Das Hanse Hotel in Attendorn hat sich in weniger als zwei Jahren vom Projekt zu einem Aufsehen erregenden Bau entwickelt, der im Schatten der Atta-Höhle bereits im April 2013 eröffnet wird. Mit 99 Zimmern in zwei runden Türmen von versetzter Höhe und einem Zwischenbau, der in geschwungener Linie tailliert die beiden Rotunden verbindet, ist ein lichtdurchflutetes Gebäude entstanden, das in unserer Region seinesgleichen sucht: Nicht nur architektonisch, auch technisch geht Bauherr Gerhard Rosenberg einen außergewöhnlichen Weg – und das mit Bedacht.
Wir treffen den Unternehmer im Unruhestand mittendrin, auf seiner Baustelle, wo sonst. Handwerker, Monteure an allen Ecken, in allen Winkeln – wobei das eigentlich der falsche Begriff ist, denn im ganzen Komplex sind fast keine geraden Wände zu finden.
Gerhard Rosenberg führt durch den organisch hingestreckten Bau. „Jahrzehntelang war ich in unzähligen Hotels zu Gast, um weltweit für unsere Firma aquatherm die Kunden zu betreuen. Und ich habe die langen, finsteren Kasernenflure der großen Häuser nie gemocht.“ Das war ihm aufgefallen, das und noch vieles mehr, Gutes wie Schlechtes. 2010 übergab er schließlich nach 40 Jahren das stetig expandierende Unternehmen an Dirk, Maik und Christof, seine drei Söhne. Der praktische Erfindergeist und die Gabe, mit Überzeugung komplexe Projekte zum Erfolg zu führen, haben seit der Gründung von aquatherm im Jahr 1973 mit inzwischen über 450 Mitarbeitern an drei Standorten technische Lösungen aus Kunststoff entwickelt, die sich in flüssigkeitsführenden Systemen revolutionär auf dem Weltmarkt etabliert haben.
Und so jemand soll einfach in Rente gehen? Die Hände müßig in den Schoß legen? Gerhard Rosenberg begann zu überlegen. Etwas musste herbei, und zwar schnell: Der Vorsitz im Beirat allein konnte ihn nicht ausfüllen. Dann halfen die Söhne noch etwas nach: „Bau ein Hotel, das ist das Sinnvollste von alledem, was Dir in den letzten Wochen durch den Kopf gegangen ist.“
Allein die eigene Firma sorgt für 1.200 Übernachtungen im Jahr. Andere Unternehmen der wirtschaftlich starken Region haben ebenfalls viele Gäste. Und ein großes Hotel für das Business gibt es im weiten Umkreis nicht; der Bedarf ist da.
Mit dem Düsseldorfer Architekturbüro „Kai 18 Projekte“ machte man sich auf den Weg. Die Ansage des Bauherrn war ebenso knapp wie klar: „Kein Schuhkarton. Punkt.“ Nun kennt der Handwerker zwar die alte Wahrheit, dass im Bau die Kurve da anfängt, wo der Gewinn aufhört, aber genau so weiß man auch, dass Schönes eben seinen Preis hat. Als mit der Success-Group schließlich noch der richtige Betreiber für das geplante Vier-Sterne-Hotel gefunden war, wurde der eine Turm noch aufgestockt, um an die wirtschaftlich tragfähige 100-Zimmer-Marke heranzukommen. Inzwischen ist auch Hoteldirektor Thomas Bergner ständig anwesend, um bereits im Vorfeld jedes Detail zu optimieren.
Jenseits der kaufmännischen Zahlen findet sich jedoch die technische Finesse im Projekt eines Bauherrn, der auch als einer der Pioniere der Fußbodenheizung gilt – Wasser, geführt durch Boden, Wand und Decke: Im ganzen Gebäude ist kein Heizkörper verbaut, die unverwüstlichen Schlangen der aquatherm-Rohre gehen durch die Außenwände und eine Tiefenbohrung versorgt die Zimmerkühlung in den Decken mit niedrig temperiertem Wasser. Wer das alles ausgerechnet hat? „Das kann man letztendlich nicht ausrechnen, da kommt die Erfahrung ins Spiel.“ Und diese Erfahrung gibt Gerhard Rosenberg Recht, denn energetisch ist das Hanse Hotel derart sparsam geraten, wie es im Vorfeld kein Fachmann zu prophezeien gewagt hätte.
Eine Bäder- und Saunalandschaft kommt im Untergeschoss hinzu, ebenso eine Tanzbar und eine Tiefgarage. Im Erdgeschoss befindet sich die Küche modernsten Zuschnitts, dazu ein offener Bereich, in dem die Gäste des Restaurants, des Hanse-Kontors, im rechten Turm die Zubereitung der Speisen beobachten können. Über die Bar im Mitteltrakt vorbei an der Rezeption gelangt man links in den großen runden Saal – auch dieser mit Gastronomiebereich, der sich mit Schubwänden nach Bedarf halbieren oder dritteln lässt. Für den Sommer wird hinter dem Hanse Hotel außerdem ein Biergarten angelegt, der sich in die Grünanlagen einfügt.
In der ersten und den darüberliegenden Etagen befinden sich schließlich die Zimmer, geschnitten wie Stücke einer Scheibe Ananas und um die beiden überglasten Innenhöfe angeordnet. Dabei zeigt die erstklassige Ausstattung eine ebenso klare Linie wie das ganze Gebäude: Alles ist aus einem Guss. Gerhard Rosenberg weist dabei auf die sanitären Anlagen von VIEGA und Bruse hin: „Was wir aus Attendorn bekommen können, das ist hier auch verbaut.“
Das Konzept des 15-Millionen-Projekts dürfte jedenfalls aufgehen: Von Mai bis November sind schon jetzt die Wochenenden ausgebucht. Unter der Woche werden viele Gäste der heimischen Industrie einchecken. Und auch die anderen Hoteliers sehen das Hanse Hotel als Gewinn für die Region: Endlich sind zum Beispiel auch Veranstaltungen mit vielen Gästen auf der Burg Schnellenberg möglich, ohne bei der Übernachtung schon bald an Grenzen zu stoßen.
Der Rundgang ist beendet, ein Monteur im großen Saal ruft gerade noch rechtzeitig: „Stopp! Der Boden ist frisch verlegt!“ Auf Hochtouren wird es in den nächsten Tagen noch so weiter gehen. Gerhard Rosenberg lacht. „Ich muss jetzt los, wir gehen gleich zum Kegeln.“ Tatsächlich, er gönnt sich ein Stündchen Freizeit.
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