Begleitung in Leben und Tod

Quelle: Ambulanter Kinder- und Sonja Nürnberger Jugendhospizdienst Olpe

Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst Olpe

Der Tod gehört zum Leben, das wissen wir alle – für manche kommt er jedoch viel früher, als er sollte. Mehr als 50.000 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland leiden an einer lebensverkürzenden Erkrankung. Mit der Diagnose werden alle Zukunftspläne zerschlagen, die Lebenssituation ändert sich komplett, der Alltag muss an die neuen Gegebenheiten angepasst werden. Um Betroffene und deren Familien auf diesem Weg zu begleiten und ihnen ein Stück Lebensfreude und Leichtigkeit zu schenken, dafür setzt sich der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdient Olpe ein.

„Gegründet wurde der Ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst letztes Jahr im August zum 30-jährigen Geburtstag des Deutschen Kinderhospizvereins“, erzählt Melanie Bähr. Die 33-Jährige ist die Koordinationsfachkraft des Ambulanten Dienstes und ist maßgeblich für dessen Aufbau verantwortlich. Träger ist der Deutsche Kinderhospizverein und Olpe nun einer von 30 Standorten in Deutschland. Grund für die Gründung des Olper Hospizdienstes war, dass der nächstgelegene Dienst in Siegen, der zunächst auch noch den Kreis Olpe abdeckte, sehr groß geworden war. Ein eigener Dienst musste her, der außerdem die stationäre Arbeit des Kinder- und Jugendhospizes Balthasar in Olpe ambulant unterstützen sollte. Der neue Standort umfasst nun ein Einzugsgebiet im Umkreis von 50 Kilometern, in denen Familien begleitet werden.

Auch ein Schirmherr war schnell gefunden: Frank „Froonck“ Matthée, ein deutscher Hochzeitsplaner, bekannt aus der VOX-Sendung „4 Hochzeiten und eine Traumreise“. „Er ist ein echter Olper Junge und ein toller Mensch, der wirklich hinter unserer Arbeit steht und sich sehr engagiert“, so Melanie Bähr.

Im Haus der Kinderhospizarbeit in Olpe entstehen gerade Räumlichkeiten, die noch mehr Möglichkeiten eröffnen: ein großer Begegnungsraum, in dem sich Familien und Ehrenamtliche treffen können, wo Familienfeste oder auch die Qualifizierungskurse stattfinden können.

Für diese ist neben der Organisation und der Koordination der Ehrenamtlichen ebenfalls die 33-Jährige zuständig. Der erste Kurs fand Anfang 2021 statt – damals aufgrund der Pandemie komplett digital. „Der Qualifizierungskurs richtet sich nach einem Curriculum des Deutschen Kinderhospizvereins. 100 Stunden in 18 Einheiten – etwa ein halbes Jahr dauert die Ausbildung, die jeder und jede Ehrenamtliche durchlaufen muss.“ Die eigene Endlichkeit, Sterben, Trauer und Tod werden beleuchtet und die Situation eines an einer lebensverkürzenden Krankheit erkrankten jungen Erwachsenen beispielhaft betrachtet. Auch die rechtlichen Grundlagen dürfen nicht außer Acht gelassen werden. „Alles baut aufeinander auf. Wichtig ist aber vor allem zu vermitteln, dass wir uns in erster Linie als Lebensbegleiter sehen. Wir begleiten Kinder ab der Diagnose im Leben und im Tod – und deren Familien auch darüber hinaus“, erklärt Melanie Bähr. „Im Erwachsenenbereich ist das etwas anders. Dort werden die Menschen in der Regel nur in der finalen Phase begleitet. Wir versuchen schon früh, die Kinder und ihre Familien im Alltag zu unterstützen.“

