Bob-Bundestrainer René Spies aus Winterberg möchte nirgendwo anders leben
Der Winterberger René Spies ist seit 2016 als Bob-Bundestrainer in Amt. Höhepunkt war ohne Frage Olympia 2018 in Pyeongchang, wo alle drei Goldmedaillen im Bob nach Deutschland gingen. Auch in der Mitte Februar zu Ende gegangenen Saison waren die deutschen Bobfahrer unter der Führung von Spies äußerst erfolgreich. Zahlreiche Weltcupsiege, zwei WM-Titel in Altenberg durch den überragenden Francesco Friedrich und auch Podestplatzierungen bei den Frauen im Zweierbob und im erstmals ausgetragenen Monobob wurden erzielt.
Direkt im Anschluss an die Weltmeisterschaft ging es für Spies zurück nach Winterberg, um in der Sauerländer Heimat Kraft zu tanken. Für WOLL nahm sich der Bundestrainer gerne Zeit, um in der VELTINS-EisArena ein Gespräch zu führen. „Es war eine erfolgreiche, aber wegen Corona auch eine besondere Saison. Das war schon extrem“, erklärte Spies, insbesondere mit Blick auf die gestiegenen operativen Aufgaben. Die Weltcups fanden alle in Europa statt. Die Rennen in Nordamerika und auf der Bahn der Olympischen Spiele 2022 in China wurden nicht ausgetragen.
Immer wieder mussten Athleten, Trainer und Betreuer getestet werden. „Es waren rund 1.400 Tests, von denen zum Glück alle negativ waren. Es gab nur wenige Nationen, bei denen es keinen positiven Fall gab“, so der Bundestrainer. Viele Auflagen mussten beachtet werden. Mahlzeiten wurden in drei Blöcken eingenommen, manchmal in sechs. „Teammeetings haben wir per Video abgehalten. Sportler aus einem Team haben sich wochenlang nicht persönlich gesehen, obwohl sie bei denselben Wettbewerben waren.“
Als Bundestrainer hat René Spies vor allem die absolute Spitze im Blick. Er schaut aber auch, wie sich die Arbeit an der Bahn in Winterberg entwickelt, und sagt: „Der Stützpunkt ist wie die anderen Bahnen in Deutschland auch Basis für höchstes Niveau. Der Stützpunkt ist im Frauenbereich sehr gut. Mit Anna Köhler war 2018 eine Pilotin bei Olympia, für Peking hat Laura Nolte gute Chancen. Auch bei den Anschieberinnen wird gute Arbeit geleistet. Ein Spitzenpilot fehlt noch.“ Dem jungen Yuri Hanssen vom BSC Winterberg bescheinigt der Bundestrainer gute athletische Anlagen. „Für die Piloten ist Athletik ganz wichtig“, betont Spies. Das gilt auch für die beiden Nachwuchsbobfahrerinnen Celine Harms (BSC Winterberg) und Charlotte Candrix (TuS Hachenburg). „Da ist die Ausrichtung knallhart, ohne Athletik hast du keine Chance“, sagt Spies, der auf den Rekordjäger aus Sachsen, Francesco Friedrich, verweist, über dessen Professionalität Spies ins Schwärmen gerät.
„Winterberg ist sehr gut aufgestellt.“
Während Friedrich mit seiner Siegesserie bei den Männern dominiert, hat der Bundestrainer bei den Frauen eine große Auswahl an Toppilotinnen. Darunter befindet sich die 22-jährige Laura Nolte vom BSC Winterberg, die in ihrer ersten kompletten Weltcupsaison drei Weltcupsiege einfuhr, Weltmeisterin bei den Junioren wurde und zwei Mal Bronze bei der WM in Altenberg holte. „Sie ist sehr stabil geworden. Das ist wichtig für Olympia“, sagt Spies.
Nicht nur, weil das Event des Weltcups vor der eigenen Haustür stattfindet, freut sich Spies immer, wenn die Bob- und Skeletonfahrer aus aller Welt im Sauerland zu Gast sind. „Winterberg ist einer der Standorte, die sehr gut aufgestellt sind. Es herrscht gute Unterstützung mit den vielen ehrenamtlichen Helfern. Es wird hier alles professionell organisiert.“
Für den Familienvater ist Winterberg genau die richtige Basis als Ausgangspunkt für die vielen Reisen, die der Beruf des Bundestrainers mit sich bringt. Nach der Wettkampfsaison folgten noch Tests und Trainings am Königssee und im französischen La Plagne. Schließlich ist der Blick schon auf den Olympiawinter und den Höhepunkt in China ausgerichtet. Nach den Erfolgen 2018 und zuletzt werden auch in Peking wieder Titel und Medaillen erwartet. Um die Erfolgserwartungen, die Spies auch selbst hat, zu erfüllen, braucht es einen Ausgleich. Die Kraft für seine Arbeit holt sich der Bundestrainer in der Sauerländer Heimat. Spies betont: „Ich möchte nirgendwo anders wohnen. Mittelgebirge ist genau mein Ding. Nach der Saison freut man sich, nach Hause gekommen zu sein. Hier ist es schön, man kann in unserer Heimat gut leben. Winterberg und seine Dörfer sind ländlich, aber nicht abgeschieden. Ich möchte hier oben sein.“