Aus dem Alltag etwas Besonderes machen

Das Team des Familienzentrums St. Severinus in Möllmicke gestaltet den Alltag seiner Kinder mithilfe verschiedenster Kooperationspartner spannend und abwechslungsreich. Unseren kleinen WOLL-Mäusen zeigen die Kinder von St. Severinus, was ein Ballon mit einer Rakete gemeinsam hat und was man alles mit Tüchern anstellen kann.

„Guck mal, wie hoch ich bin! Das neue Klettergerüst ist sooo toll!“, ruft uns die fünfjährige Elisa zu und hangelt sich noch ein paar Sprossen nach oben, während der vierjährige Jan mit einem lauten „Juhuuuu“ schon die Rutsche hinuntersaust und sich über seine flotte Rutschpartie freut. Die fünfjährigen Zwillinge Paul und Thomas lassen sich von dem ganzen Trubel nicht stören und spielen seelenruhig im Sand der Matschanlage. Da möchten wir gerne noch einmal Kind sein. Fotografin Gaby und ich sind zu Gast im Kindergarten St. Severinus in Wenden-Möllmicke und schon bei unserer Ankunft merken wir: Hier gibt es an jeder Ecke etwas zu entdecken.

„Die über 80 Kinder müssen sich auch austoben können“, beschreibt uns Kindergartenleiterin Dagmara Sacla lachend die Funktion des großen Außengeländes der Einrichtung. „Das Klettergerüst ist immer heiß begehrt. Während des ersten Lockdowns wurde es aufgestellt. Ich erinnere mich gern an den Moment, als die Kinder das erste Mal wieder in den Kindergarten kamen und es ausprobieren durften.“ Seit mittlerweile dreieinhalb Jahren leitet die Sozialpädagogin die viergruppige Einrichtung. Die Kinder sind zwischen zwei und sechs Jahre alt und verbringen ihren Alltag entweder im Bärenzirkus, dem Kükennest, dem Mauseloch oder dem Zwergenhaus – schon die Namen der Kindergartengruppen klingen einladend. Zwischen 7 Uhr und 9 Uhr morgens trudeln die Kinder in ihren Aufenthaltsbereichen ein. „Alle Gruppenräume sind sehr ähnlich eingerichtet und beinhalten alle Spielbereiche, die Kinder für ihre Entwicklung brauchen: eine Rollenspiel-, Kreativ- und Bauecke. Natürlich dürfen auch die Tische für Gesellschaftsspiele und Mahlzeiten nicht fehlen. Die Turnhalle und der Innenhof werden von allen genutzt. Leider dürfen sich die Kinder während der Corona-Zeit in ihren Gruppen nicht besuchen. Auch unser heißgeliebtes Bällebad mussten wir aus hygienischen Gründen abbauen. Solche Einschnitte sind für die Kinder nicht immer einfach zu verstehen“, schildert die 37-Jährige die Herausforderungen während der Pandemie.

Gleichgewichtsübungen zur Förderung der Sensomotorik

Was allerdings geblieben ist, sind die täglichen Übungen zur Gleichgewichtsförderung. Der Kindergarten ist als „sensomotorische Schwerpunkt- KiTa“ zertifiziert und hat täglich mindestens fünf Minuten Bewegungseinheiten zur Förderung des Gleichgewichts gepaart mit gesprochenen Reimen im Alltag integriert. „Die Grundschule in Wenden praktiziert das schon lange, daher wollten wir unseren Kindern den Übergang erleichtern und sie schon früh in diesem Bereich fördern“, erläutert Petra Eichert, die stellvertretende Kindergartenleiterin und Bärenzirkusdompteurin, ähm, Bärenzirkusgruppenleiterin natürlich.

Von Elternabenden, Fußballturnieren und Seniorennachmittagen

Doch nicht nur als „sensomotorische Schwerpunkt-KiTa“ ist der St. Severinus Kindergarten zertifiziert. Am 1.8.2009 erhielt die Einrichtung das Zertifikat „Familienzentrum NRW“, welches belegt, dass der Kindergarten die gesamte Familie im Blick hat und mit verschiedenen Kooperationspartnern zusammenarbeitet. „Uns ist es wichtig, dass sich alle bei uns gut aufgehoben fühlen. Wir veranstalten regelmäßig Elternabende, Beratungsstunden für Väter und Mütter und auch unser Großeltern-Kind-Turnen ist sehr gefragt“, erzählt Mauseloch-Gruppenleiterin Mareike Dornseifer.

„Ich gehe am liebsten Fußballspielen“, erzählt die 5-jährige Maria. „Am liebsten spiele ich gegen den anderen Kindergarten.“ Das junge Balltalent freut sich also ganz besonders über die Kooperation mit dem Fußballverein Sportfreunde Möllmicke e.V., der sich bei den Fußballturnieren der beiden Kindergärten um das Training und die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter kümmert.

