Astreine Sätze

Redewendungen rund um das Holz

Text: Christel Zidi

Könnten Sie auch manchmal einen „Baum ausreißen“? Das ist schön. Ja, ich weiß, sie werden garantiert keinen Baum ausreißen. Wer – wenn er nicht gerade Forstarbeiter ist –  macht denn sowas? Aber wenn Sie sich so fühlen, bedeutet das, dass Sie topfit und richtig gut drauf sind.

In alten Zeiten – und auch heute wieder – werden Bäume als beseelt angesehen. Das Betreten des Waldes unterlag strengen Regeln. Noch heute spiegeln Redensarten und Sprichwörter die einst so wichtige Rolle des Holzes wider. Besonders oft dann, wenn es um den Charakter eines Menschen geht.

Und so hat, wer aus gutem Holz ist, eben auch einen guten Charakter. Im Gegensatz zu dem, der aus hartem Holz geschnitzt. Damit bezeichnet man harte, strenge, rücksichtslose und unnachgiebige Menschen. Eine andere Klasse sind diejenigen aus grobem Holz, die Groben, Rüpelhaften und Unsensiblen.

Vor Hauswänden und Bauernhäusern sind oft aufgestapelte Holzscheite zu sehen. Wenn Sie das gegenüber der Frau des Hauses betonen, kann das leicht falsch verstanden werden. Denn mit „Holz vor der Hütte“ oder „Holz vorm Haus“ ist meist ein üppiger Busen gemeint, der sich ebenso auftürmt wie eben die aufgestapelten Holzvorräte.

Die Kegler wünschen sich „Gut Holz“ und wollen damit ihrem Glück auf die Sprünge helfen. Ebenso wie diejenigen, die drei Mal auf Holz klopfen.  Dieser alte Brauch soll von den Mineuren stammen, den Pioniersoldaten, die unter den Mauern der belagerten Festung einen Stollen anlegten, um mittels einer großen Sprengladung die Festungsmauern zum Einsturz zu bringen. Oder auch für einen Zugang, den sie bei einem Überraschungsangriff nutzen wollten. Selbstverständlich saß ihnen der Zeitdruck im Nacken, deshalb konnten die Holzstützen vorher nicht sorgfältig ausgewählt werden. Bevor sie also einen solchen Stollen betragen, klopften sie an das Holz, um zu prüfen, ob es noch in gutem und tragfähigem Zustand war. Kam ein heller Ton zurück, hieß das, dass das Holz gut und trocken war. Ein dumpfer Ton deutete auf morsches, verfaultes Holz hin. Auch die Bergleute benutzten diese Art der Prüfung, bevor sie einen Stollen betraten.

Eine andere Deutung ist diese: Bevor ein Matrose auf einem Schiff anheuerte, klopfte er drei Mal auf Holz. Genau drei Mal. Dann musste er sich entscheiden, ob er dem – eventuell morschen – Kahn sein Leben anvertrauen wollte.

Umgangssprach wird mit „viel Holz“ seit dem 18. Jahrhundert einfach eine große Menge bezeichnet.

Und während die Griechen „Eulen nach Athen tragen“, gibt es den einen oder anderen Germanen der, „Holz in den Wald trägt“, also etwas völlig Überflüssiges macht. Und wer dann den „Wald vor lauter Bäumen nicht sieht“, dass er – vermutlich wegen einer Informationsflut – etwas Offensichtliches und Naheliegendes nicht bemerkt.  

Nichts mit Holz hat diese Redensart zu tun: Sich einen Ast lachen. Ast war früher ein anderes Wort für Buckel. Und da man sich beim herzhaften Lachen auch krümmen muss, ist dieser damit gemeint.

Wer etwas auf dem Kerbholz hat, derhat sich etwas zu Schulden kommen lassen. Im Mittelalter diente das Kerbholz dazu, Schuldverhältnisse fälschungssicher zu dokumentieren. Und mehr mehr Markierungen sich eben auf diesem Kerbholz befanden, umso größer waren die Schulden. Der Stock wurde nach dem Einkerben längst gespalten, so dass Schuldner und Gläubiger je eine Hälfte bekamen. Zusammengefügt konnte man dann schnell erkennen, ob die andere Hälfte nachträglich manipuliert worden war.

Die meisten von uns, haben sich sicherlich mal „auf dem Holzweg befunden“. Holzwege waren früher Trampelpfade, auf den geerntetes Holz mit Rückepferden aus dem Wald gezogen wurde. Sie dienten nur diesem einen Zweck und nicht um zu einem bestimmten Ziel zu gelangen, waren also reine Sackgassen.

Der Spruch „Holzauge sei wachsam“ wird dem Schreinerhandwerk zugeordnet. Im Holz eingewachsene Äste nennt man auch „Holzaugen“. Es handelt sich dann also nicht um „astreines“ Holz, als kein so wertvolles Holz. Diese Stellen sind auch deutlich härter als das restliche Holz. Die Klinge des Schreinerhobels kann an ihnen stumpf werden oder gar brechen. So soll der Schreinermeister seine Lehrlinge deshalb des Öfteren angewiesen haben: „Ein Holzauge! Sei wachsam!“.

Warum man „einen alten Baum nicht verpflanzen soll“, kann Ihnen sicherlich auch jeder Förster genauestens erklären. Denn ein alter Baum ist im Erdreich stark verwurzelt. Pflanzt man ihn um, werden die Wurzeln beschädigt oder ausgerissen, meist geht der Baum dann ein. Außerdem ist er an seinen alten Standort angepasst und kommt nur schwer mit einem neuen zurecht. Genau geht es den meisten alten Menschen, die ebenso an ihren Wohnort verwurzelt sind.

Zum Abschluss noch ein alter Segensspruch:

Möge das Holz Deines Sarges aus dem Baum gemacht sein, den ich morgen pflanzen werde!