Aus kleiner Sensenschmiede wird weltweit gefragter Spezialist für Grauguss

M. Busch: Familienunternehmen an zwei Standorten in Bestwig und Wehrstapel

„Die Basis für unseren Erfolg sind die klassischen Tugenden wie Verantwortungsbewusstsein, Zuverlässigkeit und Termineinhaltung. Dies funktioniert mit einer Mannschaft, deren Stärke auf Können, Kompetenz und Teamgeist basiert. Dieses harmonische Zusammenwirken von Team und Technik bewirkt, dass jedes einzelne unserer Produkte exakt den Vorstellungen des Kunden entspricht.“ So präsentiert sich die Firma M. Busch mit den beiden Standorten Bestwig und Wehrstapel. WOLL traf den Geschäftsführer Dipl.-Ing. Andreas Güll (59) am Standort Bestwig.

WOLL: Herr Güll, M. Busch ist seit fast 200 Jahren in Bestwig und Wehrstapel. Was spricht für die beiden Standorte?
Andreas Güll:
Die Firma ist über die Jahre klassisch gewachsen. Beide Standorte liegen an der Ruhr, denn früher wurde die Industrie an einem Fluss angesiedelt, um über ein Wasserrad einen Hammer anzutreiben. Von den früheren Produkten und Verfahren ist nichts mehr übriggeblieben. Wir machen etwas völlig anderes. Aus der Sensenschmiede ist eine Gießerei mit einer sehr breit aufgestellten Bearbeitung und Montage geworden. Was besonders für den Standort spricht, ist die Mannschaft. Ich komme ursprünglich aus dem Ruhrgebiet. Die Arbeitsmentalität hier ist doch eine andere. Die Menschen kennen sich alle untereinander, über den Schützenverein, die Feuerwehr oder sonstige Vereine. Das merkt man auch an der Fluktuation. Wenn man bei Busches ist, geht man nicht so leicht.

WOLL: Was verkündet aktuell die „Buschtrommel“?
Andreas Güll:
Nun, nicht nur wir als Unternehmen entwickeln uns kontinuierlich weiter, sondern auch die „Buschtrommel“ (Anmerkung: Mitarbeiterzeitung von Busch). Die „Buschtrommel“ wird im Rahmen der neuen Strategie MB 5.0 nicht nur moderner, sondern auch jünger und digitaler. So wie das ganze Unternehmen, was man den beiden Werken mittlerweile auch von außen ansieht.

WOLL: Der Wirtschaftsstandort Deutschland und ganz besonders die Automobilwirtschaft stehen derzeit unter erheblichem Druck. Wie geht es in diesem Umfeld M. Busch?
Andreas Güll:
Wir haben einen Anteil von 82 Prozent an eigener Wertschöpfung. Für eine Gießerei ist das sehr hoch. Damit sichern wir unsere Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Markt. Sonst wäre Deutschland für den Standort einer Gießerei noch deutlich schwieriger. Dazu muss man wissen, dass wir im LKW-Bereich unterwegs sind. LKW heißt Truck und Trailer, also Zugmaschine und Anhänger. Dieser Bereich macht 80 Prozent des Geschäftes aus. Von solchen Themen wie E-Mobilität sind wir bisher nicht betroffen. Zum einen, weil es bei LKW noch deutlich länger dauern wird, aufgrund der riesigen Batterien und der Strommengen, die man benötigt. Zum zweiten sind wir hier im Bremsengeschäft tätig. Jedes E-Fahrzeug hat auch in Zukunft eine klassische Bremse, zumindest für die Notbremsfunktion. Von daher sind wir da recht entspannt. Ein weiterer Bereich bei uns sind Produkte für die Bau- und Agrarwirtschaft. Die liegt zwar derzeit am Boden, aber auch hier wird es wieder aufwärts gehen. Und wir sind vor zwei Jahren in den Markt der Bremssysteme für die Bahn eingestiegen. Wir sind insgesamt also recht breit aufgestellt und gut unterwegs.

WOLL: Firmenveröffentlichungen Ihres Unternehmens und Interviews in Fachzeitschriften vermitteln Stolz und Zuversicht bei M. Busch. Ist das berechtigt?
Andreas Güll:
Stolz auf jeden Fall. Stolz auf die Firma. Stolz auf die Mannschaft. Das ist eine gute Truppe hier im Sauerland. Das macht richtig Spaß. Das Problem, das wir haben, sind die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Der Hebel, der durch die Energiepolitik entstanden ist, beeinflusst unsere Zukunft derzeit stärker als unser unternehmerisches Handeln.

