doch zunehmender monotoner Ablauf von Tätigkeiten, wie Wandern oder Radfahren, macht einen sehr stark darauf aufmerksam, in was für einer Zeit man vorher gelebt und gehetzt hat. Das Osterfest und allgemein diese Osterferien wären bei mir mit Besuchen und der Kommunion meines Bruders ausgefüllt gewesen. Was soll man sagen: es war sehr entspannt dieses Jahr. Man verschickte selbstgemachte Karten, schmückte das Haus in aller Ruhe mit einer leichten Farbenpracht und kreierte ein Menü, das sich vom Alltag abhebt und was nur möglich ist, wenn man Zeit hat. Man war als Familie zusammen – wie so oft in letzter Zeit. Letztes Jahr traf man sich als Familie zum Essen an Ostermontag und beherbergte Verwandte. Alles war stressig – Hotelbuchungen, Reservierungen. Man hatte die erste Woche Ferien genossen und mit Arbeit gefüllt.

Dieses Jahr sieht es so aus, dass man draußen alles bereits so gut wie erledigt hat und in der Woche nach Ostern händeringend nach Aufgaben sucht und sich insgeheim sogar schon wieder auf Schulaufgaben freut. Mein Vater hatte in der Woche nach Ostern Urlaub, sodass wir noch mehr Zeit hatten, um noch mehr zu Wandern. Mein Vater hatte auch ernsthaft damit begonnen, Inliner zu fahren. Auf diese Idee wäre er im normalen Alltag niemals gekommen. Ich selbst bin eigentlich ein Freund des Lernens und schaue gespannt auf die anstehende Entscheidung des weiteren Schulverlaufes. Beruhigend für mich ist, dass der Start der Abgangsklassen nun terminiert wurde. Ein kleiner Lichtblick für die nun folgenden Wochen ist, dass kleine Läden wieder öffnen können und dass man nach dem Home-Office wieder einigermaßen den annähernden Versuch des Schulbesuches wagen kann.

20.04-24.04.20
In dieser Woche begann wieder der Alltag, welchen man auch von vor den „Osterferien“ erlebt hat. Wie viele andere Familien auch, haben wir einen „Corona-Tagesplan“ erstellt und somit verlief die Woche wie der Plan es vorgab und wie wir es bereits kannten. Auch hier waren Highlights wieder Einkaufen und Rausgehen. Die Freizeit beginnt, sich in ihrem monotonen Kreislauf zu drehen, wird jedoch von der neuen Abwechslung der Schulaufgaben ein Stück weit unterbrochen. Bei uns in der Schule werden Aufgaben nun per Microsoft Teams vermittelt, Videokonferenzen durchgeführt und ein enger Austausch mit den Lehrern entsteht. Auch wenn die Aufgaben den Morgen gut füllen und die wechselnden Fächer ein wenig Abwechslung an den Tag legen, bleibt es dennoch unverändert monoton.

In der Schule haben die 10.-Klässler nun ihren „normalen“ Schulalltag aufgenommen, um sich auf die im Mai anstehenden Abschlussprüfungen vorzubereiten. Um den Abstand zu wahren, geschieht dies in Fünfer-Gruppen, welche nun eine sehr starke Förderung der Lehrer erfahren. Auf dem Schulhof wurden ebenfalls Schutzmaßnahmen vorgenommen. Verteilt auf dem Pausenhof befinden sich Markierungen, die den Abstand zu den anderen Gruppen verdeutlichen sollen. Auch in dieser Woche gibt es einen kleinen, spannenden Ausblick zu erwarten, denn ab kommendem Montag ist das Tragen von Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln, sowie beim Einkauf, Pflicht. Ich bin gespannt, ob trotz dem Schutz, den diese Maske für viele vermittelt, die vorgegebenen Abstände dennoch eingehalten werden und das Kontaktverbot nicht in Vergessenheit gerät.

26.04-01.05.20
Auch diese Woche war vor Eintönigkeit nicht zu übertreffen. Schnell war man wieder im gewohnten Trott. Morgens Schulaufgaben, nachmittags Freizeit. Man hat im Garten nichts mehr zu erledigen und auch die Schulaufgaben sind größtenteils schon in der Mitte der Woche erledigt. Ab dieser Woche ist meine Mutter anderweitig vom Arbeitgeber eingeteilt worden und nun kommt für uns die Veränderung, dass sie mehrmals pro Woche zum Dienst erscheinen muss und wir den Ablauf neu organisieren müssen. Hätte man im Vorfeld gewusst, dass uns so ein Lockdown erwartet, hätte man sich viele Tätigkeiten im Haus für den Frühling aufgehoben. Bereits im Winter haben wir ausgebessert, Schränke aufgeräumt und Zimmer renoviert. Glücklich sollen die sich schätzen, die sehnsüchtig auf den Sommer gewartet haben, wo nun große Projekte wie Poolbau oder ähnliches anstehen.

Ein „außergewöhnliches“ Ereignis war eine Beerdigung in unserem Dorf in Zeiten von Corona. Die Beisetzung fand ausschließlich im engsten Familienkreis statt, ohne Messdiener etc und unter Einhaltung der Abstände. Die Dorfbewohner konnten nicht an der Beisetzung teilnehmen, doch man sah viele, die ihre Anteilnahme dadurch zum Ausdruck brachten, indem sie aus Entfernung dabeistanden. Zusätzlich wurde ein Kondolenzbuch in der Kirche ausgelegt, in welches sich jeder eintragen kann. Alles in allem hoffe ich darauf, dass das Landesministerium nun beschließt, dass unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen vielleicht wieder Zoos, Freilichtmuseen und auch die Gastronomie geöffnet werden.