„Bestwig ist eine lebendige Gemeinde“

Bürgermeister Péus und Tourismuschef Arens

„Die Gemeinde Bestwig liegt im oberen Ruhrtal mitten im Sauerland. Das ist wichtig für unsere Infrastruktur. Wir sind eine lebendige Gemeinde mit funktionierenden Dorfgemeinschaften“, so Bestwigs Bürgermeister Ralf Péus und Tourismuschef Norbert Arens im Interview mit WOLL.

In dieser Ausgabe des WOLL-Magazins stellen wir die Kommune Bestwig in unserer Reihe „Sauerländer Stadtporträt“ vor. In Bestwig leben 10.760 Einwohner auf 69,5 Quadratkilometern, verteilt auf 17 Orte. Der Bastenberg ist mit 745 Metern über NN der höchste Berg, gefolgt vom Berg Stüppel mit 712 Metern.

Weiterbau der A46

„Wir sind besonders bekannt geworden durch die Staus, die wir ständig in Velmede, Bestwig und weiter Richtung Nuttlar hatten und die hier über Jahrzehnte ein großes Ärgernis waren. Das hat die Lebensqualität negativ beeinflusst“, sagen Péus und Arens. Mit dem Weiterbau der A46 hat sich diese Situation jedochdeutlich verbessert. Das Verkehrsaufkommen ist um die Hälfte gesunken, 11.000 Fahrzeuge am Tag sind das jedoch immer noch.

Der Bürgermeister denkt nicht, dass der Weiterbau der Autobahn bei Geschäftsleuten für Probleme gesorgt hat. „Es gab Geschäftsleute, die sich über die Staus geärgert haben, weil die Kunden einfach nicht kamen, da sie wussten, dass sie in Bestwig im Stau stehen werden. Andere Geschäftsleute hatten die große Befürchtung, dass nun keiner mehr kommt. Es hat sich ausgeglichen. Gerade im Einzelhandel, wie Lebensmittelläden, kommen viele Menschen wieder nach Bestwig, um einzukaufen, die bisher über die Autobahn nach Meschede gefahren sind oder nach Olsberg, um nicht durch Bestwig fahren zu müssen. Wir haben hier ziemlich viele Lebensgeschäfte und ich denke, die Händler – auch die vom neuen Aldi und REWE – sind alle zufrieden. Und wer zum Beispiel nach Fort Fun will, muss trotzdem durch Bestwig fahren. Uns war von vorneherein klar, dass wir ein hohes Verkehrsaufkommen behalten werden. Die Straße gehört mit 11.000 Fahrzeugen pro Tag immer noch zu den meist befahrenen in NRW. Die Probleme des Handels entstehen auch nicht durch die Autobahn, sondern sind allgemeine Probleme. Inhabergeführte, kleinere Einzelhandelsgeschäfte finden oft keinen Nachfolger, ob es die Metzgerei ist oder der Optiker. Für den Grundbedarf gibt es in unserer Gemeinde alles. Wenn man ‚richtig‘ einkaufen will, fährt man in eine größere Stadt.“ Arens deutet einige neue Entwicklungen an: So hat sich zum Beispiel Rossmann, der auch schon vor dem Autobahnausbau dort war, vergrößert. Das Restaurant „Highway Man“ ist zum Bahnhof umgezogen und hat ein neues Gesicht bekommen.

Waldreiche Gemeinde

„Was die Wirtschaft betrifft, hat die Gemeinde Bestwig zwei Probleme: Wir sind eine sehr waldreiche Kommune – mit vielen Weihnachtsbäumen. Im Gegensatz zu anderen Regionen, wie etwa der Schmallenberger Raum, haben wir außerdem eine eher untergeordnete Landwirtschaft. Die Gemeinde befindet sich in drei Tallagen, sodass es uns an großen Gewerbeflächen fehlt. Ansonsten wäre hier deutlich mehr Potenzial, gerade mit dem neuen Autobahnanschluss. Aber es ist auch mit hohem Aufwand verbunden, ein neues Gewerbegebiet zu erschließen“, sagt Bürgermeister Péus.