Das Herz am rechten Fleck

Aktuell sind es acht betroffene Familien, die von insgesamt 13 zur Verfügung stehenden Ehrenamtlichen betreut werden. Wer diese Ehrenamtlichen sind, ist ganz unterschiedlich: „Wir sind ganz kunterbunt gemischt: Von der Bürokauffrau bis zum Straßenmonteur. Die Mutter eines betroffenen Kindes sagte einmal: Es ist nur wichtig, dass der- oder diejenige das Herz am rechten Fleck hat.“ Gerade auch junge Ehrenamtliche werden gesucht, solche, die Lust haben, mit den Kindern Fußball oder fangen zu spielen. Denn viele der betroffenen Kinder sind noch sehr jung – zur Zeit sind die meisten zwischen vier und zehn Jahren. „Es ist ganz unterschiedlich, was die Ehrenamtlichen mit den Kindern machen – das kommt auch ganz individuell auf den Gesundheitszustand des Kindes an. Da wird gespielt, da wird vorgelesen, Ausflüge werden gemacht, Spaziergänge, manchmal werden sogar Konzerte besucht und manchmal geht es einfach nur darum, da zu sein und die Hand zu halten.“ Aber es sind nicht nur die Kinder mit lebensverkürzenden Erkrankungen, die begleitet werden. Auch die Geschwister, die teilweise hintenüberfallen, weil das erkrankte Kind einfach sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit benötigt, hat der Ambulante Dienst im Auge.

Quelle: Ambulanter Kinder- und Sonja Nürnberger Jugendhospizdienst Olpe


Lebensfreude teilen

Melanie Bähr weiß aus Erfahrung, dass diejenigen, die sich für eine ehrenamtliche Arbeit in diesem Bereich interessieren, auf der Suche nach einer sinnhaften Aufgabe sind. „Sie haben die Möglichkeit, mit den erkrankten Kindern, Jugendlichen oder auch jungen Erwachsenen Lebensfreude zu teilen. Und dafür bekommen sie so viel Dankbarkeit zurück. Das macht am Ende jeden der Beteiligten glücklich.“

Natürlich werden die Ehrenamtlichen nach dem Qualifizierungskurs nicht einfach ins kalte Wasser geschmissen: „Wir wählen für jeden Ehrenamtlichen eine passende Familie aus. Und diese dient am Anfang immer als Rückhalt. Sie erklären die Situation und so lernen sich beide Seiten gut kennen.“ Für die Familien sind die Ehrenamtlichen eine große Unterstützung: „Die Eltern – meistens sind es die Mütter, die zuhause bleiben und das Kind pflegen – haben so die Möglichkeit, Einkäufe oder andere Termine zu erledigen – oder auch einfach mal in Ruhe einen Kaffee zu trinken. – Für die Kinder ist es die Zeit, in der man etwas Schönes mit ihnen erlebt in den Jahren oder Monaten, die es noch hat.“

Wie oft die Ehrenamtlichen das jeweilige Kind besuchen, ist ganz unterschiedlich. Manchmal ist es einmal in der Woche für zwei bis vier Stunden, manchmal ist es ein Tag im Monat. „Für uns ist immer ganz wichtig zu betonen, dass die Ehrenamtlichen freiwillig ihre Zeit geben. Da ist es wichtig, dass auch ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden.“ Einmal im Monat findet ein Praxisbegleittreffen statt. Dort werden vorbereitete Themen besprochen, aber auch der Austausch untereinander ist sehr wichtig. „Wir sind alle ein Team: Die Ehrenamtlichen, die Familien und die Koordinationsfachkräfte.“ Viermal im Jahr haben die Ehrenamtlichen außerdem die Möglichkeit, eine Supervision in Anspruch zu nehmen, wo sie ihren Fall und alle aufkommenden Fragen besprechen können.

Melanie Bähr würde sich freuen, wenn sich noch mehr Ehrenamtliche finden würden: „Viele verbinden mit der Kinderhospizarbeit Themen wie Trauer, Angst, Sorge oder gar Scham. Aber tatsächlich ist Freude das größte Thema in der Arbeit mit Kindern mit lebensverkürzenden Erkrankungen. Dafür braucht es keine besondere Ausbildung, sondern nur eines: Empathie.“

Der nächste Qualifizierungskurs startet im Januar 2022. Wer Interesse hat, kann sich gerne melden:
Ambulanter Kinder- und Jugendhospizdienst Olpe
Melanie Bähr
In der Trift 13 · 57462 Olpe
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