„Auch ältere Bürgerinnen und Bürger können die Ansteckung gut überstehen.“

Landrat Dr. Karl Schneider

08.04.20: Die Auswirkungen von „Corona“ auf das öffentliche Leben sind so weitreichend wie nie zuvor in einer krisenhaften Situation. Wie wirkt sich Corona auf das Leben im Sauerland aus? Dr. Karl Schneider, Landrat des Hochsauerlandkreises, war selbst an Covid 19 erkrankt und in Quarantäne. Seid einer Woche ist er wieder im Amt. WOLL hat Landrat Dr. Schneider um ein Interview gebeten. Per Mail und Telefon hat sich der Landrat zu unseren Fragen geäußert.

WOLL: Herr Landrat Dr. Schneider, wie oft haben Sie heute schon über „Corona“ gesprochen?

Landrat Dr. Schneider: Das Thema beherrscht nahezu den gesamten Tagesablauf. Gestern (Dienstag, 7. April) haben Telefonkonferenzen mit den Bürgermeistern im HSK und den Landräten aus Südwestfalen mehr als den halben Vormittag eingenommen. Daneben wird natürlich die sonst übliche Arbeit geleistet. Heute (Mittwoch, 8. April) wird eine Telefonkonferenz aller NRW-Landräte mit Kommunalministerin Ina Scharrenbach stattfinden.

WOLL: Wie zu hören und zu lesen war, sind die Begleiterscheinungen der Infizierung mit dem Corona-Virus bei Ihnen eher unbemerkt verlaufen, obwohl Sie – verzeihen Sie den Hinweis – aufgrund des Alters zu den besonderen Risikogruppen gehören?

Vielleicht ist das auch ein Zeichen

Landrat Dr. Schneider: Ich bin dem Herrgott außerordentlich dankbar, dass ich so glimpflich davongekommen bin. Vielleicht ist das auch ein Zeichen: Auch ältere Bürgerinnen und Bürger können die Ansteckung gut überstehen.

WOLL: Für den Hochsauerlandkreis werden nach Angaben der Bezirksregierung in Arnsberg derzeit 403 bestätigte Infizierte (Stand 7. April – 09:50 Uhr) genannt. Drei Personen sind mit oder an dem Covid 19 verstorben. Wie liegt da der Hochsauerlandkreis, was die nackten Zahlen betrifft, zu vergleichbaren Regionen?

Landrat Dr. Schneider: Die  Zahlen ändern sich täglich. Es gibt Regionen, die stärker betroffen sind, aber auch Regionen, die bessere Zahlen als wir ausweisen. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben, die ich von hier aus aber nicht beurteilen kann.

WOLL: Ein „Hotspot“ mit Infizierten ist Schmallenberg, wo Sie auch wohnen. Woran liegt das und wie ist die Situation dort heute?

Keine Ausgangssperre sondern Kontaktverbote

Landrat Dr. Schneider: Ich will nicht spekulieren, aber die zurückgekehrten Skiurlauber haben mit dazu beigetragen, dass in Schmallenberg die Zahlen so hoch sind. Letzer Stand (Dienstag, 7. April, 16:30 Uhr: HSK 414 bestätigte Fälle, aktuell infizierte Personen 225, 166 genesen, 3 Tote; Schmallenberg: 133 bestätigte Fälle, 82 aktuell infiziert, 50 genesen, 1 Toter.

WOLL: Von ärztlicher Seite wird neben den bekannten Maßnahmen, wie Abstand halten, Händewaschen, Hygiene beachten, Schutzmasken tragen, besonders auch auf die Immunisierung, zum Beispiel durch Spaziergänge an der frischen Luft hingewiesen. Warum dann so strenge Ausgangssperren und Versammlungsverbote?

Landrat Dr. Schneider: Wir haben keine Ausgangssperre sondern Kontaktverbote, um die Infektionsketten zu durchbrechen. Das ist und bleibt eine der zentralen Aufgaben.

WOLL: Was unternimmt der Hochsauerlandkreis, um die äußerst schwierige Lage bei Unternehmen, zum Beispiel aus dem Einzelhandel, dem Handwerk, aber auch der Industrie sowie von vielen Selbständigen und Freiberuflern, abzumildern?

Landrat Dr. Schneider: Die Politik hilft, aber sie wird nicht alle Lasten schultern können. Das gehört zur Ehrlichkeit dazu. Es gibt mittlerweile eine Reihe von Bundes- und Landesprogrammen. Der Kreis bietet über seine Wirtschaftsförderung entsprechende Beratungen an.

Nach dem 20. April erste Lockerungen

WOLL: Wann rechnen Sie mit einer Lockerung der Ausgangsbeschränkungen und sonstiger Maßnahmen?

Landrat Dr. Schneider: Dass die jetzigen Maßnahmen nicht ewig dauern können, liegt wohl auf der Hand. Ich hoffe, dass nach dem 20. April erste Lockerungen kommen werden.

WOLL: Haben Sie noch einen Tipp für die kommenden Osterfeiertage, gerade für Familien und die älteren Bürgerinnen und Bürger?

Landrat Dr. Schneider: Halten Sie sich an die Abstands- und Hygieneregelungen, vermeiden Sie größere Ansammlungen, helfen Sie betroffenen Bürgerinnen und Bürgern und üben Sie Solidarität mit den Erkrankten und in Quarantäne befindlichen Menschen. Ostern wird leider nicht so sein wie sonst immer. Halten Sie in den Familien zusammen, machen Sie sich nicht gegenseitig das Leben schwer. Und vor allem: Bleiben Sie gesund.

WOLL: Vielen Dank, Herr Dr. Schneider, für das Gespräch und bleiben Sie gesund!