Bödefelder Hollenhaus

Sauerland Seelenorte

Ein Felsen, umrankt von uraltem Volksglauben, versteckt sich in einem urwüchsigen Wald und kann auf einem kurzen, besonders abwechslungsreichen Naturpfad erwandert werden – das ist der Bödefelder Hollenfelsen. Der Sage nach ist er das Wohnhaus unterirdischer Kreaturen und wird deshalb auch Hollenhaus genannt.

Frau Holle und die Unterirdischen

Geheimnisvolle Unterirdische gibt es im Volksglauben vieler Kulturen. Die Heinzelmännchen zu Köln gehören in ihren Kreis. Die Sauerländer Hollen haben mit den Kölnern eines gemeinsam: Sie sind im Grunde freundlich gesinnte, hilfreiche Wesen, die sich aber zurückziehen, wenn man ihnen zu sehr nachstellt. Der Name „Hollen“ erinnert natürlich auch an das Grimmsche Märchen von der fleißigen und der faulen Tochter, die von Frau Holle belohnt und bestraft werden. Tatsächlich hängen die Namen der unter der Erde lebenden Frau Holle und der unterirdischen Sauerländer sprachlich zusammen, innerhalb der Sagenwelt ist ihre Verbindung allerdings nur locker. In manchen Volkssagen ist Frau Holle die Königin der Unterirdischen, meistens herrscht sie aber eher über eine Schar ungetauft verstorbener Kinder.

Goldene Souvenirs

Von der Sage um die Sauerländer Hollen gibt es verschiedene Versionen. Eine davon geht so: In ihrem felsigen Haus am steilen Hang des Zwellenbergs wohnten die Hollen – kleine, unterirdische Wesen, die des Nachts unbemerkt immer wieder Hand anlegten, wenn im nahen Bödefeld jemand unverschuldet in Not war. Mit den Erwachsenen verkehrten sie nicht. Die freundlichen Kinder der Menschen waren ihnen aber immer herzlich willkommen. Gerne spielten sie mit ihnen am Bach unterhalb des Felsenhauses. Am Ende eines besonders schönen Sommertages gaben sie den Menschenkindern einige aus Sicht der Hollen wertlose Dekoartikel als Andenken mit. Als die Kinder diese Souvenirs zu Hause vorzeigten, erkannten die Erwachsenen darin Klumpen aus purem Gold. Sofort machten sich ein paar gierige Gestalten mit allem, was zum Hauen und Stechen taugte – Mistgabeln, Vorschlaghämmer, Äxte und mehr – auf den Weg, um den Hollen den Rest ihrer Wohnraumdekoration abzunehmen. Schon von Weitem sahen die Hollen den räuberischen Trupp anrücken. Sie verschlossen ihr Haus mit massivem Stein und waren fortan nicht mehr gesehen. Heute zeigen sie sich weder Kindern noch Erwachsenen. Wenn sie mal aus ihrem Haus herausschauen, tarnen sie ihre Gesichter mit Moos, Flechten und Rindenstücken. Man muss schon genau hinschauen, um eventuell einen von ihnen zu entdecken, der bewegungslos im Wald sitzt.

Hollenhausrunde

Zum Sauerland Seelenort wird der Hollenfelsen aufgrund seiner Einbettung in eines der schönsten Wandergebiete des Sauerlandes in einem urwüchsigen Wald voller Pfade, Brücken und kleiner Überraschungen, die vor allem für Kinder eine Wanderung zum Erlebnis machen. Der beste Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz „Unter dem Nonnenstein“ an der Straße von Bödefeld nach Osterwald. Jenseits der Wald-Kneipp-Anlage stößt man auf die Bödefelder Golddorfroute. Ihr folgt man geradeaus über die Forststraße, bis sie nach wenigen hundert Metern nach links als Pfad den Hang hinaufführt. Der Beschilderung folgend stößt man ein paar Abzweigungen später auf ein Schild mit der Sage vom Hollenhaus. Der Felsen liegt steil oberhalb des Schildes im Wald. Was da gelb durch die Bäume leuchtet, ist leider kein Gold, sondern der Flechtenbewuchs des Felsens. 200 Meter weiter bietet sich die Möglichkeit zu einer kleinen Abkürzung. Rechts führen ein paar Stufen die Böschung hinauf. Oberhalb der Stufen beginnt ein Pfad, der mit gelben Bändern an den Bäumen markiert ist und der unter Leitung des ehemaligen Stadtförsters Siegfried Hunker von Grundschulkindern angelegt wurde. Nach nur 150 Metern stößt man wieder auf die Golddorfroute, wendet sich nach rechts und steht nach 100 Metern auf dem Dach des Hollenhauses.

Der Waldspielplatz der Hollen

Von dort aus führt die Bödefelder Golddorfroute über einen urwüchsigen, überwachsenen, aber auch mal aussichtsreichen Pfad bis zur Fütterungstelle am Wildgehege. Es ist kostenfrei zugänglich und bietet naturnahe Rotwild-Beobachtungsmöglichkeiten. Wer zur Fütterungszeit vorbeikommt und sich beim Team Wildgehege angemeldet hat (Tel. 0151 / 610 605 86), darf sogar mit hinein. Vom Eingang zum Gehege geht man an der Bödefelder Vogelstange vorbei bis zur Forststraße unterhalb des Geheges. Dort stößt man wieder auf die Markierung der Golddorfroute und folgt ihr einfach nach rechts bis zum Ausgangspunkt der Wanderung. Dabei überquert man auch den am Palmebach gelegenen Naturspielplatz Walkemühle mit liebevoll und großzügig angelegten Spielmöglichkeit – auch im Bach. Der Spielplatz ist wohl genau da zu finden, wo dereinst die Hollen mit den Bödefelder Kindern spielten. Die abwechslungsreiche Tour ist nur 4,5 Kilometer lang und in 1,5 Stunden reiner Gehzeit auch für Familien mit Kindern bequem zu schaffen. Die Zeit zum Schauen und Spielen muss man natürlich noch dazurechnen.