Zeitgeschichtlicher Schatz und Biografie voll Humor und Empathie
„Der Weihnachtsmorgen sah uns alle in einem Zimmer vereint zur „Bescherung“. Die liebe Tante Mia […] hatte für Peterle eine kleine Kanone erstanden, ein wahrhaft „zeitgemäßes“ Spielzeug. Wir haben doch eigentlich genug davon, und ich wünsche, dass meine Buben niemals Freude an derlei Dingen gewinnen. Aber haben unsere Eltern nach dem Ersten Weltkrieg nicht ähnliche Gedanken gehabt? Und heute verbluten ihre Söhne an den Fronten im Osten und Westen.“ (Attendorn, 28. Dezember 1944)
Diese Sätze schrieb Josefine Zeppenfeld knapp acht Monate vor Ende des Zweiten Weltkrieges. Es war ein Weihnachten im Sauerland, wie wir es uns heute wohl kaum mehr vorstellen können, scheint es doch so lange vergangen. Auch für Christoph Wagener, Josefines jüngsten Sohn, der damals noch nicht geboren war. Doch die politischen Entwicklungen in unserer Zeit bewogen ihn dazu, sich mit dem Nachlass seiner 2009 verstorbenen Mutter zu befassen. Darunter befanden sich Tagebücher mit der Aufschrift „TAGEBUCH für“, handschriftlich hatte Josefine Zeppenfeld „meine Kinder“ hinzugefügt. Bewegend, aber nicht ohne Humor, schreibt Josefine Zeppenfeld darin über die letzten Kriegsmonate, über die Nachkriegsjahre, persönliche Schicksalsschläge und die Erziehung ihrer Söhne – immer fest verwurzelt mit ihrem Glauben und der Liebe zu ihrer Heimat, dem Sauerland.
Geboren wurde Josefine Zeppenfeld am 10. Mai 1913 in Attendorn. Ihr erster Brief stammt aus dem Jahr 1938, damals war sie 25 Jahre alt, der erste Tagebucheintrag wurde im November des Jahres 1944 verfasst, der letzte 2005. Dokumentiert werden darin besonders einschneidende Erlebnisse im Leben der Sauerländerin. Anhand dieser privaten Niederschriften seiner Mutter zeichnet Christoph Wagener, emeritierter Professor der Medizin, ein bewegendes und lehrreiches Bild der damaligen Verhältnisse. Feinfühlig und in den Kontext der Zeit einordnend führt er den Leser durch die Jahre des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkriegs und durch die Nachkriegsjahre. Es ist ein Ausschnitt aus dem Leben einer starken Frau, einer gläubigen Katholikin, mehrfachen Mutter und Sauerländerin. Glaube, Heimat, Liebe – das waren die Stützen in Jose fine Zeppenfelds Leben, die ihr halfen, die gesellschaftlichen Erschütterungen, aber auch die schweren familiären Schicksalsschläge zu ertragen.
Entstanden ist eine bebilderte Biografie, die einen ganz persönlichen Einblick gibt, in das Leben und Denken einer Generation, aber auch in das Leben im Sauerland während dieser schweren Jahre.