Lennestädter Gemeinden wollten „Heilig Abend“ gemeinsam auf der Elsper Freilichtbühne feiern
Die Bänke sind bis auf den letzten Platz gefüllt, die Kerzen brennen und laut ertönt es aus hunderten Kehlen: „Christus, der Retter ist da“. Vielleicht ist es genau diese Botschaft der Weihnacht´, vielleicht auch eine kleine Portion romantischer Verklärtheit – fest steht jedenfalls: Weihnachten wird mit der Christmette eingeläutet! Doch was passiert, wenn eine dicht gedrängte Gemeinde, wenn gemeinsames Singen und Feiern nicht vorstellbar ist? Muss Weihnachten dann etwa ausfallen? „Keineswegs,“ sagt Pfarrer Christoph Gundermann, der Leiter des Pastoralen Raumes Lennestadt, „ganz im Gegenteil haben wir so vielleicht die Chance, die Heilige Nacht einmal auf eine ganz andere Weise zu erleben.“
Die Türen öffnen
„An Weihnachten feiern wir, dass Jesus in unser Leben gekommen ist. Gerade in ungemütlichen Zeiten sollten wir ihm die Türen öffnen, ihn an unserer Seite wissen“, also ist es Pfarrer Gundermann und dem Pastoralteam der katholischen Kirchengemeinden in Lennestadt auch – oder gerade – in diesem besonderen Jahr wichtig, die Christmette mit möglichst vielen Gemeindemitgliedern zu feiern. In der Gesellschaft beobachtet er eine neue Sensibilisierung für die Zerbrechlichkeit des Lebens, eine Rückbesinnung auf das, was wirklich wichtig ist. In einer Situation, in der „Christus, der Retter ist da“ noch mal eine ganz andere Bedeutung hat, möchten die Kirchengemeinden die Türen öffnen, damit die Menschen diese Einladung annehmen und Jesus ihr Herz öffnen können.
An diesem besonderen Heiligabend würden die Kirchengebäude im Pastoralen Raum Lennestadt allerdings nicht ausreichen, um die Gemeinden mit genügend Abstand unterzubringen; doch so lange wie einst Maria und Josef mussten die Pfarrer nicht suchen, um eine geeignete „Unterkunft“ zu finden: „Die Freilichtbühne in Elspe bietet unter den geltenden Abstandsregeln eintausend Menschen Platz, es gibt ein fertiges Hygiene und Anmeldekonzept, und so fiel mir direkt der Vorschlag eines Gemeindemitglieds, auch dort mal eine Messe zu feiern, wieder ein, als es um die Planungen der Christmette ging“, erzählte Pfarrer Gundermann noch vor wenigen Wochen dem WOLL-Magazin.
Schnell war der Kontakt zu Philipp Aßhoff, dem Geschäftsführer des „Elspe Festival“, hergestellt, und da dieser auch schon die gleiche Idee gehabt hatte, waren keine Überzeugungskünste mehr nötig: Die Gemeinden des Pastoralen Raums Lennestadt wollten die Christmette auf der großen Freilichtbühne feiern – sofern es die dann geltenden Maßnahmen zulassen. Und genau die machen nun einen Strich durch die Rechnung. Nur wenige Stunden vor Redaktionsschluss dieser WOLL-Ausgabe erreichte die Redaktion die Nachricht, dass die geplante Christmette auf der Karl-May-Bühne aufgrund der neuesten Corona-Schutzverordnung (Stand 2. Dezember 2020) abgesagt werden muss. „Es ist schade, aber wir müssen uns auf der vorsichtigen Seite bewegen“, sagt Pfarrer Gundermann. Thomas Schauerte, Verwaltungsleiter im pastoralen Raum Lennestadt, meint: „Wir sind dem Elspe-Festival sehr dankbar, dass sie uns so großartig unterstützt haben.“ Was nicht ist, könne ja noch werden. Nicht ausgeschlossen sei beispielsweise die Osternacht, so Corona das denn zulässt. Elspe-Festival Geschäftsführer Aßhoff blickt optimistisch in die Zukunft: „Es wäre sehr schön gewesen. Aber wenn nicht jetzt, dann eben später!“
Die „Stille Nacht“ im Schatten der Felsen
„Unsere Weihnachtstraditionen sind schön, doch vielfach haben wir uns so sehr an sie gewöhnt, dass wir sie gar nicht mehr hinterfragen. Der Kern, die eigentliche Botschaft, ist doch die Freude darüber, dass Gott Mensch geworden ist und in seinem Sohn in unser Leben gekommen ist. Dies noch einmal neu zu erleben, einen anderen Zugang zu finden, halte ich für eine große Chance.“, hatte Pfarrer Gundermann noch vor wenigen Wochen auf die Frage geantwortet, ob die Planung nicht auch eine Herausforderung sei.
Vermutlich wäre zwar das Licht der Kerzen von der riesigen Naturbühne verschluckt worden… Doch sei es nicht genau diese Dunkelheit, in die das Licht der Welt geboren wurde? „So werden wir viel näher ans biblische Geschehen herankommen. In der Krippe war es schließlich auch nicht mollig warm…“, gab Pfarrer Gundermann in unserem ersten Gespräch zu bedenken. Doch das ist nun alles nicht mehr möglich. Gundermann: „Wir werden in den zwölf Pfarrkirchen in Lennestadt die Christmette feiern. Mit den dann gültigen Abstandsregeln.“ Gemeinschaft erleben trotz Abstand – auf der Freilichtbühne wäre dies für Christen wohl ein einmaliges Erlebnis geworden. Selbst der langjährige „Winnetou“ Darsteller Jean-Marc Birkholz, der in Minsk lebt, hatte die ursprüngliche Idee gelobt: „Für die Christmette gibt es wohl kaum einen authentischeren Ort als den Rübenkamp. Die Ställe in der Nähe, umgeben von der Natur; wenn dann noch gesungen wird, kommt bestimmt eine magische Stimmung auf … Karl May wäre glücklich gewesen, Weihnachten dort zu erleben, wo Winnetou normalerweise seinen Friedensappell hält!“
Nun ist alles anders. Aber nicht hoffnungslos.