Aufschwung in der Handwerksbranche

Lächelnder Schreiner hat ein Maßband auf einem Holzstück liegen und zeichnet etwas mit einem Stift ein.

Quelle: Photographee.eu

Die Handwerksbranche im Sauerland aber auch in anderen Teilen Deutschlands erfährt gerade einen massiven Aufschwung. Wegen der hohen Nachfrage kann es sogar zu Engpässen kommen. Aber gerade für junge Handwerksunternehmen und Selbstständige bietet sich hier eine große Chance.
Bei einer Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Südwestfalen wurde festgestellt, dass die Handwerksbetriebe im Sauerland momentan einen regelrechten Boom erleben. Dieser Aufschwung betrifft auch Baubetriebe, die gerade im Winter aufgrund des kalten Wetters normalerweise weniger Aufträge bekommen. Eine Tatsache, die der Zulieferer Franke Raumwert nur bestätigen kann. Sein Unternehmen ist ein großer Zulieferer für Handwerker, die Fliesen und Bodenbeläge bei ihm kaufen, um sie dann bei ihren Kunden zu verarbeiten.
Wer profitiert noch vom Aufschwung?
Nicht nur für das Sauerland und für Raumwert läuft das Handwerksgeschäft gut. Dem Konjunkturbericht des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZHD) zufolge erfahren Handwerksbetriebe in ganz Deutschland einen der größten Aufschwünge seit 25 Jahren, so dass Handwerker schon zehn Wochen im Voraus ausgebucht sind. Der Nachteil für Kunden: Gelegentlich müssen sie lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Der Auftragsboom wird voraussichtlich sogar noch weiter anhalten.
Warum erleben Handwerks- und Baubetriebe gerade einen Aufschwung?
Die Handwerksbranche hat also gut zu tun. Das liegt zum einem daran, dass die Bauzinsen zur Zeit niedrig sind. Eine weitere Ursache für den stetigen Nachschub an Bauaufträgen ist die anhaltende Wohnungsknappheit in deutschen Großstädten. Dies hat wiederum zur Folge, dass Städte und Kommunen viel Geld in den Bau von neuen Wohnungen investieren. Aber auch Sanierungen, die bereits existierende Gebäude energiesparsamer machen sollen, sind zur Zeit sehr gefragt. In Zeiten von steigenden Energiepreisen ist das nicht verwunderlich.
Wo gibt es Fachkräftemängel und wie wirkt er sich aus?
Der Fachkräftemangel kommt erschwerend hinzu und sorgt für weitere Engpässe. Im Moment finden sich nicht genügend Mitarbeiter, welche die zahlreichen Aufträge auffangen und bearbeiten könnten. Geeigneter Nachwuchs ist insbesondere in folgenden Berufen rar gesät:

  • Gerüstbauer
  • Klempner
  • Betonbauer
  • Stahlbauer

Die Anzahl der neuen Ausbildungsverträge stagniert nicht unbedingt, in den letzten zwei Jahren konnte nur ein Anstieg von 0,2 Prozent verzeichnet werden. Darüber hinaus werden viele Arbeitnehmer in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen, so dass weitere Arbeitsplätze frei werden und somit noch mehr Aufträge warten müssen.

Jahr2010201120122013201420152016
Anzahl der Beschäftigten5.3775.4885.4935.4645.4595.4475.451

Tabelle: Die Zahl der Angestellten in der Handwerksbranche ist in den letzten sieben Jahren zwar kurzzeitig wieder angestiegen, allerdings geht sie seitdem stetig zurück. Noch deutlicher zeigt sich der Unterschied zum Jahr 1998, als es noch 6,23 Millionen angestellte Handwerker gab. (Quellen: Statistisches Bundesamt; ZDH)
Wie einen Handwerker finden?
Für den normalen Kunden kann es demnach zunächst schwierig werden, auf die Schnelle einen geeigneten Handwerker zu finden. Auch die Preise für qualitativ hochwertige Handwerksarbeiten könnten ansteigen. Möglichkeiten, Engpässen aus dem Weg zu gehen, gibt es dennoch: Ist das Problem oder das Anliegen nicht ganz so dringend, sollten Kunden ihren Auftrag auf die Nebensaison verschieben, anstatt in der Hauptsaison einen Handwerker zu engagieren. Wenn es z.B. um Gartenarbeit geht, lohnt es sich, bereits im Winter die notwendigen Vereinbarungen mit einem Gärtner bzw. Landschaftsbauern zu treffen, anstatt bis zum Frühling zu warten.
Wie funktioniert ein Handwerksbetrieb und wie macht man sich als Handwerker selbstständig?
Wegen der großen Nachfrage und dem Fachkräftemangel lohnt es sich, vielleicht gerade jetzt die Selbstständigkeit anzustreben. Einige Voraussetzungen sollte man dennoch erfüllen und Vorbereitungen müssen getroffen werden:

