Biker in Hülle und Fülle

Der Möhnesee lockt Motorradfahrer aus nah und fern 

Wenn es Frühling wird am Möhnesee, dann lockt das nicht nur Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer an, sondern auch die Biker auf ihren Motorrädern. Aus ganz Nordrhein-Westfalen strömen sie an den See, um genau das zu genießen, was auch die anderen Ausflügler anlockt: das im Sonnenlicht schimmernde Wasser des „Westfälischen Meeres“ und die abwechslungsreiche Landschaft rund um den größten Stausee des bevölkerungsreichsten Bundeslandes. 

Die Motorräder gehören genauso zum Bild des Möhnesees wie die Segelboote auf dem Wasser. „Es gibt kaum einen anderen See, den man über weite Teile auf einer Uferstraße umrunden kann“, sagt Heribert Paul, der trotz der eisigen Temperaturen an diesem Februartag mit seiner Honda aus Duisburg zum Möhnesee gefahren ist. Je besser das Wetter, desto mehr wird der See zum Magneten für die Biker. Das war im Corona-Jahr 2020 nicht anders, sondern mangels alternativer Freizeitbeschäftigungen sogar eher noch stärker der Fall. 

Biker treffen sich unter ihresgleichen 

Neben der Schönheit der Talsperre ist auch die gastronomische Infrastruktur ein Grund, warum der Möhnesee bei Bikern so beliebt ist. Rund um den weitläufigen See gibt es gleich mehrere Imbisse und Restaurants, bei denen Motorradfahrer nicht nur erwünscht sind, sondern die sich sogar auf diese Klientel spezialisiert haben. 

Ein dieser Gastronomen, dessen Motorradtreff in Günne nur einen Steinwurf von der Stauermauer entfernt ist, ist Wolfgang Kohlwey. Seit 25 Jahren steht er gemeinsam mit seiner Frau Gabriele hinter dem Tresen und verkauft auch mit 80 Jahren noch alles, was hungrigen Bikern so schmeckt. „Etwa 80 bis 90 Prozent meiner Kunden sind Motorradfahrer“, sagt Kohlwey, der früher selbst gefahren ist. An schönen Tagen kommen 600 bis 700 Motorradfahrer am Tag allein zu seinem Treff. Dann wimmelt es rund um sein Lokal von Motorrädern sämtlicher Couleur. Der Geruch von Leder liegt in der Luft. „Die Zahl der Biker hat in den letzten Jahren abgenommen“, erzählt Kohlwey. „Die Fahrer werden immer älter, es kommen nur wenige junge nach.“ 

Auch in Delecke und Stockum mutet es an Sommerwochenenden wie auf der Motorradmesse an. Schwere Maschinen stehen feinsäuberlich aneinandergereiht, während sich ihre Besitzer in Biergärten oder Terrassen mit Seeblick eine Erfrischung gönnen. Sehen und gesehen werden, gehört hier einfach dazu.  

Anwohner wehren sich gegen Lärmbelästigung 

Mittlerweile sieht längst nicht jeder Möhneseer die Motorradfahrer gerne. In den letzten Jahren wurden die Klagen der Anwohner immer lauter, die im vergangenen Jahr in mehreren Protestaktionen mündeten. Die Bürgerinitiative Verkehrsberuhigung Möhnesee hat zwei Fahrraddemos organisiert, um die Politik auf die Verkehrssünder aufmerksam zu machen, die mit ihrer Raserei sich und andere gefährden. Hinzu kommt der im Sommer ihrer Meinung nach unerträgliche Verkehrslärm der lautstark knatternden Motoren, der für erhebliche Einbußen bei der Lebens- aber auch der Erholungsqualität von Ausflüglern und Urlaubern sorgt. 

Die Politik kann die Argumente nachvollziehen, weiß aber auch, dass die Motorradfahrer Geld in die Gemeinde bringen und deshalb bei den Gastronomen sehr willkommen sind. Außer den kontinuierlichen Kontrollen durch die Polizei und das Ordnungsamt habe man ohnehin wenige Einflussmöglichkeiten, beteuert die Verwaltung. Als vor einigen Jahren der Streckenabschnitt zwischen Delecke und Körbecke für Motorräder gesperrt wurden, um den Rundkurs um den See zu verhindern und die Route für Biker so unattraktiver zu gestalten, klagte ein Motorradfahrer dagegen und bekam vor Gericht Recht. 

Dabei will eigentlich niemand Verbote, sondern eher eine friedliche Koexistenz. Wenn alle Beteiligten mehr Rücksicht aufeinander nehmen würden, könnten alle den Möhnesee unbeschwert genießen.