Können Sauerländer Unternehmen vom europäischen Wiederaufbauplan profitieren?

Peter Liese und Johannes Huxol

Arnsberg/Sauerland. Die durch Corona ausgelöste Wirtschaftskrise hat viele Branchen und Länder in Europa erfasst. So auch die Leuchten-Industrie im Sauerland. Die TRILUX Gruppe aus Arnsberg-Neheim spürt diesen Einbruch ganz besonders in den südlichen Ländern Europas. TRILUX betreut internationale Kunden durch 30 Tochtergesellschaften und zahlreiche Vertriebs-partner – zum Großteil im Kernmarkt Europa. „Das schnellere Wiederanlaufen der europäischen Märkte durch den Anstoß einer EU-Renovierungswelle würde helfen, die wirtschaftlichen Folgen durch die Pandemie in Europa zu reduzieren“, so Johannes Huxol, Chef Financial Officer TRILUX gegenüber der Presse. Dabei setzt das Sauerländer Unternehmen auch auf die EU-Ökodesignrichtlinie, die Qualitätsstandards für alle Hersteller verbindlich regelt, die ihre Produkte in Europa verkaufen wollen.

Europäische Wirtschaft muss schnell wieder anlaufen

Bei einem Pressetermin bei TRILUX in Arnsberg-Neheim forderte der heimische Europaabgeordnete Peter Liese, dass der Wiederaufbauplan „Next Generation EU“ so schnell wie möglich, nach dem Beschluss durch die EU-Regierungschefs, auch die Hürden im Parlament nehmen möge. Zusammen mit Jörg Minnerup, Leiter Strategie Lichtechnik bei TRILUX, ist sich der Europapolitiker einig, dass das Geld zielgerichtet investiert werden muss. „Wir dürfen der jungen Generation nicht nur hohe Schulden überlassen, sondern die Investitionen müssen in eine zukunftsorientierte Infrastruktur gehen.“ Hiermit sind nach Vorstellungen der EU vor allem die Themen Digitalisierung und Klimaschutz gemeint. Peter Liese: „Unternehmen aus dem Sauerland, wie zum Beispiel die Firmen aus der Leuchten-Industrie, sind bei der Herstellung von klimafreundlichen Produkten führend“. Bei der Erarbeitung von Energieeffizienzanforderungen hat sich der Sprecher der EVP-Fraktion im EU-Ausschuss für Umweltfragen intensiv mit den Herstellern in der Region ausgetauscht. Durch die sogenannten EU-Ökodesign-Richtlinien werden diese Standards für alle Hersteller, die ihre Produkte in Europa verkaufen wollen, also auch für die Anbieter aus Drittstaaten, verbindlich geregelt. „Damit eröffnen sich weitreichende Chancen für europäische Hersteller“, erklärte Johannes Huxol, der Finanzchef von TRILUX.

Auf Abstand
Europaabgeordneter Peter Liese (Mitte) und Johannes Huxol (vorne rechts), Finanzchef von TRILUX im Technik-Forum von TRILUX. Foto: WOLL/Hermann-J. Hoffe

Leuchtenindustrie im Sauerland bei klimafreundlichen Produkten führend

„Energie, die erst gar nicht erzeugt werden muss, belastet auch das Klima nicht und Verbraucherinnen und Verbraucher sparen bei der Stromrechnung“, begründete Liese die Zielrichtung. Unter die neuen Maßnahmen fallen unter anderem auch Lichtquellen und separate Betriebsgeräte, wie sie unter anderem auch von TRILUX produziert werden. Mit errechneten Einsparungen von rund 46 Millionen Tonnen CO-2 allein durch diese Maßnahmen, entspricht das dem jährlichen Energieverbrauch Dänemarks oder dem CO-2-Ausstoss von 27 Millionen PKWs (nach Angaben der EU-Kommission spart ein normaler Haushalt durch diese Maßnahmen im Durchschnitt 150 Euro pro Jahr, weil Strom- und Wasserrechnung entsprechend niedriger werden).

Änderungen am Beschluss der Regierungschefs dringend erforderlich

„Die Einigung der 27 Staats- und Regierungschefs bietet große Chancen für unsere Region, aber ich werde mich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, dass das Parlament noch Änderungen erreicht.“ Dies erklärte der südwestfälische Europaabgeordnete Dr. Peter Liese zum Ergebnis des EU-Gipfels vor einer Woche in Brüssel. Bedauerlich aber sei, dass das Ergebnis im Rat nur zustande gekommen ist, weil man bei Zukunftsinvestitionen gespart hat. „Besonders ärgert mich die Kürzung im Bereich Forschung. Die Universitäten Siegen und Paderborn haben in den vergangenen Jahren sehr stark von der europäischen Forschungs-zusammenarbeit profitiert und es müsste doch jedem klar sein, dass wir sowohl für die Schaffung von Arbeitsplätzen im Wettbewerb mit China und anderen Ländern, als auch zur Lösung von großen Problemen wie Klimawandel und Bekämpfung von Krebs Forschungszusammenarbeit brauchen. Gerade die Corona-Krise zeigt doch, wie wichtig Forschungszusammenarbeit ist. Daher werde ich mich dafür einsetzen, dass das Europäische Parlament bei seiner Sondersitzung am Donnerstag den Vorschlag zwar grundsätzlich begrüßt, aber in der gegenwärtigen Form ablehnt, um in diesen Bereichen Änderungen zu erreichen. Ganz wichtig bei der Bewertung des Kompromisses ist für mich, welche Auswirkungen das Ganze auf die Finanzierung der Regionale 2025 hat. Dies lässt sich noch nicht abschließend beurteilen. Ich werde aber dafür kämpfen, dass wir Mittel etwa in der gleichen Größenordnung wie für die Regionale 2013 bekommen (circa 30 Millionen Euro)“, so Liese abschließend.

E-Mobilität bei TRILUX – Ladestation am Haupteingang Foto: WOLL/Hermann-J. Hoffe