Cowboys im Sauerland?

Quelle: Klemens Kordt

Der Verein Rinderhirten e.V

Jeder kennt das romantisch gezeichnete Bild vom Cowboy, der tagsüber im Sattel sitzt und Rinderherden treibt, abends am Lagerfeuer hockt und unter dem Sternenhimmel schläft. Auch wenn das Leben der Cowboys nicht so leicht ist: Es gibt sie noch. Zum Beispiel in den USA und in anderen Gegenden, wo Rinder auf großen Flächen gehalten werden. Dort hat sich die Arbeit mit dem Arbeitskollegen Pferd bewährt und es gibt keinen gleichwertigen Ersatz. Die Arbeit zu Pferd ist außerdem für die Natur schonender als der Einsatz von Fahrzeugen. Daher werden beispielsweise auch in der Forstwirtschaft wieder vermehrt Rückepferde eingesetzt.geplant

In Deutschland gibt es aufgrund der traditionellen kleinbäuerlichen Landwirtschaft keine Tradition, Rinder zu Pferd zu hüten, zu versorgen oder zu anderen Weideflächen zu bringen. Auch die inzwischen sehr großen, modernen Milchviehbetriebe benötigen in der Regel keine berittenen Arbeiter. Dass trotzdem, auch bei uns in Deutschland, viele Landwirte von der Rinderarbeit mit dem Pferd profitieren können, zeigen wir vom Verein „Rinderhirten e.V.“. Denn allein in Nordrhein-Westfalen gibt es inzwischen rund 6.000 Mutterkuhhalter. Durch die sehr artgerechte Tierhaltung auf großen Weiden an der frischen Luft sind die Tiere oft nicht sehr an den Menschen gewöhnt, der Umgang mit ihnen ist teilweise nicht einfach.

Die Arbeit des Vereins

Unsere Partnerbetriebe melden sich bei uns, wenn sie Hilfe brauchen. Das kann zum Beispiel das Aussortieren von Jungbullen aus einer großen Herde auf eine andere Weidefläche sein oder das Setzen von Ohrmarken oder die Blutabnahme, wozu die Tiere separiert und in einen Behandlungsstand gebracht werden müssen. Zu Fuß wären die Bauern oft den ganzen Tag mit dieser Aufgabe beschäftigt. Und obwohl wir immer in aller Ruhe arbeiten, um die Tiere nicht unnötig zu stressen, brauchen wir als Reiter nur einen Bruchteil der Zeit für diesselbe Aufgabe.

Oft werden die kleinen, geplanten Einsätze mit einem Vereinstraining kombiniert, wie zum Beispiel bei Gerd Ostholt, Biobauer in Iserlohn. Hier können gezielt bestimmte Dinge geübt werden. Beim „Setteln“ der Tiere wird die ganze Herde an einem Punkt gehalten und einzelne Tiere, die sich von der Herde entfernen wollen, werden wieder zurückgedrückt. Diese Vorgehensweise ist auf den großen Flächen in den USA entstanden, wo es keine Zäune gibt. Aus dem Setteln kann die Herde beispielsweise einfach in zwei Teile geteilt werden, indem ein Reiter mitten durch die Herde reitet, oder ein einzelnes Tier kann von einem Reiter von der Herde separiert werden. Es kann auch die ganze Herde über einen bestimmten gedachten Weg über die Weide bewegt werden.

Naturschutzprojekte mit zum Beispiel Heckrindern können von den Rinderhirten betreut werden, denn trotz des wilden Lebens der Tiere unterliegen auch sie dem europäischen Tierseuchengesetz. So müssen sie wie alle anderen Rinder auch Ohrmarken und jährlich Blut abgenommen bekommen. Diese Behandlung passiert teils unter Lebensgefahr für Forstbeamte, die zu Fuß arbeiten müssen. Wenn irgendwo ein paar Rinder ausgebüxt sind, ist auch das ein Fall für die Rinderhirten. Wir kommen dann, um sie wieder auf die Weide oder in ein geschlossenes Areal zu treiben.

Quelle: Louis Wiethoff

Nicht nur die Reiter haben Spaß daran

Sobald die Pferde gelernt haben, dass die Rinder vor ihnen weichen, wenn wir auf sie zureiten, gewinnen sie Freude an der Aufgabe. Sie denken blitzschnell mit und erkennen einen Sinn in dem gemeinsamen Tun. Das macht am Ende des Einsatzes dann nicht nur die Rinderhalter und Reiter, sondern auch die Pferde sehr zufrieden.

Zur Arbeit mit den Rindern braucht man keine bestimmte Pferderasse oder Reitweise. Reiter aller Reitweisen sind in unserem Verein willkommen, denn es geht bei uns nicht um das Outfit, sondern darum, eine gute, sinnvolle Arbeit zu tun, an der wir und unsere Pferde sogar noch Freude haben. Durch den Ausbildungsweg für Neulinge im Verein wird gewährleistet, dass die Arbeit sicher und so ruhig wie möglich für Mensch und Tier abläuft.

Wer sich als Landwirt dafür interessiert, mit den Rinderhirten zusammenzuarbeiten, oder als Reiter mitmachen möchte, wendet sich an www.rinderhirten-verein.eu.