Roter Faden vom Anfang bis zum Morgen
An einem sonnigen Augusttag treffen wir uns mit Hotelinhaber Alfons Schnieder und Heidi Knoche, die in vierter Generation die Familie Knoche repräsentiert, die 1874 vom Pionier Feld-Cordt das erste Haus auf der Heideparzelle auf dem Rimberg kaufte und damit die Gastronomie- und Hotelgeschichte begründete. Im Interview standen uns die beiden Repräsentanten des Hotels Rimberg Rede und Antwort.
WOLL: Frau Knoche, Herr Schnieder, das Hotel Rimberg gehört zu den bekannten Hotel- und Gastronomiebetrieben im Sauerland. Woran liegt das Ihrer Meinung?
Heidi Knoche: An der einzigartigen, ruhigen Lage mitten in der Natur. Fantastisch gelegen, weil so viele Wanderwege direkt von hier ausgehen. An dem Haus für sich, an den Wurzeln und der Geschichte des Hauses. Ein besonderer Rückzugsort. Hier gibt es keinen Lärm. Hier kann man in sich gehen. Hier kann man die Seele baumeln lassen. Hier findet man gute Ansprechpartner und nette Leute.
WOLL: Ein besonderer Ort?
Heidi Knoche: Ein ganz besonderer Ort. Der einfach was hat.
Alfons Schnieder: Ich kann mich dem anschließen, was Frau Knoche gesagt hat. Auch diese Höhe ist für Gäste immer wieder inspirierend, dass plötzlich Schnee liegt, während unten, drei Kilometer weiter, noch alles grün ist. Das schafft natürlich Erinnerungen. Wir bieten hier eine Ganzheit an. Es ist alles miteinander verbunden. Die Lage mit der Ausstattung ergibt ein großes Ganzes. Dann ist der Rimberg mit der einzigartigen Kapelle auch ein Kraftort. Das ist mir persönlich ein großes Anliegen, das so zu pflegen und zu erhalten. Das macht letztendlich die Seele und den Erfolg aus, das ist der Geist, der hier oben im Haus, aber auch um das Haus herum weht. Die Gäste spüren diese Atmosphäre. Diese Ausstrahlung geht weit über die Grenzen dieses Ortes hinaus. Die Gäste nehmen einen Teil von dieser Energie mit. Es ist eine kleine Begeisterung, die da mitspielt, nicht bei allen, aber bei sehr vielen. Sie können das nicht so richtig erklären. Es gibt nicht viele Orte, die das alles in solch einer Form vereinigt findet. Die Freiheit ist noch ein Begriff. Warum gehen die Leute auf die Berge? Weil oben eine ganz andere Art von Freiheit herrscht. Man kann da richtig abschalten.
WOLL: Man spürt beim Rundgang durchs Hotel, dass sich da ein roter Faden durchzieht. Wann wurde aus dem Rimberg ein gastronomischer Betrieb?
Heidi Knoche: 1874 wurde das Haus erworben. Dann hat man sofort mit zwei, drei Fremdenbetten darüber nachgedacht, mehr daraus zu machen. Nach und nach wuchs das dann. In der Zeit war der Betrieb ja eine Umspannstation. Pferde wurden umgespannt. Hier bewegte sich immer etwas. Man hatte dann schnell die Schankerlaubnis und Essen und Getränke verkauft.
WOLL: Aus Fremdenzimmern sind die Gastzimmer geworden. Eine weitere wichtige Station in der Geschichte des Hotels ist die Zeit, als der frühere Bundespräsident Heinrich Lübke mit seiner Frau Wilhelmine hier oben Quartier gemacht hat.
Heidi Knoche: Die Lübkes waren über viele Jahre hier im Hotel untergebracht. Das sind genau die Zimmer, die ich jetzt bewohne. Heinrich Lübke war als Landwirtschaftsminister in vielen fernen Ländern. Er war in China und Japan und ihn hat das alles sehr interessiert. Bei so vielen Reisen hat er dann aber einen Erholungsort hier in der Umgebung gesucht. Und der musste zwischen Ramsbeck, dem Heimatort seiner Frau, und seinem Heimatort Enkhausen liegen. Damit die beiden Verwandtschaften sich gut treffen konnten. Und dieser Rückzugsort war für ihn sofort klar, das war hier auf dem Rimberg. Er hat dann auch seine Freunde hierher eingeladen. Und sie hatte ihre Freundinnen hier, sie konnte schnell nach Ramsbeck fahren.
WOLL: Seit 2014 ist das Hotel in Ihrem Besitz, Herr Schnieder. Wodurch unterscheidet sich Hotel Rimberg von anderen Hotelbetrieben?
Alfons Schnieder: Hotel Rimberg ist natürlich ein reines Ferienhotel. Aber das ist im Sauerland nichts Besonderes. Die Gäste bleiben im Durchschnitt vier bis fünf Tage hier. In unserem anderen Haus, Hotel Jammertal, sind das eher nur zwei bis drei Tage. Hier ist der Fokus auf Wald, Wandern, Spazieren gelegt. Doch auch bei schlechtem Wetter ist im Haus Platz genug für einen entspannten Aufenthalt. Die Ruhezonen sind so ausgedehnt, dass jedes Zimmer eine Liege hat. Da passt alles zusammen. Das Schwimmbad ist sehr großzügig, was auch nicht selbstverständlich ist. Das sind alles Dinge, die den Erfolg ausmachen.
