„Ausbildung ist Vertrag auf Gegenseitigkeit.“ – Zu Gast bei Mennekes in Kirchhundem

Christopher und Walter Mennekes

Senior Walter und Junior Christopher: Zwei Sauerländer durch und durch

Für 10:30 Uhr sind wir verabredet. Es ist ein sonniger Dienstagvormittag. Wir sind pünktlich und wollen uns beim Empfang anmelden, um in die Chefetage zu gelangen. Doch das ist nicht nötig. Walter und Christopher Mennekes, Vater und Sohn, stehen bereits persönlich am Haupteingang und begrüßen uns im sommerlichen Business Outfit mit freundlichen Worten und einem kräftigen Sauerländer Ellebogendruck. Dann bittet Seniorchef Walter (72) erst einmal zu einem kleinen Sektempfang ins Foyer, das mit großformatigen Fotos an den Wänden den Werdegang des Unternehmens Mennekes dokumentiert. Dieser Empfang sei schon ein Ritual für alle Gäste, sagt er, und fügt hinzu: „Egal, wer kommt.“ Und das mögen inzwischen ein paar tausend gewesen sein, die sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten bei den „Steckerkönigen“ in Kirchhundem, in der Aloys-Mennekes-Straße 1, die Türklinke in die Hand gaben. Benannt nach dem Gründungsvater, der einst in der Schützenhalle von Kirchhundem den Grundstein für den Welterfolg legte. Denn die Welt tankt Strom mit Mennekes. Von Alaska bis Neuseeland.

Wir fahren mit dem Aufzug nach oben, nehmen Platz an einem runden Tisch. Es gibt Kaffee, Wasser, belegte Brötchen und Schokoladen-Plätzchen. Der Blick durch die großen Panoramafenster des Mennekes-Stammsitzes gleitet über das Hundemtal und fällt auf den Sendemast am gegenüberliegenden Krähenberg. Nach dem Motto „Probleme sind dafür da, gelöst zu werden“ hat das Unternehmen den Mast selbst errichten lassen, um eine ungestörte Datenübertragung zum betriebseigenen Werkzeugbau im gerade mal einen Kilometer entfernten Jammertal in Lennestadt zu gewährleisten.

Ob Tränental oder sich anschließendes Jammertal – von solchen Namen lassen sich Walter und Christopher nicht abschrecken. Da hat sich das Unternehmen bei seinen weltweiten Ambitionen schon ganz anderen Herausforderungen stellen müssen. Sei es das Engagement in England seit Beginn des neuen Jahrtausends oder in China. Auf der Insel sehen die beiden auch nach dem Brexit die wirtschaftlichen Prognosen nicht so düster wie zahlreiche andere Branchen: „Die Auftragslage ist gut“, so Christopher.

Der Junior habe die Niederlassung in England zu einem „Juwel“ und die Übergabe vom Senior- zum Juniorchef damit leicht gemacht, betont der Papa. Dazu lächelt Christopher zufrieden. Der studierte Betriebswirtschaftler mit Praktika bei namhaften Firmen in anderen Kultur- und Sprachräumen wie Frankreich, Singapur oder Portugal hat nun das Sagen über das erfolgreiche Familienunternehmen. Umgeben ist er in der Gesch.ftsleitung von Menschen, „die du am Sonntag auch in der Kirche siehst“, sagt sein Vater Walter und meint damit die Führungs-Fachleute sowohl im technischen als auch im kaufmännischen Bereich: „Die kommen aus Würdinghausen, Olpe oder Lennestadt“, so der Senior. In einem Atemzug fügt er hinzu: „Wenn uns Corona nicht in die Suppe spuckt, werden wir 2020 die 200-Millionen-Umsatzgrenze erreichen!“ Mennekes beschäftigt mit den weltweiten Niederlassungen zusammen rund 1.200 Menschen. Und ist Weltmarktführer bei den CEE-genormten Steckern, Senkrechtstarter in Sachen E-Mobilität.

Bei allen Superlativen hat Familie Mennekes anscheinend nie vergessen, wo ihre Wurzeln sind. Walter Mennekes schwärmt: „Wir leben in einer begnadeten Welt hier im Sauerland. Wir können dem lieben Gott danken, dass unsere Kinder hier Auslauf haben.“ Und sein Sohn Christopher nickt zustimmend: „Ich habe schon in zahlreichen Ländern auf der Welt gearbeitet, mich aber ganz bewusst für meine Heimat entschieden.“

Dass damit auch eine soziale Verantwortung für die Menschen im Südsauerland verbunden ist, weiß die Unternehmerfamilie nur allzu gut. Ihr Einsatz für die etwa 850 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Durchschnittsalter von 38 Jahren und deren Familien geht über ein loses Angestelltenverhältnis weit hinaus. Davon können auch die ehrenamtlichen Feuerwehren in den umliegenden Dörfern ein Lied singen. Bei Bränden, schweren Verkehrsunfällen oder Hochwasser (davon weiß das Unternehmen selbst metertief zu berichten), kommt es schon einmal vor, dass ein stattlicher Teil der Mennekes-Belegschaft im Einsatz ist. Zusätzliche Unterstützung erfahren die Kirchhundemer Floriansjünger durch das Engagement des Juniorchefs als Vorsitzender des Fördervereins der Blauröcke.

Auch der ökologischen Strahlkraft der Dieter-Mennekes-Umweltstiftung wollen Vater und Sohn künftig gerecht werden. Der 41-jährige Christopher wird als Vorsitzender der Stiftung das Erbe seines verstorbenen Onkels antreten.

