Arten- und Naturschutz beginnen vor Ort

Quelle: Bild von Roy Buri auf Pixabay

Leserbrief von Naturschutzverein Schmallenberg e. V.  und Naturschutzverein Mitten im Sauerland e. V. 

Zum Jahresschluss haben Naturschutzverein Schmallenberg e.V. und Naturschutzverein Mitten im Sauerland e.V. den nachfolgenden Leserbrief an die WOLL-Redaktion geschickt. WOLL veröffentlicht den Brief in voller Länge, auch unter Berücksichtigung der Annahme, dass uns das im Leserbrief angesprochene Thema des Arten- und Naturschutzes in vielfältiger Hinsicht im kommenden Jahr beschäftigen wird.

Leserbrief

Laut Beschluss der Ampelkoalition dürfen Windindustrieanlagen bald überall im Land errichtet werden. Grundsätzlich befürworten auch wir klimaneutrale Energiegewinnung, aber es muss auch sinnvoll sein und darf nicht das zerstören, was wir eigentlich schützen wollen: Die einzigartige Natur in unserer Region! 

Hemmnisse im Bereich Arten- und Naturschutz werden per Gesetz einfach aus dem Weg geräumt und dem Bürger als alternativlos und mit „Ausnutzen von Spielräumen“ verkauft. Nach dem Willen der Koalition sollen Natur- und Landschaftsschutzgebiete, Reservate und auch Waldgebiete nun sukzessive für Windenergie „geöffnet“ werden. 

Es sollen mindesten 2 % der Flächen für WKA zur Verfügung gestellt werden. Da in den Ballungszentren nicht gebaut werden kann, werden wir in Südwestfalen wesentlich mehr leisten müssen. Eine Obergrenze wird nicht genannt. Was keiner wirklich mitbekommt, in welchen Ausmaßen derzeit in unserer Region geplant wird. Das gleicht Paderborner-Verhältnissen. 

Bis jetzt mussten für die Stellflächen und Zuwegung von „Windparks“ Ausgleichsflächen geschaffen werden, also Wald neu angelegt werden, oft auch in einer höherwertigen Art wie z. B. Laubwald. Dies soll bald nicht mehr der Fall sein und eine Ausgleichszahlung soll die Eingriffe in die Natur kompensieren. Also Geld für massive Naturzerstörung! 

Für windenergiesensible Arten, wie bei uns Rotmilan, Schwarzstorch und einige Fledermausarten soll kein Individualschutz mehr gelten, sprich die Tötung einzelner Tiere, z. B. durch die Rotoren der WEA, werden billigend in Kauf genommen, genau wie das Meideverhalten und dadurch bedingt unter Umständen die Aufgabe von Bruthabitaten. Laut Zukunftskoalition NRW sollen für einzelne Arten „Dichtezentren“ entstehen, in denen dann keine WEA gebaut werden dürfen. In allen anderen Gebieten erhalten diese bedrohten Arten dann keinen Schutz vor WEA mehr. 

Quelle: Bild von Jürgen auf Pixabay
Schwarzstörche

Dieses Vorgehen ist nicht mit dem Artenschutz vereinbar und zerstört die (lokale) Biodiversität massiv. Gleichzeitig wurde auf dem Weltnaturgipfel ein Naturschutzabkommen unterzeichnet. 200 Staaten, darunter auch Deutschland, setzen sich bis 2030 das Ziel, mindestens 30 % Land- und Meeresfläche unter Schutz zu stellen. Wie passt das mit den Plänen Habecks bzw. der Zukunftskoalition zusammen? In unseren Augen gar nicht! Unserer Ansicht nach besteht Natur- und Artenschutz nicht darin, Dichtezentren für einzelne Arten anzulegen bzw. auszuweisen, sondern darin, den Tieren dort ihren Lebensraum zu lassen, wo sie ihn sich über Jahrzehnte geschaffen haben! 

Waldgebiete für WEA zu öffnen und dadurch eine Versiegelung der Höhenzüge herbeizuführen, widerspricht jeder Logik im Bereich Hochwasserschutz. Denn ein effektiver Hochwasserschutz beginnt nicht in den Tälern, sondern auf den Höhenzügen. Hier muss das Regenwasser genug Möglichkeiten haben, um im Erdreich versickern zu können. Dieser Eigenschaft wird der Waldboden in einem hohen Maße gerecht, indem er das Wasser 

aufnimmt wie ein Schwamm. Versiegelte Flächen hingegen nehmen kaum Wasser auf und es fließt auf ihnen ungehindert talwärts ab. 

Zusätzlich ist erwiesen, dass durch die Verwirbelungen der Rotoren von WEA (mit Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h im Bereich der Flügelspitzen) der Boden rund um einen Windpark ausgetrocknet wird. 

Mit einer Aufforstung wird viel CO2 in den heranwachsenden Bäumen gebunden. Jedes Windrad im Wald hemmt diesen Effekt und durch die Herstellung einer solchen Anlage wird sehr viel CO2 erzeugt! Das passt nicht zusammen. 

Es darf nicht passieren, dass unsere heimische Natur- und Artenvielfalt zerstört wird durch eine ideologisch geprägte Energiewende, die fast nur noch aus dem forcierten Ausbau der Windkraft besteht. Eine Energiegewinnung, die im Dezember nahezu einen Totalausfall dargestellt hat, denn es wurde nur ein kleiner Bruchteil der theoretisch möglichen Leistung eingespeist. 

Arten- und Naturschutz beginnen vor Ort und nicht in den Tropen oder im Regenwald und schon gar nicht auf den Konten der Profiteure! 

Naturschutzverein Schmallenberg e. V. 

Naturschutzverein Mitten im Sauerland e. V.