„Beruflich bedingt begleite ich Menschen in den Tod und finde es sinnvoll, sie dann auch zu beerdigen“

Foto: Jürgen Eckert

Elisabeth Schmidt, Seelsorgliche Begleiterin und Beauftragte im Begräbnisdienst

Elisabeth Schmidt ist eine der beiden ersten Begräbnisleiterinnen im pastoralen Raum Meschede-Bestwig. Die Meschederin ist ausgebildete Sozialarbeiterin und arbeitet als „seelsorgliche Begleitung“ im Elisabeth-Seniorenheim. Fundierte Ausbildungen also. In erster Linie aber sieht sie sich im christlichen Dienst der Nächstenliebe und der Verkündigung. 

Wer seine Vorfahren im HSK auf eine Urahnin namens Emerentia Giesecken bis ins Jahr 1490 zurückverfolgen kann, darf sich zu Recht als eine echte Sauerländerin bezeichnen. Der Name Emerentia kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „die Verdienstvolle“. Im Dienst sieht ihre Nachfahrin Elisabeth Schmidt ihre Aufgabe, und zwar als Dienst im christlichen Sinne. Dies bedeutet: „Dienen“ nicht in Abhängigkeit zu einem anderen Menschen, sondern im Sinne von Nächstenliebe und Verkündigung. Die Sozialarbeiterin arbeitet als seelsorgliche Begleitung im Elisabeth-Seniorenheim in Meschede und setzt sich immer wieder mit gezielten Aktionen für die Mescheder Senioren ein: Während der Corona-Krise organisierte sie eine Kommunikationsaktion in deren Folge Kontakte, neuerdings sogar per Tablet oder auch per Videochat, ermöglicht werden konnten.  

„Alles, was gegen die Vereinsamung hilft und den Menschen das Gefühl gibt, nicht vergessen zu werden, sondern wichtig zu sein, muss einfach ausgenutzt werden. Das ist manchmal auch eine technische Herausforderung, wenn es zum Beispiel kein WLAN in der Einrichtung gibt. Aber: Wir als Team aller Arbeitsbereiche wachsen mit unseren Aufgaben. Dann kümmern wir uns zunächst mal um den Zugang zum Internet.“ 

Beerdigungen sind nicht an das Priesteramt gebunden 

Neben der Seelsorglichen Begleitung ist die Diplom-Sozialarbeiterin seit 2019 Beauftragte im Begräbnisdienst im Pastoralen Raum Meschede-Bestwig. Was muss man sich darunter vorstellen und wie kommt man zu dieser Beauftragung? 

Beruflich bedingt begleite ich Menschen in den Tod. Was liegt also näher, als sie auch zu beerdigen? In der katholischen Kirche sind Beerdigungen als Werk der Barmherzigkeit nicht an das Priesteramt gebunden.  

Als erste Teilnehmer aus dem pastoralen Raum Meschede-Bestwig schlossen Elisabeth Schmidt und Wiltrud Grooten die achtmonatige Ausbildung zum Begräbnisleiter ab. Diese Amtsöffnung dient nicht nur der Entlastung der Priester, sondern entspricht auch einem zeitgemäßen Bedarf. „Vielen Verstorbenen und deren Angehörigen fehlt heute die Kirchennähe, gleichwohl möchten sie auf bestimmte Rituale nicht verzichten. Da ist eine Beauftragte im Begräbnisdienst dann eine gute Lösung. Wie alle, die im Gottesdienst eine Beauftragung haben oder im Amt stehen, tragen wir dort eine Albe, nur statt weiß hier grau. Eine Albe ist ein Gewand, das ich auch trage, wenn ich eine Wort-Gottes-Feier leite.“ 

Rückhalt im Glauben 

Schon wieder so ein Wort, das nicht jedem gleich bekannt ist. Was ist eine Wort-Gottes-Feier? 

„Ja, ich weiß, die Begriffe sind gelegentlich recht gewöhnungsbedürftig, aber eigentlich immer schnell zu erklären: Ein Wortgottesdienst ohne Kommunionspendung nennt man Wort-Gottes-Feier. Solche Wort-Gottes-Feiern leite ich regelmäßig in einzelnen Gemeinden. Unsere Kirche ist – oder besser war – so reich an liturgischen Formen. Die Form der Wort-Gottes-Feier wurde vor Jahren wiederentdeckt, denn: “Nicht vom Brot allein lebt der Mensch, sondern von jedem Wort, dass aus dem Munde Gottes kommt.“ Vor diesem Hintergrund sehe ich meine Aufgabe als Leiterin dieser Gottesdienstform darin, den Zuhörern die Worte der Bibel für das Lebensgeschehen der heutigen Zeit nutzbar zu machen, ihnen mein Verständnis als Denkanstoß mitzugeben und natürlich Gott gemeinsam zu loben und ihm zu danken! 

Als Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Walburga in Meschede sowie als Reisebeauftragte der KFD dürfte sich die Frage nach weiteren Hobbys eher erledigt haben?  

„Ja, ich muss schon aufpassen: „Meine Familie darf nicht zu kurz kommen. Ohne die Unterstützung meines Mannes und meiner erwachsenen Kinder würde mir gewiss oft die Kraft fehlen, die mein Beruf und meine Berufungen mir abverlangen. Ich denke oft an den Spruch vom ehemaligen Pfarrer Johannes SprengerFrau Schmidt, wer in allen Pötten rührtmuss aufpassen, dass nichts anbrennt!   

Wir müssen lernen, Nähe verbal zu vermitteln  

Wie hat die Corona-Pandemie Ihr Leben verändert? 

Die äußeren Einschränkungen waren schon eine gewaltige Herausforderung. Aber es war auch wohltuend, sich nur noch dem Wesentlichen zu widmen. Sowohl in der Seelsorge als auch bei den Beerdigungen ist Nähe ganz wichtig. Das gilt auch für körperliche Nähe, wie zum Beispiel das Handhalten oder einfach nur über den Arm streicheln. Wir müssen lernen, diese körperliche Nähe nun verbal umzusetzen, was nicht immer leicht, und manchmal auch einfach nicht machbar ist. Die Auswirkungen des räumlichen Distanzgebotes können wir bislang nur erahnen. Da wird Nähe, räumliche Nähe, die so ungeheuer wichtig für unsere gesellschaftliche Kommunikation ist, zu einem gefährlichen Risiko, das es zu vermeiden gilt. Andererseits sehe ich aber auch eine Chance, unsere Verbundenheit in der Gesellschaft auf andere Art und Weise zum Ausdruck zu bringen. Die neuen sozialen Medien spielen jetzt sicherlich eine besondere Rolle.  

Foto: Jürgen Eckert
Foto: Jürgen Eckert

Elisabeth Schmidt, Jahrgang 1962, verheiratet, zwei erwachsene Kinder, studierte an der katholischen Fachhochschule Paderborn mit dem Abschluss Diplom-Sozialarbeiterin. Sie arbeitet als seelsorgliche Begleitung im Caritas Seniorenzentrum St. Elisabeth. Ehrenamtlich ist sie Beauftragte im Begräbnisdienst im Pastoralen Raum Meschede-Bestwig, Wortgottesfeierleiterin und Vorsitzende des Pfarrgemeinderats St. Walburga.