Astrotime

Sternenbeobachtung im Sauerland

„Nur in der Dunkelheit kann man die Sterne sehen.“ Diese metaphorische Aussage von Martin Luther King Jr. klingt auch im nicht übertragenen Sinn einleuchtend und geht doch tiefer als es den Anschein hat. Denn nur weil es Nacht ist, kann man nicht automatisch Sterne sehen. Je dunkler ein Beobachtungsort und je klarer die Luft, desto mehr Sterne sind am Himmel zu sehen. Ein leuchtender Mond oder die künstlichen Beleuchtungen unserer Städte verringern den Kontrast zwischen Nachthimmel und Sternen.

Ideale Bedingungen im Sauerland

Im Sauerland sind die Bedingungen an vielen Orten jedoch ideal. Gerade in Richtung von Hügelketten, wie zum Beispiel dem Rothaarkamm bei Schmallenberg, liegen Städte weit voneinander entfernt. Die Landstraßen sind meist unbeleuchtet und der Verkehr bei Nacht ist minimal. Im Vergleich zu dichter besiedelten Gebieten schweben in der Regel weniger Staubteilchen in der Luft und durch die nächtliche stärkere Abkühlung ist die Luftfeuchtigkeit häufig geringer. Auf der Internetseite www.lightpollutionmap.info kann man den Grad der Lichtverschmutzung in seinem eigenen Ort einsehen oder einen astrogeeigneten dunklen Ort in seiner Nähe finden. Die Bortle-Skala gibt dabei das Ausmaß der Lichtverschmutzung eines Standorts an.

Am Himmel nichts als Sterne?

Unter idealen Bedingungen sieht man 6.000 Sterne und mehr und kann mit bloßem Auge die Milchstraße beobachten. In lichtverschmutzten Großstädten sieht man dagegen nur wenige Dutzend bis gar keine astronomische Objekte. In jedem Fall braucht man als Sternenfreund Ruhe und Zeit. Erst nach circa 30 Minuten hat sich das Auge wirklich an die Dunkelheit gewöhnt und der Querschnitt unserer Heimatgalaxie zieht majestätisch über den dunklen Himmel. Im Sommer kann sogar ein Teil des Galaxiezentrums beobachtet werden. Ein Handy und Stativ reichen aus, um diesen besonderen Moment festzuhalten, vorausgesetzt man wagt sich an manuelle Kamera-App-Einstellungen: kleinste Blendenzahl einstellen, ISO weit nach oben und die Belichtungszeit auf maximal zehn Sekunden. Schon hat man die ersten erstaunlichen Ergebnisse. Je besser das Equipment und Know-How, desto beeindruckender die Ergebnisse: Galaxien, die sich gegenseitig verschlucken, die nebeligen Überreste explodierter Sterne oder die Geburtsstätten neuer Sterne – der Nachthimmel ist voller Wunder.

Die beste Zeit zur Beobachtung ist nach der Astronomischen Dämmerung, d.h. im September gegen 0 Uhr, im Dezember schon ab 18 Uhr. Im Hochsommer ist diese Dämmerung nur sehr kurz und spät. Unter Internetseiten wie www.stellarium-web.org kann man seine Sternenexpeditionen planen. Einfach Ort und Uhrzeit angeben und schon sieht man virtuell die zu beobachtenden Sternenbilder, Planeten, Monde und Kometen. Die Wetterbedingungen lassen sich ortsgebunden ebenfalls im Internet auf zahlreichen Wetterportalen zwei bis drei Tage vorher stundengenau voraussehen.

Beobachtungsorte in und um Schmallenberg
In Schmallenberg sind meine Lieblings-Beobachtungsorte hier:
Wanderparkplatz Almert
Grafschaft Blinker II
Wilzenbergturm
Frenn-Wiethoff-Hütte
Parkplatz Schmallenberger-Höhenlift
Huckelberg
Parkplatz Flugplatz Schmallenberg-Rennefeld

Die meisten dieser Beobachtungspunkte kann man gut mit dem Auto erreichen. Auf jeden Fall sollte man sich warm anziehen – auch im Sommer! An landwirtschaftlichen Flächen ist in den warmen Monaten zusätzliche Vorsicht geboten. So mancher Astrofotograf wurde schon nachts von misstrauischen Bauern oder verärgerten Auftragsjägern erschreckt, die zum Beispiel Wildschweine in Maisfeldern erlegen sollen.

Endlich am Ziel angekommen

Hat man das nächtliche Ziel erreicht, sollte man Kamera, Fernglas oder Teleskop aufbauen und zur Ruhe kommen. In der ersten Nacht irgendwo alleine in der Wildnis wird bereits das Knacken eines Astes einen Schauer über den Rücken laufen lassen. Ein Fuchs, der in der Nähe Beute macht, wird im Kopf eines ungeübten Nachtwanderers zu einer potenziellen Bedrohung. Aber meist sind Tiere wie Rehe, Hase und Fuchs mehr erschrocken als der Mensch.

Hat man sich erst einmal an die Situation und die nächtliche Geräuschkulisse gewöhnt, fängt das Genießen und die innere Ruhe an. Kein Lärm, kein Zeitdruck – nur die unendlichen Weiten über sich und das seit Millionen von Jahren gereiste Licht der Sterne, das seine lange Reise im eigenen Auge oder in der Kamera für immer beendet.