Auf den Höhen des Sauerlandes formiert sich Widerstand

Quelle: Privat

Die Bürger von Jagdhaus gehen gegen geplante Vorrangzonen nahe Jagdhaus vor.

Bei vielen ist die Information noch gar nicht angekommen: aber in diesen Tagen wird über die Zukunft der Windkraftnutzung im Schmallenberger Sauerland entschieden.

Im Rahmen der 19. Änderung des Regionalplans Arnsberg – Teilabschnitt SO und HSK – werden gerade Vorrangzonen festgelegt, in denen zukünftig bis zu 270 Meter hohe Windrindustrieanlagen gebaut werden dürfen.

Drei dieser Vorrangzonen befinden sich in unmittelbarer Nähe zu den Orten Jagdhaus und Fleckenberg. Die Flächen sind jeweils ca. 12 bis 20 Hektar groß und können jeweils mit voraussichtlich bis zu vier Windrädern bebaut werden. Die nächstgelegene Fläche am Heidekopf liegt dabei nur einen Kilometer von Jagdhaus und Fleckenberg entfernt.

Dagegen formiert sich nun in Jagdhaus Widerstand! Gemeinsam haben die Bürger von Jagdhaus ein Schreiben an die Bezirksregierung aufgesetzt, in dem sie ihre Ängste und Sorgen vor Lärmbelästigung, Schlagschatten und Infraschall ebenso zum Ausdruck bringen wie die Gefährdung der Artenvielfalt und Biodiversität durch die Windräder, die zukünftig nahe am Ort gebaut werden könnten. Auch die damit einhergehende Wertminderung ihrer Immobilien beklagen die Einwohner.

Quelle: Auszug Regionalplan
Karte mit den Vorrangzonen zwischen Fleckenberg, Jagdhaus und Milchenbach

„Ich wundere mich, dass noch kein größerer Aufschrei durch die Bevölkerung der Dörfer Fleckenberg und Jagdhaus angesichts der geplanten massiven Veränderung unseres direkten Lebensumfeldes gegangen ist“, meint Oliver Glöckner, der ein Ferienhaus in Jagdhaus besitzt und mit Hauptwohnsitz im Raum Erwitte bereits ein „gebranntes Kind“ bezüglich der Auswirkungen des dort weit fortgeschrittenen Windkraftausbaus ist. „Ich glaube, die meisten haben gar nicht mitbekommen, was hier gerade passiert!“

Die Menschen wissen nicht, was noch auf sie zukommt

Dem stimmt auch Stefan Wiese-Gerlach, Inhaber des Hotels Jagdhaus Wiese in Jagdhaus, zu. Er hat zusammen mit seinen beiden Kollegen vor Ort im Namen des Verkehrsvereins Jagdhaus bereits einen schriftlichen Einwand an die Bezirksregierung gesandt, um die starken Bedenken bezüglich des Tourismus in Jagdhaus deutlich zu machen. „Hier wird gerade sehenden Auges einer der größten unzerschnittenen Naturräume von NRW zerstört. Wir sehen existenzbedrohende Einschränkungen unseres Geschäftsmodells auf uns zukommen“, sagt Wiese-Gerlach.

Eine Windkraft-Akzeptanzstudie von Centouris aus dem Jahr 2022, die von der IHK Arnsberg beauftragt wurde, bestätigt die Sorgen: Sie kommt zu dem Ergebnis, dass 27% der Befragten finden, dass Windenergieanlagen im Sauerland mit dem Naturschutzgedanken unvereinbar sind und Anlagen in der Nähe der Unterkunft oder touristischen Ausflugszielen als störend empfunden würden. 18% der Gäste geben an, das Sauerland nicht mehr als Urlaubsregion oder für Tagesausflüge nutzen zu wollen, wenn dort Windenergieanlagen an Aussichtspunkten, Rad- und Wanderwegen oder in der Nähe von Talsperren errichtet und betrieben würden.

Wer sich gegen drohende Windräder im eigenen Vorgarten wehren möchte, hat nur noch wenig Zeit: am 12. Juli 2024 endet die Bürgerbeteiligung am Verfahren. Danach sind die Windräder in direkter Nachbarschaft von Jagdhaus und Fleckenberg nicht mehr aufzuhalten.

Wer sehen will, welche Auswirkungen die gigantischen Windindustrieanlagen auf die Landschaft haben und wie das Panorama des Sauerlandes verändert wird, möge mal die Straße von Oedingen nach Bracht befahren. Dort kann er von Tag zu Tag sehen, wie die riesigen Windindustrieanlagen Landschaft und Landschaftsbild verändern. Das WOLL-Magazin hat gerade von einigen Tagen unter dem Titel „Schöne Aussichten“ darüber berichtet.