
Erntedankpressekonferenz des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland 2024
Am 1. Oktober trafen sich Vertreter aus verschiedenen landwirtschaftlichen Bereichen, um über aktuelle Themen der Landwirtschaft zu sprechen. Die Erntedankpressekonferenz fand in diesem Jahr im Islandpferdezentrum Sauerland in Bestwig-Berlar statt. Gemeinsam mit den Landfrauen sprach das Kompetenzteam des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland über die Erntebilanz wie auch aktuelle Politik.
„Grünfutter ohne Ende“ fasste Wilhelm Kühn, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Hochsauerland die diesjährige Erntebilanz knapp zusammen: „Beim Getreide und beim Heu musste man allerdings schnell sein und die kurzen Regenpausen für die Ernte ausnutzen – wie in alten Zeiten im Sauerland!“
Kühn: „Die Landwirtschaft im Hochsauerland ist landschaftsprägend, stark, lebendig und zukunftsorientiert. Landwirtschaft hat sich immer verändert und an neue Gegebenheiten angepasst – das Wetter müssen wir so hinnehmen, aber verlässliche Rahmenbedingungen kann die Politik setzen und das muss sie auch dringend tun! Seit Jahren vermissen wir Praktiker zuverlässige politische Entscheidungen, um in unsere Fortentwicklung zu investieren. Sei es in mehr Tierwohl, sei es im Pflanzenschutz oder in regenerative Energien.“
Neues LandFrauen-Programm
Das neue LandFrauen Programm steht in diesem Jahr unter dem Motto „Wir LandFrauen machen uns stark für die Gesellschaft, die Umwelt und die ländlichen Räume“. Das ist ein weit gefasstes Thema, aber zeigt auch die Vielfältigkeit bei den LandFrauen. Es gibt verschiedenste Veranstaltungen im gesamten Hochsauerlandkreis zu allen drei Bereichen.
Erntedank steht nun unmittelbar vor der Tür. „Die Maisernte ist bei einigen Betrieben schon abgeschlossen und wir halten schon mal inne, sind dankbar, dass wir in einem Land ohne Krieg, Diktatur und Hungersnöte leben. In einem freien Land mit einer offenen Gesellschaft und einer Demokratie, die jeder von uns mitgestalten kann. Hierfür und insbesondere auch für Frauen in der Kommunalpolitik machen sich die LandFrauen stark und bieten Fortbildungen an“, so Elisabeth Kotthoff-Röttger.
Jedes Jahr gestaltet die Gemeinschaft aus Frauen auch die eindrucksvolle Erntekrone als Zeichen des Dankes für eine gute Ernte und die damit verbundene menschliche Arbeit. „Und sie führt uns einmal mehr vor Augen, wie gut es uns hier geht und wie wichtig es ist, als Gesellschaft im ländlichen Raum zusammen zu halten und ein Klima zu schaffen, das geprägt ist von Toleranz, Mitmenschlichkeit und Respekt.“

Die Erntebilanz 2024
Stefan Fuchte, Vorsitzender des Milchausschusses im Kreisverband Hochsauerland: „Zur Ernte können wir in diesem Jahr berichten, dass der Grasschnitt einer der üppigsten der letzten Jahre war und wir ausreichend Futter für unsere Tiere für den Winter einbringen konnten.“ Auch der Mais brachte gute Erträge, allerdings mit durchschnittlicher Qualität und variiert im Kreis.
„Der Milchpreis scheint bis Jahresende einen Trend nach oben zu haben – das ist auch gut so, sonst könnten unsere Familienbetriebe die gestiegenen Produktionskosten (Energie und Dünger) gar nicht auffangen.“
Sorgen bereitet nach wie vor die Blauzungenkrankheit – sehr viele Betriebe im HSK sind davon erheblich betroffen. Im Gegensatz zu Lämmern, die meist an der Blauzunge sterben, überleben die meisten Rinder diese Tierseuche, leiden aber sehr an den Symptomen: Wegen schmerzhaft geschwollenem Maul und der angegriffenen Zunge fressen die Tiere nicht mehr und Milchkühe geben dadurch deutlich weniger Milch.
