AUS SKIGEBIET WIRD GREEN HILL BIKEPARK

Hohe Lied in Gellinghausen neues Paradies für Mountainbiker aus ganz Deutschland und den Nachbarländern

Vor allem wintersportaffinen Sauerländern wird das Skigebiet „Hohe Lied“ bei Gellinghausen ein Begriff sein. Jahrzehnte lang waren die beiden Schlepplifte, mit deren Hilfe eine der längsten Pisten des Sauerlandes mitsamt einer wunderschönen Aussicht erschlossen wurde, eine beliebte Anlaufstelle für Skifahrer und Snowboarder. Doch durch den Klimawandel bedingte ausbleibende Schneefälle zwangen zum Umdenken – und machen die Lifte nun bei einer anderen Zielgruppe erfolgreich bekannt.

Felix Saller blickt zufrieden auf die letzten Monate zurück. Seit Eröffnung des Green Hill Bikeparks Anfang Juli hat der junge Betreiber kaum ein Wochenende erlebt, an dem die Lifte nicht bis an die Kapazitätsgrenzen gefüllt waren. Selbst bei schlechtem Wetter kommen die Mountainbiker in Scharen. Der Bikepark ist in der Mountainbike-Welt eingeschlagen wie eine Bombe: Die Besucher aus ganz Deutschland, Belgien und den Niederlanden wollen unbedingt erfahren, wie hoch der Spaßfaktor ist, von dem sie durch ein durchdachtes Vermarktungskonzept erfahren haben.

Mehr als zwei Jahre hat die Planungs- und Genehmigungsphase gedauert, bis dann im Frühjahr 2022 endlich die Bagger anrücken durften, um innerhalb weniger Monate die Laub- und Nadelwälder, die die beiden Lifte oberhalb von Hellermann‘s Hütte umgeben, umzugestalten. „Teilweise waren zwölf Bagger gleichzeitig im Einsatz“, berichtet Felix Saller. Was nach einem großen Eingriff in die Natur klingt und sicherlich auch ist, sollte aber so nachhaltig wie möglich gestaltet werden. „Das gesamte Erdmaterial, das beim Bau verwendet wurde, stammt direkt aus den Wäldern hier am Hang und selbst das Holz, das wir zum Bau der ganzen Holzkonstruktionen genutzt haben, haben wir ebenfalls hier aus dem Wald entnommen. Andere Bikeparks lassen sich ihre Baumaterialien über große Entfernungen mit Sattelschleppern anliefern, das mussten wir zum Glück nicht.“  Die Strecken sollten so naturnah wie möglich sein. Doch wie kommt man auf die Idee, hier einen Bikepark „aus dem Nichts“ zu errichten? Die Familie Hellermann habe irgendwann vor der Entscheidung gestanden, in ein neues Beschneiungssystem für das Skigebiet investieren zu müssen. In Zeiten von wärmeren Wintern ist so etwas als privater Betreiber natürlich ein großes Risiko. Doch dann lernten sich Christin Hellermann, Tochter der Hüttenbetreiberin Rita Hellermann, und Felix Saller, seines Zeichens leidenschaftlicher Mountainbiker, kennen und Felix, der eigentlich aus der Nähe von Passau stammt, zog es ins Sauerland. Er sah das Potential in den Wäldern und zu Anfang gab es die Idee, zwei bis drei Strecken in den Wald zu bauen, doch dann folgte eine Idee auf die Nächste und plötzlich waren sogar Streckenplaner und -bauer aus Kanada mit im Boot. Die Vision vom Green Hill Bikepark entstand und man fand heraus, dass ein Bikepark langfristig gesehen eine vor allem wirtschaftlich nachhaltigere Entscheidung ist, als in ein umfangreiches, neues Beschneiungssystem zu investieren. Letztendlich wurde der komplette Bikepark von den Profis, die auch den weltbekannten Bikepark im kanadischen Whistler gebaut haben, geplant und mit ihrer Unterstützung gebaut. Das war sicherlich ein cleverer Schachzug von Felix Saller, denn Whistler gilt als DAS Mountainbike-Mekka überhaupt und gepaart mit einer durchdachten und Sehnsüchte weckenden Medienproduktion schlug der Green Hill Bikepark schon hohe Wellen im Internet, bevor sich die Lifte überhaupt drehten.