Voraussetzungen/PflichtenErläuterungen
MeisterpflichtEinige Handwerksberufe können nur ausgeführt werden, wenn bestimmte Qualifikationen erfüllt sind. So gibt es Berufe, welche die Meisterpflicht erfordern und andere, die wiederum zulassungsfrei sind. Hier sollten sich angehende Selbstständige umfassend informieren, bevor sie diesen wichtigen Schritt wagen.
HandwerkskammerSelbstständige Handwerker müssen sich natürlich auch bei der Handwerkskammer anmelden.
FördermittelHandwerker werden durch spezielle Förderzuschüsse und Förderprogramme unterstützt. Dahingehend sollten sich angehende Selbstständige in der Handwerksbranche genau informieren, um notwendige Fördermittel zu erhalten. Denn gerade der Beginn einer Selbstständigkeit kann teuer sein.
MarktanalyseHandwerker müssen schnell vor Ort sein und sind deswegen stärker als manch ein anderer Selbstständiger oder Freiberufler an den lokalen Markt gebunden. Insofern ist es wichtig, sich zuvor über den Bedarf zu informieren, um festzustellen, ob die Leistungen, die man anbietet, überhaupt in dieser spezifischen Region benötigt werden.
Kaufmännische ErfahrungNicht nur für die Erstellung eines Businessplans, sondern auch beim Betreiben des Handwerksunternehmens sind kaufmännische Fähigkeiten gefragt. Die Handwerkskammer bietet entsprechende Existenzgründer-Seminare an.
Eintragung in die HandwerksrolleSelbstständige müssen sich in die Handwerksrolle eintragen. Dies gilt sowohl für zulassungspflichtige als auch für zulassungsfreie Handwerker. Auch das ist bei der Handwerkskammer möglich.
KapitalHandwerker müssen meistens erst arbeiten und werden später bezahlt. Das heißt, sie müssen erst Geld in Werkzeug bzw. Material investieren und werden später dafür und für ihre Arbeitskraft entschädigt. Hier sollte genügend Kapital vorhanden sein, um in Vorkasse gehen zu können. Weiterhin müssen auch Zeiten überbrückt werden, falls der Kunde einmal zu spät zahlen sollte.
VersicherungGerade beim Handwerk ist es wichtig, Risiken zu vermeiden oder zumindest entsprechend vorzubeugen. Sowohl Schäden für die eigene und andere Personen als auch Sachschäden sollten vermieden werden. Sollte aber doch jemand oder etwas zu Schaden kommen, ist eine adäquate Versicherung notwendig. Angehende Selbstständige sollten sich deshalb zuvor informieren, welche Versicherung am besten für sie und die entsprechende Branche geeignet ist.

Tabelle: Momentan und auch in Zukunft lohnt es sich scheinbar für Handwerker, sich selbstständig zu machen. Die Handwerkskammer steht angehenden Selbstständigen mit Rat und Tat zur Seite. Auch eine staatliche Förderung ist möglich. Allerdings sollten auch die notwendigen Vorbereitungen getroffen werden.
Handwerkskammer – Was ist das?
Die Handwerkskammer vertritt nicht nur die Interessen von Inhabern von Handwerksbetrieben, sondern auch von Arbeitnehmern, die Mitglied sind. Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftskammern sind also auch angestellte Meister, Lehrlinge und Gesellen mit eingebunden und zur Mitbestimmung berechtigt. Bei der Handwerkskammer handelt es sich um die Selbstverwaltung aller Handwerksunternehmen im jeweiligen Kammerbezirk.
Was regelt die Handwerkskammer?
Allgemein gesagt, sollen die Handwerkskammern die Interessen des Handwerks fördern. Spezifisch kümmern sich die Handwerkskammern um folgende Angelegenheiten und Bedürfnisse:

  • helfen Mitgliedern bei der Unternehmensberatung und bei Rechtsfragen
  • Beratungs-, Weiterbildungs- und Service-Angebote für Mitglieder und Existenzgründer
  • Berichterstattung und Erstellung von Gutachten über die aktuellen Konditionen in der Handwerksbranche
  • Beratung von Unternehmern und Existenzgründern, wenn es um die Einstellung von Lehrlingen geht
  • agiert als Vermittler und Schlichter in Streitfragen und Verhandlungen mit Kunden, Aufsichtsbehörden oder verschiedenen Ämtern
  • Fortbildungsförderung von Meistern und Gesellen