Wie Kinder mit ihren Gefühlen umzugehen lernen
Sie spielt mit der Angst, der Wut und Verzweiflung, aber auch mit der Freude. Michaela Meier ist gelernte Erzieherin und hat eine berufsbegleitende Ausbildung zur Rhythmik-Pädagogin gemacht. Seit November 2016 ist sie mit ihrem Gefühlsmobil unterwegs in den Kindergärten und zeigt den Kindern mit Musik, Bewegung und Sprache, wie man seine Emotionen ausdrücken kann.
Bei unserem Besuch in ihrem Haus in Eversberg holt die 48-Jährige spontan ihre Gitarre hervor und demonstriert uns eines ihrer selbstkomponierten Mitmach-Lieder. Die einfachen Liedtexte werden z. B. mit Klatschen oder mit Fußtrampeln begleitet. „Und die Kinder steigen immer sofort ein“, erzählt sie. Denn Mitmachen ist hier die Devise. „Wenn ich bei meinem Lied die Kinder einlade, mit mir im Gefühlsmobil zu fahren, dann kann es auch schon mal sein, dass wir spontan einen Zwischenstopp machen, um zu tanken.“ Denn ein besonderes Merkmal der Rhythmik ist die Improvisation. Die Ideen und Emotionen werden durch Musik, Bewegung und Sprache intuitiv verarbeitet. Dadurch wird die Problemlösungs- und Sozialkompetenz gefördert, Strategien für den Alltag geübt sowie Spontanität, Selbstbewusstsein und Körperbewusstsein geschult. Michaela Meier ist stolz darauf, dass sie keine Liedtexte von bekannten Künstlern verwendet, sondern alles selbst entwickelt und komponiert hat. Daraus ist ihr Programm Rhythmik-Impuls entstanden, das sie stets weiterentwickelt. Rhythmik fördert in großem Maße Kreativität, soziale Kompetenzen, Wahrnehmung und Ausdrucksfähigkeit. „Da geht mir das Herz auf, wenn ich durch den Kindergarten gehe und höre die Kinder meine Lieder singen.“
Auseinandersetzung mit Gefühlen
Wenn sie mit dem Gefühlsmobil unterwegs ist, ist die erste Station die Auseinandersetzung mit dem derzeitigen Befinden der Kinder. „Wie geht es euch?“, fragt sie und erzählt auch direkt, wie sie sich gerade fühlt, dass sie z. B. aufgeregt ist. Und schon ist das Eis gebrochen und die Kinder erzählen ihr von ihren Gefühlen. Wenn sie Bilder zeigt, wie jemand aussieht, der wütend oder traurig ist, machen die Kinder es direkt nach. „Angst ist nicht immer gleich. Angst kann aggressiv machen oder einen zum Weinen bringen. Jede Angst äußert sich anders und jeder fühlt es anders. Und wie mutig ist es, zu sagen, dass man sich etwas nicht traut.“ Auf dieser Reise erzählen die Kinder offen über ihre Gefühle und lernen mit Spaß und Spontanität damit umzugehen. „Ohne die Rhythmik-Ausbildung hätte ich mich das nie getraut“, erklärt uns Michaela Meier zum Schluss und wir sind gespannt, wohin die Reise mit dem Gefühlsmobil führen wird. Aber am Ende heißt es immer: Applaus für die Kinder!
Die Basis zu dem Gefühlsmobil war ihr Buch: Die kleine Bangebuchse (mit Bildern von Nadine Knippschild; WOLL-Verlag, 9,90 €)
Keine Angst vor der Angst! Wie die „kleine Bangebuchse“ erkennt, dass Angst nichts Schlimmes ist.
Friedrich, den alle Welt nur „kleine Bangebuchse“ nennt, erfährt in einem Gespräch mit seiner Mutter, dass jeder mal Angst hat – selbst Erwachsene, dass es ohne Angst keinen Mut gibt und Angst sogar gut und hilfreich sein kann… Wie Friedrich Wissenswertes über seine Angst erfährt, können Kinder zusammen mit ihren Eltern beim Anschauen und Lesen erfahren, warum sie sich ängstigen und dass es nichts Schlimmes ist, Angst zu haben…
„Mir geht das Herz auf, wenn ich höre, dass die Kinder meine Lieder singen“
„Es ist mutig zu sagen, dass man sich etwas nicht traut“