„Dann kam das mit den Computern!“

Erinnerungen an Krieg, Unrecht und eine lange Geschichte

Die vierzehn Nothelfer und der Jakobsweg

Elisabeth Hesse hat in den vergangenen Monaten regelmäßig Kopien, Schriftstücke und neue Informationen über ihr Dorf Werntrop an die WOLL-Redaktion geschickt. Sie hat sich sehr intensiv mit der Geschichte des kleinen Dorfes an der Landstraße zwischen Felbecke und Bracht beschäftigt und kann eine Menge darüber erzählen. Vieles hat sie in Schriftform festgehalten, aus älteren Quellen oder anhand von Erzählungen und Berichten aufgeschrieben. Sie möchte, dass die jungen Generationen dies erfahren. „Das Heiligenhäuschen der 14 Nothelfer in der Feldflur zwischen Selkentrop und Werntrop ist ein Wegzeichen und ein Symbol für das Leid und Unrecht, das es auch in unseren Dörfern gibt. Darüber sollte jeder hier Bescheid wissen“, sagt Elisabeth Hesse.

Früher stand bei dem Heiligenhäuschen eine alte Linde. „Heute zieht das Kreuz mit Corpus und das Heiligenhäuschen mit den Bildern der 14 Nothelfer die Bli- cke der vorbeifahrenden Autofahrer und Radfahrer und auch der Wanderer an“, erläutert Elisabeth. Das Bild, ein Holzrelief, wurde dank einer Spenderin aus Werntrop von dem Bildhauer Alois Hoppe aus Sögtrop geschaffen, im Mai 1992 von ihm angebracht und am 3. Oktober 1993 durch Pastor Kawaletz unter großer Beteiligung der Dorfbewohner von Selkentrop und Werntrop eingeweiht. Elisabeth Hesse klingt begeistert und froh, wenn sie berichtet, dass bei den „14 Nothelfern“ viel gebetet wird und fast zu jeder Zeit dort Kerzen brennen. Auf einer kleinen Schiefertafel, die vor dem Holzrelief liegt, steht in Goldschrift: „Den Hl. 14 Nothelfern für Erhörung an einem Anliegen vielen Dank.“

Quelle: Heidi Bücker

Elisabeth Hesse kennt viele Geschichten aus vergangenen Tagen. Eine liegt ihr sehr am Herzen: Bei den Kampfhandlungen zum Ende des Zweiten Weltkrieges um und in Werntrop am 8. und 9. April 1945 fielen auf deutscher Seite fünf Soldaten. Diese wurden vom damaligen Pfarrer des Dorfes, Pastor Schüthuth neben dem Heiligenhäuschen in geweihter Erde begraben. Pastor Schüthuth selbst starb Anfang 1950 nach dem eben vollendeten Hl. Messopter am Altar in der St. Agatha Kapelle in Werntrop. Die fünf Gräber der gefallenen deutschen Soldaten wurde liebevoll gepflegt. 1959 erfolgte die Umbettung der Gebeine von Werntrop zur Kriegsgräbergedenkstätte nach Meschede-Eversberg. Elisabeth Hesse wirkt nachdenklich, wenn sie zum Abschluss sagt: „Auf dem kleinen, ehemaligen Soldatenfriedhof bei dem Heiligenhäuschen blühen im Frühling immer wieder Schneeglöckchen und Osterglocken. Eine Mahnung an uns Menschen: Haltet Frieden zu jeder Zeit.“

Die Spuren der Jakobswege lassen sich entlang der Heidenstraße an vielen Orten finden. So führte der Jakobsweg von Wormbach nach Elspe an der Werntroper Mühle vorbei. Obwohl diese lange Strecke von Deutschland zum Grab des Hl. Jakobus schon beschwerlich war, wichen viele Pilger oft noch von der direkten Route ab, um weitere Jakobuskirchen und -kapellen zu besuchen. Da in der Werntroper Kapelle bis Ende des Zweiten Weltkrieges auch eine Statue des Hl. Jakobus war, ist anzunehmen, dass auch hier die Pilger einkehrten. Pastor Erik Richter, Wormbach, segnete in einem Abendgottesdienst am 24.10.2015 einen Pilgerstempel, der die Inschrift trägt: „Am Pilgerweg Heidenstraße St. Agatha Werntrop.“ Den Stempelmittelpunkt ziert die Agatha-Kapelle, eine Federzeichnung des bekannten Mescheder Malers Gerhard Becker. Küsterin Elisabeth Hesse freut sich, dass Pilger nun in ihrem Pilgerausweis, auf Spanisch credencial, bezeugen können, dass sie Gast in der Werntroper Kapelle waren.