Besucherbergwerk Ramsbeck wird Landesmuseum

Foto: Die Verträge sind gemacht! Wolfang Meyer (HSK), Martin Bracht (Gemeinde Bestwig), Bürgermeister Ralf Péus, Friederica Illing (Museum), Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger (LWL), Landrat Dr. Karl Schneider und Wolfgang Diekmann, Brilon, (Mitglied der Landschaftsversammlung)

Es ist Dienstag, 28. Oktober 2025, 11:00 Uhr. Im Maschinenraum des Besucherbergwerkes Ramsbeck treffen sich politische Vertreter der Gemeinde Bestwig, des Hochsauerlandkreises und des LWL – Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Ein neuer Meilenstein in der Geschichte dieses besonderen Ortes der Wirtschaftsgeschichte des Sauerlandes soll in wenigen Minuten durch Unterschriften unter einen Grundlagenvertrag besiegelt werden.

Hartnäckigkeit zahlt sich aus

HSK-Landrat Dr. Karl Schneider betonte bei einer seiner letzten großen Amtshandlungen, welche Bedeutung das Besucherwerk Ramsbeck für die ganze Region habe. Mit der Übernahme des Sauerländer Besucherbergwerks durch den Landschaftsverband Westfalen Lippe kommt ein achtzehnjähriges Bemühen zum guten Abschluss. Schneider: „Ich freue mich sehr, dass mit der heutigen Unterzeichnung des Grundlagenvertrages nach den Beschlüssen von Landschaftsausschuss, Gemeinderat und Kreistag nun die Übernahme des Sauerländer Besucherbergwerks in Ramsbeck durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe formal vereinbart wird. Ab dem kommenden Jahr wird damit das Erzbergwerk Ramsbeck zum neuten Standort des LWL-Museum für Industriekultur. Damit stärken wir nachhaltig und dauerhaft dieses authentische Bergwerk, in das jedes Jahr etwa 50.000 Besuc her unter Tage einfahren“

Dr. Barbara Ruschoff-Parzinger stellt das neue Logo des LWL-Museum Erzbergwerk Ramsbeck vor.

Ralf Péus, Bürgermeister der Gemeinde Bestwig betonte in seiner Begrüßung: „Wir sehen in der Übernahme durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe eine Riesenchance für eine deutliche Qualitätsverbesserung des Besucherbergwerks auf dem Weg zu einem modernen und zukunftsfähigen Museum. Davon wird langfristig nicht nur der Standort Ramsbeck, sonder auch die gesamte Region profitieren.“

Bedeutung der Entscheidung und der neuen Zusammenarbeit

Für den Landschaftsverband kam zur Vertragsunterzeichung die Kulturdezernentin des LWL Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger nach Ramsbeck. „Mit seiner außergewöhnlichen, über 800 Jahre währenden Geschichte ist das ehemalige Erzbergwerk besonders gut geeignet, alle Phasen der Industriegeschichte von der Früh- bis zur De-Industrialisierung mit interessanten und neuen Themen abzubilden. Die Einfahrt iin ein authentisches Berwerk ist ein Erlebnis, das es so in Westfalen kein zweites Mal gibt.“

In weiteren Aussagen betonte Rüschoff-Parzinger, ebenso wie zuvor der Landrat und der Bürgermeister die große Bedeutung der Entscheidung:

„Ein wichtiger, großer Tag. Wir haben uns sehr intensiv damit beschäftigt. Diese Entscheidung ist das Ergebnis einer langen und gründlichen Prüfung.“

„Der LWL übernimmt keine Einrichtung leichtfertig – wir haben intensiv geprüft, Gutachten erstellt und die Potenziale der Häuser bewertet.“

„Dieses Haus hier hat ein großes Potenzial. Es erfüllt die Voraussetzungen, ein Landesmuseum zu sein – mit einer eigenen Einzigartigkeit, die keine Dopplung zu bestehenden Häusern schafft.“

„Mit der Anbindung an das Westfälische Landesmuseum für Industriekultur schließen wir eine Lücke. Das ist jetzt das neunte LWL-Industriemuseum – und wir sind sehr glücklich über diesen Schritt.“

Unterschriften unter den Grundlagenvertrag: Bürgermeister Ralf Pèus, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger und Landrat Dr. Karl Schneider

