„Corona“ statt Schützenfeste – Sauerländer zeigen Flagge

Grün-weiße-Fahne am Heißluftballon – die Majestäten auf dem Traktor

Herbst im Sauerland heißt: Nicht nur der Sommer ist vorüber, sondern auch eine lange Schützenfest-Saison. Doch die hat diesmal wegen Corona nicht stattgefunden. Das traditionsreiche Fest in unseren Dörfern und Städten musste ausfallen. Das hat weh getan. Doch die Schützenvereine und Bruderschaften ließen sich von dem Virus nicht unterkriegen – sie zeigten Flagge, im wahrsten Sinne des Wortes. Mit den ulkigsten Ideen wurde an das Fest der Feste im Sauerland erinnert und Mut fürs nächste Jahr gemacht.

Schützen lassen sich nicht unterkriegen

Still liegt das Oenetal unter dem Ballon, der in einiger Höhe fast schwerelos durch die Luft gleitet. Obwohl das erste Juni-Wochenende, an dem traditionell das Schützenfest in Lennestadt-Oberelspe gefeiert wird, unmittelbar bevorsteht, können die Ballonfahrer den üblichen Trubel nicht ausmachen. Ebenso ruhig wie die satt-grüne Landschaft liegt auch der Festplatz in der Dorfmitte vor ihnen. Doch überrascht davon sind sie keineswegs, ganz im Gegenteil: Daniel Schulte und Christian Richard zeigen Flagge, eben weil es in diesem Jahr kein Schützenfest geben wird.

Die Oberelsper Jungschützen über Elspe: Im gesamten Oenetal wurde Flagge gezeigt. Foto: Stefanie Funke

Mehr als die Hälfte der Oberelsper ist – wie im Sauerland üblich – Mitglied im Schützenverein; ein Jahr ohne die mit Fahnen geschmückten Straßen, den majestätischen Festzug und den Duft von gebrannten Mandeln konnten sich die wenigsten vorstellen. Als Ende April mit der Absage aller Lennestädter Schützenfeste klar war, dass auch im Oenetal nicht gefeiert werden durfte, war das für die aktive Dorfgemeinschaft kein Grund, sich unterkriegen zu lassen.

Schützenfest mal anders

Vielleicht lag es an der mutmachenden Osterhasenfamilie, die im Frühjahr am Ortseingang Dorfbewohner und Durchfahrende begrüßte; jedenfalls kam schnell noch eine Schützenfamilie hinzu, die die Vorfreude auf das Festwochenende steigern sollte. Festwochenende? Ja, inzwischen hatten sich überall kleine Grüppchen zusammengetan, die das Beste aus den Umständen machen wollten. Vogelschießen, Schützenzug, Dicke-Backen-Musik und natürlich Flagge zeigen, das alles unter erschwerten Bedingungen – für die Oberelsper kein Problem.

Am Schützenfestwochenende wurden überall in Oberelspe, Altenvalbert, Burbecke, Habbecke und Elsperhusen die Fahnen gehisst, der Musikverein Bilstein brachte echte Schützenfest-Musik ins Dorf, die noch aus der Ferne zu vernehmen war, und ein Stand in der Dorfmitte verströmte den Geruch von gebrannten Mandeln und Popcorn, den so sehr vermissten Duft von Schützenfest.

Die Oberelsper Jungschützen über Elspe: Im gesamten Oenetal wurde Flagge gezeigt. Foto: Stefanie Funke

Majestäten auf dem Traktor

In Habbecke fand dann tatsächlich auch noch ein kleines Corona- Vogelschießen mit Schutzanzug und Ganzkörperdesinfektion statt, doch Highlight war sicherlich der absolut einmalige Festumzug: Da die Menschen im Oenetal ja zuhause bleiben sollten, mussten die Majestäten folglich zu ihnen kommen. Stilecht mit Traktor und Festwagen waren das Kaiser-, Königs- und Jungschützenkönigspaar zusammen mit ihrer Leibgarde und jeder Menge Verpflegung ganze sechs Stunden unterwegs, um wirklich jede Straße abzuklappern; überall wurden sie begeistert empfangen.

An diesem Pseudo-Schützenfest-Wochenende haben sich jede Menge Hotspots entwickelt, aber es waren Hotspots der guten Laune. Die übereinstimmende Meinung: „Ein Jahr, an dem die Schützenfahne am Heißluftballon hängt und die Majestäten auf dem Traktor sitzen, werden wir nicht so schnell vergessen, aber im nächsten Jahr darf doch gern alles wieder ganz normal sein!“