WOLL: Steht bei dem enormen Energiebedarf des Unternehmens bald ein eigenes Kraftwerk oder eine Windindustrieanlage auf dem Werksgelände?
Andreas Güll:
Bei dem Energiebedarf, den wir haben, bräuchten wir zwölf bis 16 Windräder der größten Klasse und gleichzeitig gewaltige Energiespeicher, denn wir produzieren fünf bis sechs Tage die Woche rund um die Uhr. Das heißt, auch wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint. Unser Energiebedarf ist gewaltig, wir sind eine Gießerei, also ein energieintensiver Betrieb mit über 500 Beschäftigten. Wir reden hier von einem Energiebedarf von 133 Gigawattstunden pro Jahr. Die Netzentgelte sind für den Ausbau Erneuerbarer Energien wahnsinnig angestiegen. Diese Gebühren kosten uns bei Busch mittlerweile genau so viel wie der Strom selbst. Wir planen im Rahmen der Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren weiter in die Elektrifizierung des Unternehmens zu investieren, jedoch stellt sich aus unternehmerischer Sicht die Frage, welche Stromkosten (also Strompreis plus Netzentgelte plus Steuern) in den nächsten Jahren zu erwarten sind. Ohne Planungssicherheit in Richtung annähernd konkurrenzfähiger Energiekosten werden diese Investitionen, zumal die Stromkosten bereits jetzt deutlich über denen der internationalen Konkurrenz liegen, nicht realisiert werden. Hinzu kommen diese noch zu bauenden (und zu bezahlenden) Gaskraftwerke, die die Erneuerbaren Energien absichern, wenn Flaute herrscht. Das heißt, wenn die Politik im Bereich der Energiekosten für die Industrie kein wettbewerbsfähiges Modell aufstellt, das über Jahre zukunftssicher ist, dann haben wir mittelfristig alle ein Problem.

WOLL: Welche Vorteile sprechen für das Unternehmen, außer, dass es herausragende Produkte herstellt?
Andreas Güll:
Die Mitarbeiter habe ich schon erwähnt. Hier gibt es noch tiefsitzendes Know-How, auch in Richtung der Prozesse. Wenn ich als Beispiel die Instandhaltungsabteilungen in beiden Werken nehme: Die können noch fast alles selbst reparieren. Wir haben somit im Unternehmen nicht nur den sehr hohen Wertschöpfungsanteil in Bezug auf die Produkte, sondern auch bezogen auf unsere Prozesse. Hierzu zählt auch unser eigener Modellbau. Wir besitzen das Know-How und die Technologien, um unsere Modelle immer noch selbst herzustellen. Kapazitiv nicht zu hundert Prozent, aber im Bereich von bis zu 70 Prozent.

WOLL: Bestwig und Wehrstapel in der Stadt Meschede liegen mitten im Sauerland. Welche Vor- und Nachteile haben die Standorte für das Geschäft von M. Busch?
Andreas Güll:
Gut ist natürlich die Autobahnanbindung, weil wir ein Exporteur sind und täglich viele LKW auf die Reise schicken. Die beiden Werke liegen nur vier Kilometer voneinander entfernt, im Gegensatz zu vielen anderen Gießereien, die ihre Rohteile zur Bearbeitung nach Osteuropa transportieren. Viele unserer Mitarbeiter sind zudem regional verwurzelt und kommen aus der unmittelbaren Umgebung, das ist ein weiterer Vorteil: die Verbundenheit mit dem Unternehmen.

WOLL: Welche Denkmäler, kulturellen Höhepunkte, Sehenswürdigkeiten und sonstigen Angebote der Gemeinde Bestwig kennen und lieben Sie?
Andreas Güll:
Ich lebe nicht in Bestwig, sondern bin nach Arnsberg- Neheim gezogen. Ich komme aus einer Großstadt und Neheim ist ein guter Mittelweg. Ich wohne grundsätzlich nicht gerne am Arbeitsort, um eine gewisse Privatsphäre zu erhalten. Im Umfeld mag ich natürlich die großen Stauseen, den Lörmecke- Turm, aber auch den Bierwanderweg in Meschede.

WOLL: Was sagen Sie heute einer jungen Frau oder einem jungen Mann, warum sie bei M. Busch eine Ausbildung beginnen oder eine herausfordernde Aufgabe annehmen sollen?
Andreas Güll:
Weil es hier viele spannende Aufgaben gibt. Weil wir ein sehr gutes Team sind, das wir in den vergangenen Jahren sehr verjüngt haben. Im Bereich Ausbildung und Social Media sind wir zudem enorm aktiv. Und natürlich kommt entscheidend hinzu, dass hier viel investiert wird. Investitionen in die Zukunft. Ich höre mittlerweile von jungen Leuten, dass sie einen Job suchen, der ihnen Spaß macht. Verantwortung wollen einige nicht mehr übernehmen. Da muss man sich aussuchen, was man daraus macht. Wir bieten jedem die entsprechenden Möglichkeiten. Wir haben bei Busch zudem ein Top-Paket aus unter anderem 35-Stunden-Woche, Urlaubs- und Weihnachtsgeld und weiteren Sonderzahlungen, Weiterbildungsmöglichkeiten und Gesundheitsangeboten. Bei Busches ist die Welt noch in Ordnung. Wir waren nie im Besitz eines Finanzinvestors, wir waren nie in einer Insolvenz. Zusammengefasst: Exzellente Rahmenbedingungen, unser Team, das Umfeld, Investitionen, Technik, Aufgaben, Chancen. Es gibt wenig zu meckern bei uns.