„Ich finde es immer schön, wenn wir nachmittags vom Altenheim Besuch bekommen“, der vierjährige Jan mag die besonderen Nachmittage, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner des Caritas-Zentrums St. Josefsheim sie besuchen. „Unsere Kooperationspartner wie die Caritas, der VSV oder der SGV, der uns beispielsweise bei unserer Familienwanderung jedes Jahr im Frühjahr unterstützt, machen den Alltag unserer Kinder zu etwas Besonderem“, freut sich auch Erzieherin Jessica Willmes aus dem Zwergenhaus.

Doch nicht nur die Kooperationspartner lassen den Alltag der Kinder aufregend werden. Das 18-köpfige pädagogische Team lässt sich immer wieder Neues einfallen, um die Kinder zu begeistern. „Es ist schön zu sehen, dass sich jede unserer Mitarbeiterinnen mit ihren Talenten und Leidenschaften einsetzt: Sei es musikalisch, sportlich oder kreativ“, freut sich Dagmara Sacla über ihr Team, welches auch altersmäßig bunt gemischt ist.

Für euch haben die Kinder und ihre Erzieherinnen sich daher zwei ganz unterschiedliche Aktionen ausgedacht, bei denen ihr euch nicht nur kreativ und sportlich austoben, sondern auch noch etwas lernen könnt.

Erstmal etwas für den Kopf und die Hand: Wisst ihr, wie Raketen fliegen? Wir zeigen es euch. Dazu baust du …

Die Ballon-Rakete

Du pustest einen Ballon auf und verschließt das Mundstück mit einer Wäscheklammer. Vielleicht können dir deine Eltern oder ältere Geschwister dabei helfen. Nun befestigst du einen Strohhalm mit Klebeband an dem Ballon und fädelst eine Wollschnur dadurch. Die Schnur spannst du quer durch den Raum.

Jetzt wird es spannend: Löse die Klammer und … die Luftballon-Strohhalm-Rakete saust los. Warum passiert das? Wenn du die Klammer entfernst, kann die Luft aus dem Ballon schnell entweichen und so wird der Ballon weggestoßen. Das heißt Rückstoßprinzip. So fliegen auch die großen Raketen ins Weltall.

So, genug gelernt. Jetzt müssen wir uns austoben, und zwar bei …

Bewegung mit Tüchern

Zunächst wärmst du dich auf und läufst durch den Raum. Dabei hebst und senkst du deine Arme wie ein Vogel. Danach stampfst du wie die großen Elefanten durch das Zimmer, bevor du wie eine Ente vorwärts und rückwärts watschelst. Ist dir schon ein wenig warm? Ja? Dann kann es losgehen:

Schnappe dir nun ein Chiffontuch, ein leichtes Trockentuch oder einen dünnen Schal. Was könntest du damit machen? Probiere es aus!

Elisa balanciert auf einem Bein, wirft ihr Tuch hoch und fängt es wieder. Das schult auch deinen Gleichgewichtssinn. Dann dreht sie sich, bis ein Kreis in der Luft entsteht. Paul legt das Tuch auf den Kopf und läuft vorsichtig durch den Raum. Dann winkt er damit Maria zu. Sie knubbelt ihr Tuch so klein, dass es in ihrer Hand verschwindet. Dann wirft sie es wieder hoch und dreht sich, bis sie es wieder auffängt. Du hast bestimmt noch mehr Ideen, oder?

In die Zukunft mit zwei weiteren Gruppen

Mittlerweile sind wir im Zentrum des Kindergartens angekommen, dem Innenhof. Dessen Boden ist mit grün-blauen gummiertem Granulat versehen und durch ein großes Sonnensegel beschattet, sodass die Kinder hier gefahrlos toben oder im Sommer auch im Planschbecken spielen können ohne störende Steinchen oder Sand zwischen den Zehen. „Die Kinder sind hier unglaublich gerne“, berichtet Viviane Fleischer, eine Erzieherin im Anerkennungsjahr aus dem Kükennest.

Alle vier Gruppenräume sind um diesen Platz herum angelegt. Doch das war nicht immer so. Dagmara Sacla beschreibt die Geschichte des Kindergartens St. Severinus: „Der Kindergarten wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Damals besuchten 90 Kinder, eingeteilt in drei Gruppen, die Einrichtung und es gab gerade einmal drei Erzieherinnen. Zum Glück hat sich das geändert. Mit den Jahren wuchs das Gebäude, immer wieder kamen neue Räume hinzu, bis wir nun dieses verwinkelte gemütliche Haus mit seinen sichtbaren Dachbalken unser Zuhause nennen können.“

Die Kindergartenleiterin strahlt, wenn sie von „ihrem“ Kindergarten, den Kindern, dem Team und dem abwechslungsreichen Alltag erzählt. So ist ihr Wunsch für die Zukunft nur allzu verständlich: „Im nächsten Jahr bekommen wir zwei weitere Kindergartengruppen hinzu, die im alten Musikschulgebäude gegenüber untergebracht werden. Sie sollen sich genauso dazugehörig fühlen wie Erzieherinnen und Kinder hier in diesem Gebäude.“ Das wird sicherlich kein Problem sein.