Er sieht, dass der Autobahnanschluss auch viele Vorteile mit sich bringt: „In Zeiten von Homeoffice wird es immer wichtiger, dass die Menschen hier sofort auf der Autobahn sind und innerhalb einer Stunde im Ruhrgebiet. Das bedeutet: arbeiten im Ruhrgebiet und wohnen im Sauerland. Wegen der Möglichkeit zum Homeoffice ist man manchmal nur noch ein- oder zweimal in der Woche im Büro. Da ist es günstiger, im Sauerland zu wohnen und lieber zweimal in der Woche zu pendeln. Das werden wir immer deutlicher merken.“

Péus und Arens sind daher froh, dass Bestwig eine lebendige Gemeinde mit gut funktionierenden Dorfgemeinschaften, einem interessanten Kulturangebot und über 100 aktiven Vereinen ist. Dazu gehört neben den Schützen- und Sportvereinen auch der Ziegenzuchtverein in Ramsbeck, wo es allerdings keine einzige Ziege mehr gibt. Die Tradition stammt noch aus dem Bergbau.

Bergbau, Natur, Erlebnis

Die Menschen leben gerne in der Kommune Bestwig. Tourismuschef Arens sagt: „Wahrscheinlich gibt es im ganzen Sauerland keinen Ort mit so vielen Attraktionen auf so kleiner Fläche. Einwohner und Gäste verbinden das aber nicht unbedingt mit Bestwig.“ Er erklärt: „Wir sprechen hier vom Dreiklang Bergbau, Natur, Erlebnis. In der Mitte von allem liegt hier Ramsbeck, mit einer 1.000 Jahre alten Bergbautradition. Dazu kommt neben dem Erzbergbau noch der Schieferbergbau in Nuttlar. Bis auf Heringhausen hat jeder Ort einen Stollen oder eine Bergbauhistorie. Die andere Stärke ist unsere Natur, weil wir hier über 60 Prozent Waldanteil haben. Und dann ist da noch der Punkt Erlebnis: Mit FORT FUN und dem Sauerländer Besucherbergwerk haben wir große Attraktionen. International punkten wir mit dem Tauchen im Schieferbergwerk in Nuttlar. Und wir unterscheiden uns sehr vom Ruhrgebiet, weil man in unserer Kommune den Bergbau in der Natur erkunden kann.“

Über die Frage, was ein Gast in der Gemeinde Bestwig unbedingt sehen oder erleben muss, braucht Bürgermeister Péus nicht lange nachzudenken: „Da denke ich natürlich an FORT FUN in Wasserfall. Es ist kein klassischer Freizeitpark, sondern ein Erlebnispark in der schönen Natur. Dabei wird mit den natürlichen Höhenverhältnissen des Geländes gespielt. FORT FUN hat viel Wert darauf gelegt, dass der Park naturnah gestaltet ist. Dann ist da das Sauerländer Besucherbergwerk in Ramsbeck. Das ist wegen der Bergbautradition der Gemeinde interessant, aber auch, weil das Bergwerk dazu beigetragen hat, dass sich ein Dorf von der Bergfreiheit zum staatlich anerkannten Erholungsort gewandelt hat. Die Natur rund um Bestwig ist eine große Stärke. Auch nach Kyrill und den Borkenkäfern haben wir schöne Wanderwege mit wirklich einzigartigen Aussichten.“

Der Tourismuschef präzisiert: „Ich würde auf jeden Fall den Bergbauwanderweg herausheben. Besucher werden über die Informationen über die tausendjährige Bergbaugeschichte staunen, denn das sind 800 Jahre mehr als im Ruhrgebiet. Und zu FORT FUN: Es ist fantastisch, dass der Park so bodenständig geblieben ist. Auch der Übernachtungsbetrieb des Freizeitparks ist gut besucht. Das ist eine große Stütze für unseren Tourismus. Sehr lohnenswert finde ich außerdem den Bestwiger Panoramaweg.“