Arbeit für die Deutsche Kinderhospizakademie von unschätzbarem Wert

Quelle: Deutsche Kinderhospizakademie

Jutta Fischer lebt und liebt ihr Ehrenamt: „Es ist sinnstiftend, unglaublich bereichernd und einfach unbezahlbar!“

Die Deutsche Kinderhospizakademie mit Sitz in Olpe ist eine Einrichtung des Deutschen Kinderhospizvereins e.V., die Bildungsangebote für unterschiedliche Zielgruppen durchführt. Vielfältige Seminare, Fachtagungen, Workshops und Ferienbegegnungen richten sich sowohl an junge Menschen mit lebensverkürzenden Erkrankungen und deren Familien als auch an haupt- und ehrenamtlich Tätige sowie Lehrkräfte und alle, die an Fragen rund um die Kinder- und Jugendhospizarbeit interessiert sind.

Was verbinden Sie mit dem Begriff Kinder- und Jugendhospizarbeit? Krankheit, Sterben, Tod und Trauer? In den Angeboten der Kinderhospizakademie geht es aber um viel mehr: Hier stehen Selbstverwirklichung, Teilhabe am Leben und Anerkennung der erkrankten jungen Menschen im Fokus, und die Freude daran, eine schöne und wertvolle Zeit gemeinsam zu verbringen.

Jutta Fischer engagiert sich seit über zwanzig Jahren ehrenamtlich für den Deutschen Kinderhospizverein e. V. und die Akademie, möchte mit Vorurteilen in den Köpfen der Menschen aufräumen, Barrieren abbauen und andere für dieses wunderbare Ehrenamt begeistern.

WOLL: Was hat Sie zu diesem besonderen Ehrenamt bewogen und mit welchen Vorurteilen werden Sie konfrontiert?

Jutta Fischer: Ich wollte mich ehrenamtlich engagieren und habe damals von der Gründung des Kinderhospizes Balthasar gelesen. Daraus sind schließlich 25 Jahre geworden, parallel zu meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im ambulanten Dienst des Kinderhospizvereins, lange bevor die Deutsche Kinderhospizakademie 2005 überhaupt gegründet wurde. Seit vielen Jahren arbeite ich nun auch ehrenamtlich für die Akademie, als Begleitung der jungen Menschen mit lebensverkürzenden Erkrankungen ab zehn Jahren, in Familienseminaren, Workshops und Ferienbegegnungen.

Ich glaube, dass die meisten Menschen eine falsche Vorstellung von der Hospizarbeit haben. Hospiz bedeutet ja Herberge am Wege. Und so sehe ich meine Arbeit auch: Ich begleite die jungen Menschen und ihre Familien ein Stück auf ihrem Lebensweg. Da gibt es natürlich auch irgendwann die finale Phase, wo es heißt, Abschied zu nehmen und zu trauern. Aber entscheidend ist, den Weg vorher so schön und wertvoll zu machen wie möglich, und ich freue mich, wenn ich ein Stück dazu beitragen kann.

WOLL: Was bringt dieses Ehrenamt mit sich und was motiviert sie immer wieder aufs Neue, sich hier zu engagieren?

Jutta Fischer: Es ist eine tolle, sinnstiftende und unglaublich erfüllende Tätigkeit, von der ich für mein eigenes Leben nur profitieren kann. Ich habe gelernt, mich an kleinen Dingen zu erfreuen und darüber nachzudenken, was wirklich wichtig ist im Leben. Wenn ein Kind, das nur schwer Regung zeigen kann, mich plötzlich anlächelt – das sind unbezahlbare Momente. Wenn ich dann höre: „Wie? Du machst das umsonst?“, kann ich nur antworten: Nein, die Arbeit mache ich unentgeltlich, aber auf keinen Fall umsonst!

Es macht mich richtig stolz, zu erleben, welches Vertrauen die Familien mir entgegenbringen, wenn sie mir ihr Kind anvertrauen, und damit das Wertvollste, das sie haben, in meine Hände geben. Dieses Ehrenamt ist unbezahlbar!

Anfangs war es nicht leicht, all die Gedanken und Gefühle nicht mit nach Hause zu nehmen, aber ich habe mir zu eigen gemacht, die Arbeit als Puffer zu nutzen und damit objektiv zu bleiben. Ich glaube, dass wir als Ehrenamtliche keine gute Arbeit mehr leisten könnten, wenn wir zu viel an uns ranlassen würden. Die Familien können in ihrer Situation nicht noch jemanden gebrauchen, den sie aufrichten müssen.

WOLL: Wie werden die Ehrenamtlichen von der Akademie auf ihre Tätigkeit vorbereitet und wer kann sich einbringen?

Jutta Fischer: Es gibt einen Vorbereitungskurs im Jahr, der drei Wochenenden in Präsenz und einen Online-Tag umfasst, an denen Ehrenamtliche für ihren Einsatz qualifiziert werden. Die Vorbereitung umfasst auch die Hospitation von Seminaren, was einen ganz konkreten Einblick in die Arbeit bedeutet und wo ich feststellen kann, ob ich geeignet bin. Außerdem gibt es laufend Fortbildungen und spezielle Seminare für Ehrenamtliche.

Ich bin aber auch nie auf mich alleine gestellt – sobald ich Fragen oder Probleme habe, kann ich jederzeit in der Akademie um Unterstützung bitten. Es braucht also niemand Angst zu haben, ins kalte Wasser geworfen zu werden.

