Bernd Strotkemper braut sein eigenes Bier

Sauerland Bier aus Ennest

Ein gut gezapftes Pils dauert sieben Minuten, sagt der Volksmund. Attendorner Wirte, wie der legendäre Friedhelm Vogt, hielten sich penibel an diese Vorgabe. Da konnten ihre Stammgäste noch so durstig sein. Wenn der „Lange“ mit einer Zigarre im Mund und Pantoffeln an den Füßen hinter der Theke der Gaststätte „Zum Ritter“ stand, dauerte es mindestens sieben Minuten, bis der Wirt das frischgezapfte kühle Getränk auf den Tresen stellte.
Da kann Bernd Strotkemper nicht mithalten. Der 52-Jährige aus Ennest braucht drei bis vier Wochen, bis sein selbst gebrautes Bier fertig ist und getrunken werden kann. „Je nach Lust“ baut der gelernte Stadtplaner seine „kleine Hobby-Brauanlage“ alle paar Wochen auf. Dazu gehören unter anderem der 50 Liter fassende gut isolierte Sudkessel, der sogenannte Läuterbottich, ein Gärbehälter sowie die Zutaten geschrotete Malzsorten, Hopfenpellets, flüssige Bierhefe und viel Geduld. Mehrere Stunden dauert der eigentliche Brauvorgang.

Bernd Strotkemper probiert mehr als eine Biersorte aus

Vorher muss Bernd Strotkemper die Brauanlage ordentlich reinigen. Der Gärbottich muss sogar desinfiziert werden. „Das sind viele kleine Arbeiten“, betont der Hobbybrauer. Erst, wenn alles richtig sauber ist, kann der 52-Jährige seine Anlage Marke Eigenbau aufstellen. Die Ausrüstung hat er nach und nach zusammengekauft. Beim Besuch des WOLL-Magazins startet der seit 14 Jahren in Ennest wohnende Strotkemper seinen achten Brauvorgang. Auf dem Brauplan steht diesmal westfälisches Altbier. Der ehemalige Leichtathletiktrainer hat sich auch schon an Pils, Kölsch, Alt, Weizenbier und fränkischem Braunbier versucht. Alle Zutaten, Mixturen, Zeitabläufe usw. werden penibel in einem Brauprotokoll festgehalten.
Im Kühlschrank neben der Hobby-Brauanlage stehen einige Flaschen belgisches Ale, die Bernd Strotkemper vor einer Woche abgefüllt hat. Das Bier ist noch nicht ganz so weit. Am Boden hat sich etwas Hefe abgesetzt. Aber eine Kostprobe muss natürlich sein. „Das sieht gut aus. Das wird was“, ist Strotkemper schon jetzt stolz auf das Ergebnis. Vom würzig-malzigen Geschmack lässt sich auch der Autor überzeugen.

Zucker für die Flaschengärung

Der Hobbybrauer aus Ennest muss genau kontrollieren, dass die Flaschen mit dem selbst gebrauten Bier bei der Gärung nicht zu sehr unter Druck stehen. Um zu vermeiden, dass ihm die Flaschen „um die Ohren fliegen“, arbeitet Strotkemper mit einem Manometer (Druckmessgerät), das auf einer Flasche aufgesetzt wird.
Wie viele seiner Hobbykollegen braut Bernd Strotkemper nicht ganz nach dem deutschen Reinheitsgebot, weil er auch mit Zucker arbeitet. Denn für die Flaschengärung kann auch Zucker verwendet werden. Je mehr Zucker der Würze zugeführt wird, desto mehr Kohlensäure bildet sich, damit das Bier nicht abgestanden schmeckt.

Aller Anfang ist schwer

Aber warum wird man überhaupt Bierbrauer? Bernd Strotkemper hat schon immer gerne verschiedene Biersorten ausprobiert; nicht nur die heimischen Pilssorten, die es auf jedem Schützenfest und auf jeder Feier gibt. Und als dann im vorletzten Jahr der Hund der Familie Strotkemper starb, hatte der Ennester auch die Zeit für sein neues Hobby. Am Anfang hat nicht alles sofort geklappt. „Das war stellenweise eine große Sauerei und ziemlich klebrig“, schmunzelt Bernd Strotkemper. Was er nicht verrät, ist, wie Ehefrau Doris darauf reagiert hat. Inzwischen hat der „Self-Made-Brauer“ so viel Erfahrung, dass er Neues testet und ausprobiert. Anhand der Brauprotokolle kann der Ennester genau verfolgen, was und wie er gebraut hat: „Noch hat es keinen Reinfall gegeben.“ Der 52-Jährige ist mit dem Endprodukt in der Flasche bislang immer zufrieden gewesen.

„Das Blubbern ist das schönste Geräusch“

Das „schönste Geräusch“ beim Bierbrauen ist für Strotkemper das „Blubbern“ im Gärbottich. Denn das ist das untrügliche Zeichen, dass der Gärprozess eingesetzt hat. Irgendwann will der Hobbybrauer ein „Ennester Bier“ in Angriff nehmen. Aber selbstverständlich nur zum Eigenbedarf und zum Verkosten mit guten Freunden.
„Das ist kein teures Hobby“, betont Bernd Strotkemper. Sein selbst gebrautes Bier koste nicht mehr, als wenn er eine Kiste einer bekannten Sauerländer Pilsmarke kaufen würde. Deshalb freut sich der 52-Jährige über „Kollegen“, mit denen er Rezepte austauschen oder ein selbst gemachtes Bier brauen könnte. Wer Interesse hat, kann sich unter bernd.strotkemper@t-online.de melden.

von M. Droste [Text/Fotos]

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