18 Strecken, die größtenteils für fortgeschrittene Biker gebaut wurden, umfasst der neue Bikepark. „Aber auch Anfänger kommen bei uns auf ihre Kosten“, versichert Saller, „die Beförderung mit dem Schlepplift sieht auf den ersten Blick schwierig aus, aber durch das sogenannte Easy Loop-System, bei dem der Bügel hinter dem Vorbau (der Dreh- und Angelpunkt am Lenker) eingegangen wird, schaffen es auch Neulinge meist direkt mit dem ersten Versuch nach oben und können auf den grünen und blauen Strecken erste Erfahrungen sammeln, bevor sie sich auf die roten Strecken wagen.“ Die Einstufung der Schwierigkeitsgrade erfolgt also, ähnlich wie beim Wintersport, mit Hilfe eines Farbsystems. Die grünen und blauen Strecken kann man grundsätzlich komplett abrollen, kleine Sprünge können um- oder überfahren werden und die Bodenbeschaffenheit ist relativ eben. Auch mit wenig Federweg kommt man hier gut runter. Die roten und schwarzen Strecken beherbergen teils große Sprünge, sowie Stein- und Wurzelfelder und werden so zu einer Herausforderung für Fortgeschrittene und Könner. Hier lassen sich spektakuläre Bilder und Videos produzieren und die Grenzen des Fahrkönnens verschieben.

Aber nicht nur Mountainbiker haben hier jede Menge Spaß, denn die Infrastruktur rund um die Lifte kann sich ebenfalls sehen lassen: Auf der Terrasse von Hellermann’s Hütte, die sich am Fuße der Lifte befindet und seit eh und je für Feiern und Feste jeglicher Art bekannt ist, können Wanderer einkehren und bei einer Mischung aus traditioneller und moderner Küche das bunte Treiben der Mountainbiker beobachten. Sollte man hier eine Feier mit geschlossener Gesellschaft vorfinden, stellt das kein Problem dar, denn auf der „Alm“ am Liftausstieg – herrliches Panorama inklusive – und dem „Stadl“, ein paar Höhenmeter oberhalb von Hellermann’s Hütte, wird man ebenfalls mit Snacks, kalten Getränken und Kaffee versorgt.

Der Bikepark ist ganzjährig, allerdings nicht täglich, geöffnet. Der Fokus liegt auf den Wochenenden (im Herbst ab Freitagmittag, im Sommer ab Donnerstagmittag) und es findet einmal pro Woche ein sogenannter „Pop-Up Ride“ statt. Darunter versteht man, dass jeweils montags via Instagram oder Website ein Tag in der darauffolgenden Woche bekannt gegeben wird, an dem der Bikepark zusätzlich geöffnet sein wird. Ab Dezember wird mit dem Wochenendbetrieb genauso verfahren, denn je nach Wetter- und Schneelage soll der Bikepark entweder geöffnet oder geschlossen sein. Bei einer großen Neuschneemenge und stabilem Winterwetter im Anschluss ist es sogar möglich, die Schlepplifte innerhalb von ein paar Tagen wieder auf Skibetrieb umzubauen, sodass die Tage des Skifahrens im Skigebiet Hohe Lied vielleicht noch nicht endgültig gezählt sind.

Mit dem Green Hill Bikepark haben Felix Saller und die Familie Hellermann auf jeden Fall ein kleines Paradies und damit eine sportliche Zukunftsperspektive für den Standort geschaffen. Auch für die gesamte Region stellt der Bikepark einen absoluten Mehrwert dar, denn zusammen mit den beiden etablierten Parks in Winterberg und Willingen oder auch dem nicht ganz unbekannten Bikepark OE am Fahlenscheid, lohnt es sich nun umso mehr, zum Biken ins schöne Sauerland zu reisen, anstatt vielleicht noch weiter in die Alpen fahren zu müssen.

Weitere Infos zu Tickets, Bikeverleih und Kursen unter www.greenhill-bikepark.de