Verträge, Organisation und Finanzierung

Der von den beteiligten Parteien unterzeichnete Grundlagenvertrag, der die jährlichen Zuwendungen in Höhe von 500.000 Euro, jeweils zur Hälfte zu übernehmen von den Gesellschaftern Gemeinde Bestwig und Hochsauerlandreis, an den LWL als Zuschschuss für den Unterhalt und Betrieb des Museums regelt, verpflichtet LWL, Hochsauerlandkreis und Gemeinde Bestwig zu einer intensiven Zusammenarbeit. Rüschoff-Parzinger: „Wir haben heute zwei grundlegende Verträge unterschrieben – darunter den Kooperationsvertrag und die Einrichtung eines Beirats, damit Kreis und Stadt weiterhin eng eingebunden bleiben. Es werden insgesamt sechs Verträge nötig sein, um alle Zuständigkeiten klar zu regeln – vom Bau- bis zum Finanzierungsbereich. Der LWL verlangt bei jeder Kulturübernahme, dass Kreis und Kommune sich auch finanziell beteiligen. Wichtig ist aber, dass alle Beteiligten umfassend informiert und in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden.“ Zur weiteren Finanzierung betonte die LWL-Kulturdezernentin: „Unser Ziel ist es, erhebliche Drittmittel einzuwerben. Hier ist viel zu tun – aber es gibt tolle Pläne und ein motiviertes Team.“

Mit einem besonderen Dank an die Geschäftführerin des Museums, Friederica Illing, die mit großem Einsatz die heutige Vertragsunterzeichnung vorbereitete, hob Landrat Dr. Schneider die hervorragende Arbeit des Museumsteam hervor. Dr. Rüschoff-Parzinger sagte dazu: „Wir glauben, dass das alles sehr gut zusammenpasst. Natürlich wird es Umstellungen geben – IT, Tarifrecht, Strukturen – aber wir sind sicher, dass es hervorragend funktionieren wird.“

Hintergrund

2024 hatten die politischen Gremien des LWL die Übernahme des Erzbergwerks in den Verbund der LWL-Museen für Industriekultur beschlossen. Bestandteil des Beschlusses war, dass sich der Hochsauerlandkreis und die Gemeinde Bestwig als bisherige Gesellschafter mit insgesamt 500.000 Euro pro Jahr an den laufenden Betriebskosten beteiligen. Der LWL, der das Personal im Museum auf 12,5 Planstellen ausbauen will, trägt rund 1,1 Millionen Euro pro Jahr.

Wenn der Über- und Untertagebetrieb in den Besitz des LWL übergegangen ist, stehen zunächst Instandsetzungs- und -haltungsarbeiten an. Das Kauen- und Verwaltungsgebäude aus dem Jahr 1957 ist weitgehend original zu erhalten und muss behutsam und unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes baukonstruktiv und soweit möglich energetisch modernisiert werden. Auch erste Anpassungen an der Raumaufteilung sin din diesem Zuge geplant, um eine zukünftige Weiterentwicklung des Standorts zu ermöglichen, die Barrierefreiheit zu ver bessern und zeitgemäße Arbeitsplätze für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schaffen. Die Dauerausstellung des Bergbaumuseums soll ebenfalls modernisiert und neu konzipiert werden.

Damit alle Aufgaben eines modernen Museumsbetriebes umgesetzt werden können, ist mittelfristig eine Erweiterung mit Flächen für Gastronomie, Museumspädagogik und Sonderausstellungen geplant. Eine wesentliche bauliche Umgestaltung oder Erweiterung kann aber erst nach erfolgreicher Akquise von Förder- und Drittmitteln und entsprechenden politischen Beschlüssen erfolgen. Die Bemühungen darum sollen unmittelbar nach der Übernahme erfolgen. Begleitet wird die Arbeit des Erzbergwerks Ramsbeck von einem Beirat aus Mitgliedern des Rates der Stadt Bestwig, des Kreistages des Hochsauerlandkreises sowie Vertretern des LWL.

Mitten ins Erz

Mit dem neuen Namen bekommt das LWL-Museum Erzbergwerk Ramsbeck auch einen einprägsamen Slogan: Mitten ins Erz. So reiht sich das Museum ein in die Reihe der insgesamt neun Industriekultur-Museen in Westfalen.