Apropos Umwelt und E-Mobilität: Mit ihren Stromtankstellen und Ladesteckern für einige der größten Autohersteller leistet Mennekes Pionierarbeit, Beispiel Norwegen: Bereits vor Jahren lieferten die Sauerländer 300 Ladestationen für die Hauptstadt Oslo, weitere Bestellungen folgten. Angesichts dieser modernen Infrastruktur schraubten die Skandinavier den Anteil von Elektroautos in ihrer Metropole auf inzwischen 40 Prozent. Aber auch in Deutschland greift das Umweltbewusstsein vor allem in den Städten um sich. 250 Mennekes-Ladestationen stehen in Hamburg, 160 sollen es in Berlin sein.

Standen zum WOLL-Interview bereit: Walter und Christopher Mennekes.
Foto: Christopher Reuter

Im Mittelpunkt der Unternehmensphilosophie stand und steht der positive Blick in die Zukunft. Ein wesentliches Augenmerk legt das Unternehmen dabei auf die Ausbildung kompetenter Nachwuchsleute. Mit einem Prozentsatz zwischen acht und zehn Prozent der Belegschaft liegt das Kirchhundemer Unternehmen weit über dem Landes- und Bundesdurchschnitt. Walter Mennekes bringt es auf den Punkt: „Wer sagt, Ausbildung sei zu teuer, ist bescheuert!“ Mit einem Facharbeiterbrief in Deutschland stünde Frauen und Männern weltweit der Arbeitsmarkt als Techniker offen. Umso stolzer ist die Firmenleitung, dass ein Großteil der ehemaligen Azubis für Jahrzehnte im Unternehmen bleiben: Ausbildung ist also ein Geben und Nehmen, „ein Vertrag auf Gegenseitigkeit.“

Christopher und sein Vater Walter Mennekes sind Sauerländer durch und durch. Bodenständig und ohne „großes Theater“ zu machen, führen sie das Gespräch mit uns Journalisten und nehmen sich Zeit. Beantworten jede Frage freundlich und konkret – auch die nach dem „Weltmeister“ der Kommunikation, wie Walter Mennekes dank seiner 1.000 Verbindungen zu Politik, Sport, Kultur und Wirtschaft gerne genannt wird: „Wenn Ihnen als junger Bursche jemand gesagt hätte, dass Sie mal ‚Auf du und du‘ mit dem Bundespräsidenten sein würden, was hätten Sie dem gesagt?“ – „Sie sind total verrückt!“

Walter Mennekes und seine Frau Petra sind mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dessen Familie seit vielen Jahren befreundet. Die beiden begleiteten das Staatsoberhaupt in diesem Sommer auch auf seiner Urlaubsreise in die Südtiroler Berge.

„Gott und die Welt“ gehören inzwischen zum Freundeskreis des überzeugten Christdemokraten Walter Mennekes aus Kirchhundem, der es wie kein anderer schaffte, als Sauerländer zum 2. Vize-Präsidenten des Deutschen Rekordmeisters FC Bayern München gewählt zu werden. Der Mann hat einfach keine Hemmungen. Auch nicht vor dem Sozialdemokraten und Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Der erzählte schon vor einigen Jahren in einem WDR-Interview die folgende Geschichte:

„Ich hab‘ ihn kennengelernt auf einer offiziellen Reise nach China. Er war als einer der Mittelständler Teil der Wirtschaftsdelegation. Und mir ist er durch sehr unkonventionelles Verhalten aufgefallen, um es ganz freundlich auszudrücken, aber auch durch eine wirklich emotional stimmige Vertretung deutscher Interessen. Natürlich auch der Interessen seiner Firma. Er hat keine Kamera ausgelassen, um Deutschland im Allgemeinen und den Kanzler im Besonderen zu loben!“

Schon auf der Hinreise hatte Mennekes die ersten Kontakte zu ihm geknüpft: Er ließ dem Weinliebhaber Schröder „eine gute Flasche Rotwein“, die er vorher gekauft hatte, in dessen Flugzeug-Suite bringen – nach dem Motto: „Willste mal sehen, was da passiert?“ Nach einer halben Stunde wurde er gebeten, doch bitte nach vorne zu kommen: zum Bundeskanzler!

Mennekes: „Da kam ich da rein, da hatte er gerade noch so’n Eierbecher voll Wein für mich übriggelassen. Das war, wohlgemerkt, ne Magnum-Flasche. Dann sagte er, er finde meine Teilnahme gut, ich sei ein guter Geist auf dieser Reise und werde die Wirtschafts-Delegation gut zusammenhalten, und deswegen wolle er mir das ‚Du‘ anbieten: Ich heiße Gerd! Dann hab‘ ich gesagt: Ich weiß. Und ich heiße Walter. Dann sagte er: Ich weiß.“

Das war der Anfang einer langen Freundschaft, die Schröder dann so schilderte: „Walter Mennekes ist gewiss kein Sozialdemokrat, sondern eher das Gegenteil. Aber er ist ein aufrichtiger Mensch, und ich schätze diese Art von Aufrichtigkeit! Und er ist ein Sinnbild guten mittelständischen Unternehmertums!“

MENNEKES – Plugs for the world. Für Sohn Christopher hängt die Messlatte hoch. Aber er ist auf einem guten Weg, das Familienunternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Und der Senior ist in Rufbereitschaft im Büro gleich nebenan …

Fotos: Christopher Reuter