Quelle: WOLL-Verlag
Niedersfeld im Hochsauerland, heute Ortsteil von Winterberg, war in der Zeit um 1900 Lebensmittelpunkt von 650 Katholiken. Innerhalb von drei Jahrzehnten traten 30 junge Frauen im Alter zwischen 20 und 26 Jahren verschiedenen Orden bei. In anderen katholisch-ländlichen Regionen gab es ähnliche Zahlen, die Gründe dafür sind vielfältiger Natur. Letztlich spielt die persönliche Lebenssituation jeder Einzelnen die wichtigste Rolle bei der Entscheidung zum Eintritt in einen Orden.
Reise ohne Wiederkehr
Eine von ihnen war Maria Koch, geboren 1897 in Niedersfeld, Tochter der Eheleute Robert Kesia Schmidt.Als Maria Koch im Frühjahr 1924 ihr Elternhaus verließ, um Missionsschwester des Steyler Ordens zu werden, wusste sie, dass es eine Reise ohne Wiederkehr sein würde. Ein reger Briefwechsel zwischen ihr und den Angehörigen und Verwandten in der sauerländischen Heimat waren bis zu ihrem Tod 1971 auf der Insel Timor/Indonesien die einzige Verbindung. Ohne diese Brief-Brücke hätte die junge Frau aus dem Sauerland die Jahre in der oft brutalen Wirklichkeit vermutlich nicht überstanden. Im Bewusstsein des Besonderen wurden alle Briefe sogfältig aufbewahrt. Sie bilden das Gerüst des Buches „Missionarin in China und auf Timor – Lebensgeschichte der Maria Koch in Briefen und Bilden“, das dem Leser einen Einblick in das weite Feld der Mission gewährt, ihn bekannt macht mit den politischen und gesellschaftlichen Verhältnissen der beiden Missionsgebiete, in denen Maria Koch wirkte. Verfasst hat das Buch der Niedersfelder Hubert Koch, Neffe der Protagonistin.
Unerschütterlicher Glaube
Eine Besonderheit des Buches sind die eingefügten Fotos, die von der Missionarin selbst aufgenommen wurden. Die Filme entwickelte sie im eigenen Labor vor Ort und zog sie auf Papier. Die Bilder verschickte sie nach Hause und an verschiedene Verlage der Missionszeitschriften in Deutschland und Holland. Die notwendigen Chemikalien, Filme und Fotopapiere bekam sie laufend aus der Heimat. Die vielen Beispiele eines unerschütterlichen katholischen Glaubens der Protagonistin Maria und ihrer Mitschwestern, wovon die Briefe Zeugnis geben, lösen bei der heutigen weitgehend säkularisierten Gesellschaft Kopfschütteln aus. Deshalb wird im ersten Kapitel der Schrift der Versuch gemacht, Gründe für die extreme Frömmigkeit der Generationen des 19. und der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zu finden. Zudem wird deutlich, wie die Familie ihre Frau an der Front mental und materiell über die ganze Zeit unterstützte.