Einmal im Jahr treffen sich die Ehrenamtlichen der Akademie aus dem gesamten Bundesgebiet für ein Wochenende, um sich auszutauschen.

Wir freuen uns über alle Menschen, die sich in der Akademie ehrenamtlich einbringen möchten, und besonders die Unterstützung von Männern und jüngeren Freiwilligen wäre toll, um die Bildungsangebote auch mittel- und langfristig sichern und geschlechtergerecht arbeiten zu können. Ich kann nur jeden dazu ermutigen, es auszuprobieren. – in all den Jahren habe ich nicht einen einzigen Tag bereut.

WOLL: Was genau ist die Aufgabe und mit welchem Zeitaufwand ist das Ehrenamt verbunden?

Jutta Fischer: Am Jahresende gibt die Akademie eine Planung für das nächste Jahr heraus, in der alle Familienseminare und Ferienbegegnungen aufgelistet sind. Ich schaue dann, welche mir davon zusagen und was ich zeitlich leisten kann. Ob und wie sehr ich mich einbringen möchte, entscheide ich selbst, der Zeitaufwand ist also ganz individuell.

An einer Jugendbegegnung oder einem Workshop können maximal acht junge Menschen mit lebensverkürzender Erkrankung teilnehmen, die dann eins zu eins von einer ehrenamtlichen Person begleitet werden. Die Akademie schaut, wer am besten zu welchem Kind oder Jugendlichen passen könnte und teilt uns Ehrenamtliche dann entsprechend für die von uns gewählten Seminare ein. Für die pflegerische und medizinische Versorgung der Teilnehmenden ist zusätzlich Fachpersonal vor Ort, dafür sind wir Ehrenamtliche also nicht zuständig.

Unsere Aufgabe ist es, die jungen Menschen während des Wochenendes zu begleiten, zu erkennen, ob und in welcher Form Unterstützung benötigt wird, und in erster Linie dafür zu sorgen, dass es ihnen gut geht und sie bestmöglich an den einzelnen Programmpunkten der Bildungsveranstaltung teilnehmen können. Wir sind also gleichzeitig für das „Schönsein“ und für gelingende Teilhabe da, und agieren oft auch als Sprachrohr. Wichtig ist, sich in dem Moment selbst zurückzunehmen, auch gedanklich, und keine Anforderungen zu stellen. Wir holen die jungen Menschen dort ab, wo sie stehen, stellen keine Erwartungen, sondern lassen uns voll und ganz auf sie und ihre Bedürfnisse ein.

WOLL: Was muss ich mitbringen, um dieses Ehrenamt auszuüben?

Jutta Fischer: Wichtig sind Empathie, die Fähigkeit, sich auf Menschen und neue Situationen einzulassen und die Freude, im Team zu arbeiten. Alle zwei Jahre wird ein Ehrenamtspreis verliehen, symbolisiert durch den sogenannten Ehrenamtswürfel, der vielleicht am besten ausdrückt, was zu diesem Ehrenamt dazugehört: Das Auge ist das Symbol für die Wahrnehmung, die Hin- und Zuwendung, das Herz symbolisiert die Menschlichkeit und das Mitgefühl, die Hand drückt das Handeln aus, das Ziffernblatt steht für die gemeinsam verbrachte Lebenszeit, die leere Seite des Würfels steht für die Ohnmacht, der ich in manchen Situationen machtlos gegenüberstehe und die ich aushalten muss. Am Wichtigsten ist aber die Zahl 6, das Symbol für den Hauptgewinn, den ich mit diesem Ehrenamt gezogen habe.

Ich kann nur sagen: Trauen Sie sich, es lohnt sich!

Seit der Gründung des Deutschen Kinderhospizvereins e.V. 1990 haben sich viele Dinge verändert. Zentral ist die gestiegene Lebenserwartung der lebensverkürzt erkrankten Menschen durch neue Behandlungsmethoden und den medizinischen Fortschritt. Das führt dazu, dass der Bedarf an Angeboten für junge Erwachsene gestiegen ist, die Bildungsangebote der Akademie sich entsprechend konzeptionell verändern müssen und die Teilnehmenden zunehmend partizipativ an der Planung mitwirken sollen.

Zur Finanzierung der Angebote müssen Spenden und Fördermittel gewonnen werden, da es noch keine gesetzlich verankerte finanzielle Regelunterstützung gibt.

Unabhängig davon bleibt die ehrenamtliche Mitarbeit als tragende Säule neben hauptamtlichen Bildungsreferenten und -referentinnen unerlässlich, da sie eine eigenständige Qualität der Begleitung beinhaltet und ein Zeichen von gesellschaftlicher Solidarität darstellt.

Alle Kosten, die den Ehrenamtlichen entstehen, werden von der Akademie übernommen, und beim Arbeitgeber können bis zu fünf Tage Sonderurlaub beantragt werden. Das Ehrenamt ist für alle Arbeitsbereiche und Angebote des Deutschen Kinderhospizvereins e.V. enorm wichtig: Neben der Akademie freuen sich auch der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst sowie das Haus der Kinderhospizarbeit immer über Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten.

Weitere Infos:

https://www.deutscher-kinderhospizverein.de/wie-sie-unterstuetzen-koennen/ehrenamtliche-mitarbeit/in-der-deutschen-kinderhospizakademie/
Melanie Lohr (Ansprechpartnerin für Ehrenamtliche in der Deutschen Kinderhospizakademie)
Tel: 02761/94 12 955
E-Mail: melanie.lohr@deutscher-kinderhospizverein.de