Bundesverdienstkreuz statt Strafzettel

Höchste Ehrung für Klaus Vielberg 

Als Klaus Vielberg am 3. November 2020 den Brief vom Kreis Soest aus dem Briefkasten fischte, schwante ihm nichts Gutes. Doch statt des vermuteten Strafzettels wurde der Ehrenamtliche beim Deutschen Roten Kreuz mit der höchsten Anerkennung überrascht, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl zu vergeben hat – dem Bundesverdienstkreuz. 

Es ist bei Weitem nicht die erste Auszeichnung, die Klaus Vielberg erhält. Noch besitzt er zwar keine Vitrine, aber so manche Schublade wird mit Ehrennadeln und Urkunden schon gefüllt. Kein Wunder, wenn man weiß, dass Vielberg sein Leben quasi dem Deutschen Roten Kreuz gewidmet hat. 

Bilderbuchkarriere beim DRK 

Angefangen hat alles im Alter von 13 Jahren. Der gebürtige Ense-Bremer sprang bei einer DRK-Übung für seinen verhinderten Bruder ein und spielte ein verletztes Unfallopfer. Seitdem war er Mitglied im Jugendrotkreuz und stieg fortan Schritt für Schritt die „Karriereleiter“ in der Hilfsorganisation empor: Eintritt 1976. Erste-Hilfe-Ausbilderschein 1982. Sanitäter-Ausbildung 1987. Ausbildung zum Rettungssanitäter 1996. Rettungsassistent 2000. Ausbildung zum Zugführer 2002. Verbandsführer seit 2006. 

Ganze 30 Jahre lang – von 1989 bis 2019 – war Vielberg Rotkreuzleiter beim DRK-Ortsverein Ense. Eine verantwortungsvolle Tätigkeit, die in der Spitze fast so viel Zeit beansprucht hat, wie sein Job als Rohrnetzmeister bei den Stadtwerken Werl. Natürlich engagiert sich Vielberg nach wie vor beim DRK. 40 bis 50 Stunden im Monat investiert er noch immer in das Ehrenamt, das ein zentraler Bestandteil seines Lebens ist. Das DRK-Gen zieht sich durch die ganze Familie: Auch für seine Frau und die drei Kinder ist es selbstverständlich, sich im Roten Kreuz zu engagieren. 

Stille Freude statt Eigenlob  

„Ich habe mich sehr gefreut, als ich die Benachrichtigung bekam. Aber natürlich schaut man erst einmal, was das den überhaupt konkret bedeutet und was da jetzt auf einen zukommt“, sagt Vielberg. Statt sich mit der ruhmreichen Nachricht zu brüsten, hat er die frohe Kunde erst einmal nur mit seiner Frau geteilt. Einige Tage später erfuhren dann seine Kinder davon. Die Vereinskollegen erst aus der Presse. 

Für das Bundesverdienstkreuz kann man sich nicht bewerben. Man wird vorgeschlagen. Vielberg wurde heimlich, still und leise von Juliana Thiele anempfohlen, die beim DRK Ense für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Von ihrer Aktion berichtete sie niemandem, so dass auch der 58-Jährige keine Vorahnung hatte. 

Vielberg erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande – eine von neun verschiedenen Stufen. 2020 wurden insgesamt 1.250 der Orden verliehen. Bei der Verleihung in Soest, die Corona-bedingt erst fast ein Jahr später stattfand, lobte Landrätin Eva Irrgang neben der Fachkompetenz die ruhige und sachliche Art des Rotkreuzlers. Der sieht sich in seiner Bescheidenheit stellvertretend ausgezeichnet für all die Ehrenamtlichen, die sich im – nicht zuletzt dank ihm – hoch angesehenen Enser Ortsverein engagieren. 

„Leute, engagiert euch!“ 

Alle rund 100 aktiven Mitglieder investieren nicht nur ihre Freizeit. Weil der Verein keine öffentlichen Mittel erhält und sich ausschließlich selbst finanzieren muss – von der Arbeitshose bis zum Vereinsheim –, fließt fast schon zwangsläufig auch privates Geld in das Hobby, das der Allgemeinheit zugutekommt. Denn die wenigen Einnahmen, die zum Beispiel durch Sanitätsdiente oder Fördermitgliedschaften generiert werden, reichen längst nicht aus. 

Trotzdem ruft der frischgebackene Ordensträger dazu auf: „Leute, engagiert euch! Das Ehrenamt ein ganz hohes Gut. Und es macht unheimlich viel Spaß.“ Dabei sind gerade die Rotkreuzler natürlich auch mit unschönen Situationen konfrontiert – vor allem im Sanitätsbereich, der einer der Schwerpunkte des DRK Ense ist. Trotzdem kann Vielberg sogar der aktuellen Pandemie etwas Positives abgewinnen: „So ernst der Hintergrund auch ist – wir hatten bei der Arbeit im Enser Testzentrum, das wir gemeinsam mit der Feuerwehr betrieben haben, Spaß hoch drei. Wenn man quasi jede Woche die gleichen Leute testet, erkennt man sie irgendwann an der Nase – oder auch am Bart.“ 

Dass ihm das Verdienstkreuz nicht vom Bundespräsidenten persönlich überreicht wurde, ist nur halb so schlimm. Schließlich durfte Klaus Vielberg 2013, nachdem er ein Jahr zuvor mit dem Ehrenamtspreis des Kreises Soest ausgezeichnet wurde, beim Sommerfest des Bundespräsidenten im Garten von Schloss Bellevue dabei sein. Damals noch unter Joachim Gauck, dem er schöne Grüße aus der Soester Börde bestellte.