Josef Dreps, Delegierter des Kreisverbandes im WLV-Ausschuss „Veredlung“: „Zur Getreideernte in diesem Jahr kann man sagen: Wir haben es mal wieder geschafft. Das fing schon im Herbst mit der Aussaat an, als es viel zu nass war, um auf die Felder zu fahren. Dort, wo wir Wintergetreide ausgesät haben, ist es nicht überall gewachsen, stellenweise sogar ‚abgesoffen‘. Wir mussten im Frühjahr häufig Sommergetreide nachsäen. Und die Ernte im Sommer war wieder so, wie Getreideernte eigentlich früher im Sauerland immer war: Ganz kurze Erntefenster zwischen Regenperioden.“
Schweine-, Pferde- und Mutterkuhhaltung Im HSK
Bei der Schweinehaltung macht ihm neben der Sorge vor der nahenden Afrikanischen Schweinepest die unsichere Gesetzeslage Sorgen – verschärfte Vorschriften, neue Stallbauten, die mit hohen Investitionen vor fünf Jahren gebaut wurden, entsprechen heute schon nicht mehr der aktuellen Gesetzgebung. Das Ergebnis: Verunsicherung.
Antonius Brüggemann, 2. Vorsitzende des Ausschusses Mutterkuhhaltung im Kreisverband Hochsauerland: „Als jüngster Ausschuss im Landwirtschaftlichen Kreisverband vertreten wir eine sehr große Gruppe von Landwirten: Die Mutterkuhhalter haben sich zusammengetan und haben jetzt sogar erreicht, dass der WLV auf Landesebene einen Arbeitskreis Mutterkuhhaltung gründet. Das macht uns stolz, sind wir doch als Landschaftspfleger und Rindfleischproduzenten – zuallermeist im Nebenerwerb – eine wichtige landwirtschaftliche Sparte im Bergland die eine gute Interessenvertretung verdient.“
Die größte Sorge ist nach wie vor die Ausbreitung des Wolfes und die Forderung eindeutig: „Die Koexistenz zwischen Wolfsansiedlung und Weidetierhaltung funktioniert nur mit Bestandsmanagement, also der gezielten und frühzeitigen Entnahme von Problemwölfen bzw. ganzen Rudeln zum Schutz von Weidetieren.
Mehr zum Thema Wolf: https://wlv.de/presse/pressemeldungen/auf-europaeischer-ebene-zeichnet-sich-mehrheit-fuer-herabstufung-ab
Bernd-Josef Schulte-Hobein, Delegierter im WLV-Arbeitskreis Pferdehaltung, erklärt, dass auch die Pferdehaltung von den unterschiedlichen Wetterbedingungen betroffen ist: „Ein nasses Frühjahr mit tiefen Nachttemperaturen bis in den Mai hinein (Stichwort Hufrehe) machten das Anweiden schwierig. Die Ernte von Heulage war qualitativ sehr gut und aufgrund kurzzeitiger Gutwetterperioden sehr gut möglich. Die Heuernte dagegen gestaltete sich schwierig. Bei der Strohernte das gleiche Bild: Immer wieder Niederschläge und ein mäßiger Strohertrag taten ihr übriges. Die feuchtwarme Witterung machte es den Pferden nicht leicht, Bremsen, Mücken und Fliegen gab es im Übermaß. Leider macht auch die gestiegene Inflation den Pferdebesitzern das Leben schwer, insbesondere auch die Einführung der Haustierpauschale bei Tierärzten und die teilweise stark gestiegenen Kosten beim Hufschmied lassen den Spielraum für Preiserhöhungen in den Pferdepensionsbetrieben schwierig umsetzen.“
Das Islandpferdezentrum Sauerland

Anschließend bekamen alle Teilnehmenden noch eine Führung von Inhaberin Angela Hütter über den Hof. Die etwa 100 hier lebenden Islandpferde werden in mehreren Herden im Offenstall gehalten und kommen nachts auf die Wiese. Vor über 40 Jahren ist die Reitschule in Berlar gegründet worden und zieht seitdem Kinder, Jugendliche und Erwachsene vom Amateur- bis Sportreiter aus ganz Deutschland und darüber hinaus zur Ausbildung an. Neben Verkauf und Beritt werden hier auch jedes Jahr einige Fohlen geboren. Die Besonderheit des Islandpferdes – ihre zwei zusätzlichen Gangarten Tölt und Rennpass – wurden in der Reithalle von Lotti Hütter, der Tochter der Inhaber, und Jolly Schrenk, mehrfache Weltmeisterin im Islandpferdesport, demonstriert.