Autor aus dem Sauerland mit neuem Buch: Corona-Ge(t)witter

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Am. 9. Dezember des vergangenen Jahres hat WOLL mit Prof. Dr. Stefan Homburg ein Interview zum Thema Corona geführt (https://woll-magazin.de/rea). Damals warb er für eine realistische und humanistische Position. In diesen Tagen ist Homburgs neues Buch mit dem Titel „Corona-Getwitter – Chronik einer Wissenschafts-, Medien- und Politikkrise“ erschienen. Der im Sauerland (Lüdenscheid) geborene und aufgewachsene Ökonom ist für seine Kritik an den Coronamaßnahmen von manchen Medien heftig angegangen worden. Wir haben ihn zu seinem neuen Buch und zu seinen Erfahrungen in den zwei Jahren Corona-Pandemie befragt.

Warum ein Buch?

WOLL: Herr Prof. Homburg, Sie haben von einigen Medien wegen ihrer Äußerungen zur Corona-Politik mächtig einen aufs Dach bekommen, wie man im Sauerland so sagt. Warum jetzt ein Buch zu diesem Thema?

Prof. Dr. Stefan Homburg: Jeder, der einmal im Zentrum öffentlichen Interesses gestanden hat, kennt das Problem: Berichtet wird weniger, was man selbst sagt, sondern was andere über einen sagen. Mit einem Buch kann man den dabei entstandenen Verzerrungen und Parodien entgegenwirken und die eigene Position authentisch verdeutlichen. Außerdem sind Zeitungsmeldungen oder Beiträge auf Twitter vergänglich. Ein Buch hingegen bleibt und wirkt dauerhaft.

WOLL: In dem neuen Buch sprechen Sie von drei Krisen: einer Wissenschaftskrise, eine Medienkrise und eine Politikkrise. Was genau soll der Normalbürger darunter verstehen? Und was hat das mit Corona zu tun?

Prof. Dr. Stefan Homburg: Viele Wissenschaftler, vor allem Ärzte und Juristen, sind einfach entsetzt über die Ereignisse der letzten beiden Jahre. Die Politik hat Lockdowns verordnet, obwohl alle Lehrbücher davon abrieten, und sie hat Impfstoffe zugelassen, die nicht sorgfältig getestet waren. Harmlose Demonstranten wurden zusammengeschlagen und Millionen Menschen zu einer Impfung gedrängt, die sie nicht wollten. Einige ausgewählte Hofwissenschaftler haben dazu applaudiert, und fast alle Medien haben völlig unkritisch berichtet. Viele Menschen, die ich kenne, hätten dergleichen niemals für möglich gehalten. Ich auch nicht.

Medien haben unkritisch berichtet

WOLL: Einige ehemalige Studenten und Professorenkollegen haben sich von Ihnen abwendet, andererseits sind unzählige neue Fans und Befürworter ihrer Analysen und Thesen dazu gekommen. Wie kann einem, bitte verzeihen Sie den Ausdruck, auf Zahlen fixierten spröden Finanzwissenschaftler so etwas passieren?

Prof. Dr. Stefan Homburg: Die Coronakrise hat die Gesellschaft insgesamt gespalten, auch Familien, Bekanntschaften und Freundschaften zerstört. Ich würde sagen, fast alle haben Freunde gewonnen und verloren, da bin ich kein Sonderfall. Und Zahlen sind eigentlich nie spröde, wenn es um Machtpositionen und Wohlstand geht. Das habe ich in 30 Jahren als Steuerwissenschaftler nur zu oft gemerkt.

WOLL: Wie wird sich die Diskussion in der Corona-Politik in den kommenden Monaten entwickeln? Ist das Corona-Thema durch?

Prof. Dr. Stefan Homburg: Ich glaube nicht, dass das Thema durch ist, leider. Es geht ja im Kern nicht um ein Virus, sondern darum, dass wir viele Freiheitsrechte vielleicht dauerhaft eingebüßt haben. Denken Sie an die unzähligen Grundrechtsverstöße, die das Bundesverfassungsgericht allesamt durchgewinkt hat, oder an die neue digitale EU-Identität. Auch die überzogenen Instrumente des Infektionsschutzgesetzes gelten weiter. Sobald das nächste Allerweltsvirus auftaucht, sind wir möglicherweise wieder im Lockdown. Auch das Thema der Impfpflicht ist keineswegs durch.

WOLL: Eine abschließende Frage an Sie als Sauerländer: Sollten die Sauerländer die „frische Luft in den Bergen“ wieder als Werbeslogan in ihre Botschaften verpacken?

Prof. Dr. Stefan Homburg: Ohne Marketingfachmann zu sein würde ich sagen: Das klingt doch gut!

WOLL: Wir wünschen Ihnen eine gute Resonanz für das neue Buch und hoffen, Sie bald hier im Sauerland wieder einmal begrüßen zu dürfen.

Prof. Dr. Stefan Homburg: Gern. Vielen Dank auch Ihnen.

Wer einen Blick in das Buch werfen möchte, hier kann man die ersten 19 Seiten lesen.