Aufgeben war nie eine Option

Mit Sport und einer positiven Lebenseinstellung zurück ins Leben

Der Sport war und ist seine große Leidenschaft. Daneben begeistert ihn seit jeher die Natur. Beides miteinander zu  kombinieren ist im Sauerland nicht schwierig und ein Grund, um nach ein paar Jahren als Fußballer mit dem  Laufsport anzufangen. 

Bei Hermann-Josef Belke aus Winkhausen blieb es allerdings  nicht beim Laufen, auch das Radfahren entdeckte  er für sich. Er nahm mit dem Mountainbike an Weltcup-  Rennen und Alpenüberquerungen teil, war erfolgreich  bei Marathon- und Langstreckenläufen – und verdankt  bis heute seinem Sport viele großartige Erlebnisse. In der  Familie hatte der Sport immer einen hohen Stellenwert:  Seine Frau Antje und die beiden Töchter sind begeisterte  Läuferinnen, die beiden Söhne spielen Fußball.  Dann kam für Hermann-Josef Belke die Wende: Bei einer  Routine-Untersuchung im Februar 2020 kam plötzlich  und mit voller Wucht die Diagnose Krebs. Der Magen sowie  der untere Teil der Speiseröhre waren betroffen. Von  heute auf morgen geriet das Leben des Ausnahmesportlers  komplett ins Wanken. Die Prognosen für ein Überleben  wurden als gering eingestuft. Die weiteren Untersuchungen  ergaben, dass es noch keine Metastasen gab. Von da  an war für Hermann-Josef Belke klar: „Ich schaffe das, ich  gebe alles!“ Dem 61-Jährigen wurde auf einmal bewusst,  dass er sich und seinen Körper die Jahre zuvor aus beruflichen  Gründen ziemlich vernachlässigt hatte. Seine Selbständigkeit  als Garten-Architekt und selbstständiger Handelsagent  brachten ständig neue Herausforderungen mit  sich, Existenzsicherung und viel Stress ließen keinen Raum  mehr für die sportlichen Aktivitäten.

Harter Weg zwischen Leben und Tod 

Ein harter Kampf über mehrere Monate begann. Chemotherapie.  Eine mehrstündige Operation. Der komplette  Magen sowie der untere Teil der Speiseröhre mussten entfernt  werden. Wieder Chemotherapie. Komplikationen.  Doch all das alles nahm Hermann-Josef Belke nicht seinen  starken Überlebenswillen. „Es war auch die Wahnsinns-  Unterstützung aus der Familie, die mir Kraft gegeben hat“,  sagt er heute. Einige aus der Familie sind Mediziner und  seine Frau als gelernte Krankenschwester gab sogar ihren  Job auf. Motivation aus dem Freundeskreis kam dazu. Da  sie ihren Freund wegen Corona nicht besuchen konnten,  wurde die WhatsApp Gruppe „Hermann wird gesund“  gegründet. Hierüber hielt er mit seinen Freunden immer  Kontakt. Nach einem heftigen Rückschlag war der Aufenthalt  im Fachkrankenhaus Grafschaft der Wendepunkt.  Dort hat er viel über seinen Körper und verschiedene Therapieformen  erfahren. Er ist sich heute sicher: „Der Behandlung  im Krankenhaus Grafschaft habe ich mein Leben  zu verdanken!“  Sobald es möglich war, fing Hermann-Josef Belke wieder  mit leichtem Training an – und kämpfte sich zurück. Der  Sport hat ihm bei der Genesung ungemein geholfen. Er  konnte dadurch sein Trauma überwinden. „Ausdauersport  gibt physische und psychische Stärke, man hat Durchhaltewillen  und Disziplin“, ist er sich sicher. „Aber auch die  Lebenseinstellung ist von großer Bedeutung. Du musst etwas  im Leben haben, für das es sich zu kämpfen lohnt, das  Dich am Leben hält.“ 

„Wer nicht kämpft, hat schon verloren!“ 

Und auch wenn die Diagnose anfangs alles andere  als vielversprechend klang, so hat er sich nie  aufgegeben. „Ich musste mit allem rechnen, auch,  dass ich es nicht schaffe. Aber aufgegeben zu haben,  bevor ich kämpfe, das hätte ich mir nicht  verziehen.“ Starke Worte, die auch anderen Mut  machen sollen. Er möchte ein Beispiel sein, wie  man es schaffen kann, mit der entsprechenden  Einstellung ins normale Leben zurückzukehren.  Natürlich gibt es Einschränkungen in seinem  Leben, aber er hat gelernt, damit umzugehen  und vor allem, sie anzunehmen. Er hat ein neues  Körpergefühl entwickelt und sieht die Krankheit  nicht als Makel. „Ich bin aufgestanden, habe viel daraus  gelernt und lebe bewusster. Klar, es hätte nicht mit solch  einer Wucht kommen müssen, aber ich habe von Anfang  an alles angenommen und nicht nach dem Warum gefragt.  Seit zwei Jahren habe ich eigentlich nur Glück und ich lebe  mit positiven Konsequenzen. Nicht jeder hat so viel Glück  wie ich, das wird mir jeden Tag bewusst. Daher fühle ich  auch intensiv, wie schlecht es anderen mit einer schweren  Erkrankung geht.“ 

Mit Disziplin, Ehrgeiz und  Leidenschaft nach vorne blicken 

Als Hermann-Josef Belke 18 Monate nach der Operation  bei seinem 102. Marathon in Hamburg eine mehr als beachtliche  Zeit lief und ihn im Ziel die ganze Familie begeistert  empfing, war das einer seiner schönsten Momente.  Auf Madeira Anfang kommenden Jahres will er bei den  Europameisterschaften im Marathon für die deutsche Nationalmannschaft  starten. Weitere Ziele sind der Boston-  Marathon und die Teilnahme an der Senioren-Europameisterschaft  im Straßenlauf. „Wenn ich teilnehme, will  ich alles geben und gut abschneiden“, sagt er und man  spürt schon wieder diesen unbändigen Kampfeswillen.  Hermann-Josef Belke macht sich keine Gedanken mehr  darüber, was hinter ihm liegt, er sieht nur nach vorne. „Ich  lebe gerne, aber ich habe auch keine Angst mehr vor dem  Sterben“, sagt er mit fester Stimme. „Die Krankheit sehe  ich als Chance.“ Für ihn ist es eine große Freude, nach  der Krankheit wieder so leistungsstark zu sein. Und er ist  sicher ein Beispiel dafür, dass man mit der richtigen Lebenseinstellung  so einiges erreichen kann.