WOLL: Ist die Mentalität der Menschen ein entscheidender Standortvorteil des Sauerlandes?
Andreas Güll:
Ja, ich denke schon und ich kann das beurteilen, weil ich 27 Jahre lang im Ruhrgebiet in der Schwerindustrie gearbeitet habe. Der Zusammenhalt und das Familiäre, das Wort, das noch zählt, das alles hat im Sauerland noch einen anderen Stellenwert. Aber auch der Leistungsgedanke ist anders ausgeprägt. Trotz aller Technik, Maschinen und Roboter schlägt sich der Faktor Mensch immer in der Produktion nieder. Mit der eigenen Motivation und der eigenen Leistungsbereitschaft. Unser Hauptproblem, nicht nur im Sauerland, sind die Energiekosten und deren weitere Entwicklung.

WOLL: Vielen Dank, Herr Güll, für das freundliche und sehr interessante Gespräch.  

M. Busch ist die führende Eisengießerei mit Bearbeitung von Bremsscheiben und Bremstrommeln für die Nutzfahrzeugindustrie in Europa. Das sauerländische Unternehmen mit Werken in Bestwig und Meschede-Wehrstapel entwickelt in enger Kooperation mit seinen Kunden, zu denen namhafte Nutzfahrzeughersteller und Zulieferer für die Nutzfahrzeugindustrie zählen, hochwertige Gusserzeugnisse, die bearbeitet und einbaufertig geliefert werden.
In seiner mehr als 190-jährigen Geschichte hat sich M. Busch kontinuierlich weiterentwickelt – stets mit dem Anspruch, zu jeder Zeit auf dem weltweit aktuellsten Stand der Technik Produkte mit höchster Qualitätsanforderung zu produzieren. Das sauerländische Unternehmen, welches seinen Ursprung in einer kleinen Sensenschmiede hat, ist heute ein weltweit gefragter Spezialist für Grauguss. Entwickelt und produziert wird immer noch im Sauerland – einer Region, eingebettet zwischen Wäldern und Bergen, die Fachkräften ein lebenswertes Umfeld bietet. Dabei stehen neben dem Anspruch an Qualität und Produktivität die Felder Sicherheit und Umweltschutz im besonderen Fokus. Das Unternehmen investiert massiv in eine möglichst ressourcenschonende und energiesparende Produktion. In den letzten Jahren hat M. Busch eine mittlere zweistellige Millionensumme in die technischen Anlagen beider Standorte investiert. Die Gießerei in Meschede-Wehrstapel zählt zu den modernsten Grauguss-Gießereien in Europa und die teilweise vollautomatisierten Bearbeitungsanlagen im Werk Bestwig sind weltweit die komplexesten, technisch anspruchsvollsten und modernsten Bearbeitungslinien für Bremsscheiben und Schwungräder ihrer Art. Neben Bremsscheiben und Schwungrädern zählen insbesondere Bremstrommeln und Getriebegehäuse zum Produktportfolio des mittelständischen Unternehmens.
Die hohe Fachkompetenz der Beschäftigten, in Verbindung mit einem technisch höchst anspruchsvollen Maschinenpark, ermöglicht es M. Busch, Grauguss-Produkte unterschiedlicher Nutzungsart nach individuellen Kundenanforderungen zu entwickeln und zu konstruieren, zu gießen und dann bearbeitet und somit einbaufertig an die Kunden zu liefern. Ausdruck des hohen und weltweit gefragten Know-Hows des Sauerländer Unternehmens sind die teilweise seit Jahrzehnten bestehenden Kundenbeziehungen zu namhaften und weltweit agierenden Herstellern von Nutzfahrzeugen und Trailern sowie zu führenden Zulieferbetrieben der Nutzfahrzeugbranche. Ebenso langfristig ist die Bindung der qualifizierten Beschäftigten ans Unternehmen. Teilweise arbeiten Beschäftigte aus der Region schon seit mehreren Generationen im Unternehmen und können auf Betriebszugehörigkeiten von 40 Jahren und mehr zurückblicken. Der Fachkräfte-Nachwuchs wird in zehn unterschiedlichen Berufsfeldern selbst ausgebildet. Auch mit Hochschulen in der Region besteht ein kontinuierlicher Austausch – immer mit dem Anspruch, durch Wissen und Können von Jungakademikern die fachlichen Fähigkeiten im Unternehmen weiter zu verbessern und somit die Qualität der eigenen Produkte zu steigern.