Bären und Goldnuggets in Kanada

Max Rüther

Quelle: privat

Wie ein junger Olsberger sich einfach ins Abenteuer stürzte 

„Das kann es noch nicht gewesen sein“, sagte sich Max Rüther aus Bruchhausen an den Steinen vor acht Jahren. Die Lehre zum Heizungsbauer war geschafft, zwei Jahre als Geselle im örtlichen Betrieb waren bereits rum. Mit 21 Jahren alles in sicheren Tüchern, nur: Wo war das Abenteuer? Also nix wie los nach Kanada, genauer nach Vancouver. Rein in ein Abenteuer der besonderen Art. Seit sechs Jahren ist er nun jeden Sommer ein „Goldminer“, arbeitet in einer Goldmine im Yukon.  

Max Rüthers Geschichte beweist, dass Handwerker überall auf der Welt Fuß fassen können. Im Doppelpack brach er gemeinsam mit seinem Cousin Gabriel Rüther, Mechaniker und Forstmaschinenführer, im März 2014 nach Kanada auf und „bevor wir es realisierten, landeten wir in Vancouver“. Einen Plan, was sie denn arbeiten sollten, gab es nicht, nur „sehr limitierte Englisch-Kenntnisse“, Geld für ein Auto, das sie sich dort kauften, und eine erste Reise durch Britsch Kolumbien, also West-Kanada.  

Max Rüther mit seinem Vater Andreas, der schon mehrmals für drei bis vier Wochen auf der Goldmine im kanadischen Yukon geholfen hat.Quelle: privat
Max Rüther mit seinem Vater Andreas, der schon mehrmals für drei bis vier Wochen auf der Goldmine im kanadischen Yukon geholfen hat.

Der Start in Kanada 

„Leute mit handwerklichem Geschick werden immer gesucht, allerdings wird meine Ausbildung als Klempner in Kanada nicht anerkannt, ich müsste noch mal Prüfungen machen“, sagt der 29-Jährige in der Videokonferenz mit Woll. Dennoch: „Handwerker zu sein, aber auch, dass ich auf dem Dorf aufgewachsen bin, hat mir hier gut geholfen. Ich habe aber auch schon viel dazu gelernt.“ Das Glück ist mit den Mutigen und Arglosen: Die beiden fanden sofort einen Job. Nach einigen Monaten als „Volunteers“ auf einer Ranch mit privaten Ferienhäusern Farm im Westen Kanadas zog es sie weiter ins Yukon-Territorium im Norden. Sie lernten im Kluane-National-Park die Schweizerin Eva Riedwyl kennen – sie ist als Tour-Guide bekannt -, lebten und arbeiteten einige Zeit auf ihrer Farm. 

Die Goldmine 

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Hier startete ihre Karriere als Goldgräber („Goldminer“) mit einer Besichtigung: „Der Norweger, der uns zur Mine führte, fragte, ob wir die nächsten zwei Wochen nicht dort arbeiten wollten. Wir fingen noch am gleichen Tag an“, schildert Max Rüther. Nach zwei Tagen bot ihnen wiederum Steve Johnson, Besitzer der Mine, einen Job für die nächste Saison an. Er schürft immer von Mai bis Oktober in verschiedenen Claims (Schürfgebieten). So begann das Leben im Camp. „Die Instandhaltung ist eine meiner Aufgaben“, so Max, „da wir komplett in der Wildnis leben, erzeugen wir unseren eigenen Strom mit Diesel-Generatoren. Wichtig ist, dass immer genügend Diesel und Vorräte da sind.“ Zum Einkaufen geht‘s etwa 300 Kilometer und dreieinhalb Stunden nach Whitehorse, einzige Stadt im Yukon. „Dass Stachelschweine Löcher in die Rohre fressen oder man Grizzlybären begegnet, wurde ungewöhnlich schnell mein Alltag“, sagt der junge Sauerländer. Das Arbeitsteam besteht aus sechs Personen. „Wir schürfen Tag und Nacht in zwei Schichten. Es gibt kein Bergwerk. Die Art, wie wir Gold schürfen, nennt man Placer-Mining, wir benutzen Baumaschinen, um altes Flussbett bis zum Grundgestein auszugraben und dann mit Waschanlagen das Gold vom Kies zu trennen.“ 

Der „Goldrausch“ 

 „Wenn man am Ende des Tages Goldnuggets aus der Waschanlage holt, ist man voller Aufregung und Freude. Dies hilft einem dann an den schweren Tagen, wenn technische Defekte oder die Natur einem zu schaffen machen“, sagt Max Rüther. Damit ist die romantische Vorstellung von der Goldpfanne am Fluss passé. Oder? „Man wäscht alles in großem Stil und im letzten Schritt schon noch mit Goldpfanne.“ Dies alles unter strengen Umweltschutzauflagen und mit dem O.K. der Ureinwohner Kanadas. Das Gold wird im Gebiet der Kluane First Nations geschürft. „Wir müssen überall, wo wir gebuddelt haben, auch sorgfältig wieder begradigen. Und wir dürfen nur am Rand schürfen, den Fluss niemals dreckig machen.“ Beim letzten Auswaschen, dem „Clean Out“ mit verschiedenen Matten und Sieben, finden sich dann die verschiedenen Goldsorten: „Das meiste ist Staub, aber ich habe auch schon dickes Gold bis hin zu 1-Gramm-Stücken gefunden. „Das größte Unzen-Nugget, das ich gefunden habe, sieht wie ein 1-Euro-Stück aus. Eine Unze sind 31 Gramm, das wären nach dem aktuellen Goldpreis etwa 1.500 Euro.“ Ja, auch er hat eigenes Gold, ein Teil seines Arbeitsbonus wurde in Nuggets ausgezahlt. „Es wird gut bewacht“, verrät er augenzwinkernd.  

Die Zukunft 

Nachdem er die letzten Winter in Deutschland und den USA verbrachte, zog es Max Rüther dieses Jahr an die Westküste. „Hier lebe ich nun im wunderschönen Deep Cove in Vancouver, direkt im Regenwald am Meer, wo ich an einem Yachthafen für die Instandhaltung verantwortlich bin, und genieße es.“ Geht’s im Sommer zurück auf die Mine? „Ich weiß es noch nicht. Es ist schön, auch mal in das normale Leben in Kanada einzutauchen“, sagt der Auswanderer. Ist sein Cousin Gabriel nach einigen Abenteuern in Kanada längst wieder ins Sauerland zurückgekehrt, denkt er daran dauerhaft noch nicht. Gern aber zu Besuch. „Ich fliege mal wieder nach Hause, sobald es angesichts von Corona geht. Grillen und Kartoffelbraten mit Familie und Freunden, das möchte ich gern mal wieder. Aber ich habe auch hier viele Freunde gefunden.“