WOLL: Woher, aus welchen Regionen, kommen die Gäste?
Alfons Schnieder: Grundsätzlich kann man sagen, dass rund 90 Prozent der Gäste aus dem Umkreis von zwei Stunden kommen: etwa von Köln bis Niedersachsen, Bremen und Hannover, aber natürlich auch aus dem Ruhrgebiet und aus Richtung Frankfurt.
WOLL: Welche Angebote und Leistungen schätzen die Gäste neben dem Wandern besonders?
Alfons Schnieder: Aktivität ist ein neuer Begriff. Was kann man machen? Es gibt einmal die allgemeinen Angebote. Winterberg ist mit den touristischen Highlights ein Anziehungspunkt. Das wird immer besucht werden. Der Rothaarsteig natürlich auch. Den besucht jeder mal. Und die ganze Region um Schmallenberg herum, mit den hübschen Dörfern, ist sehr attraktiv. Dann haben wir das E-Biking-Angebot aufgebaut. Für unsere Gäste stehen 25 E-Bikes und andere Tourenräder zur Verfügung. Mit unserem Touren-Guide bieten wir mehrmals in der Woche Touren zum Kahlen Asten und anderen Höhepunkten der Umgebung, beispielsweise zum Hennesee, an.
WOLL: Ein Blick in die Zukunft nach dem Umbau: Wie wird Hotel Rimberg fünf oder zehn Jahren aussehen?
Heidi Knoche: Als bekannt wurde, dass hier in den nächsten Jahren ein Kinder- Familienbad entstehen soll, war ich sehr erfreut. Ich träume noch von zusätzlichen Restaurantplätzen.
Alfons Schnieder: Wir wollen etwas schaffen, was die Ansprüche und Erwartungen unserer Gäste erfüllt. Inwieweit das gelingt, wird man sehen. Probieren geht manchmal über studieren, aber ich bin recht zuversichtlich. Aber alles step by step.
WOLL: Frau Knoche, Sie sind fast täglich mit den Gästen des Hotels auf Wanderungen rund um den Rimberg unterwegs. Gibt es eine Lieblingswanderung von Ihnen?
Heidi Knoche: Ja, die gibt es. Und zwar ist das ein Weg von Hochsitz zu Hochsitz, auf Försters Pfaden. Das beginnt hier und endet in der SGV-Hütte Obersorpe. Durch die Naturwaldzelle ins Sorpetal runter und dann der Aufstieg am alten Forsthaus vorbei und über den Wurzelweg zur SGV Hütte. Eine richtig schöne Wanderung mit Panoramablick und Erklärungsmöglichkeiten.
WOLL: Herr Schnieder, welche Orte und Plätze im Schmallenberger Sauerland haben Sie besonders beeindruckt? Was sagen Sie den Gästen, wo die unbedingt außer am Rimberg gewesen sein müssen?
Alfons Schnieder: Ich persönlich finde die Region um den Kahlen Asten sehr interessant, alleine schon wegen der Aussichten. Der Albrechtsplatz ist, wenn man mit dem Auto unterwegs ist, immer eine Pause wert. Alle Erhebungen und Aussichtspunkte mit Fernblick sind besonders schön.
WOLL: Frau Knoche, ist Rimberg der schönste Platz der Welt?
Heidi Knoche: Auf jeden Fall. Es gibt keinen schöneren.
Alfons Schnieder: Vor allem der Rundweg um den Rimberg herum ist ein Highlight.
WOLL: Was unterscheidet die Sauerländer von den Münsterländern? Oder gibt es keine Unterschiede?
Alfons Schnieder: Das Münsterland besteht aus Völkerschaften. Einmal die, die mehr zum Lippischen nach Hamm orientiert sind, und dann gibt es die Westseite, das Westmünsterland, das sind die Kreise Borken und Wesel. Die tendieren schon Meer zum Rheinischen-Holländischen. Das ist ein anderer Volksstamm. Ich stamme vom rheinisch-holländischen Stamm. Die unterscheiden sich in ihrer Art. Die Ost-Münsterl.nder sind eher zurückhaltend und nachdenklicher. Die machen alles etwas genauer. Das Tun und das Handeln. Die anderen sind eher etwas offener, lauter und emotionaler. Mann kommt gut mit ihnen zurecht. Die Sauerländer hier sind offen, frei, ehrlich, geradeaus. Die Behörden sind alle unternehmerfreundlich eingestellt. Sie versuchen immer, Lösungen zu finden und nicht nur Probleme zu sehen. Wir kommen mit den Sauerländern sehr gut zurecht.
WOLL: Ist mal ein Umzug ins Sauerland geplant?
Alfons Schnieder: Ich persönlich hätte jetzt keine Probleme oder Schwierigkeiten, ich bin zum Beispiel mit Westfeld eng verbunden. Bauer Voss war 20 Jahre lang Gänselieferant fürs Jammertal. Jupp Schneider ist mein Freund, wenn man so will. Dort waren wir mehrmals im Jahr zu Gast über den Wellness- Verband. Es gibt berufliche und private Kontakte, die zu einem Ganzen zusammengeführt worden sind. Das Sauerland ist ein Stück Heimat, man kann auch sagen, eine zweite Heimat.