Annas kleine Farm

Junge Landwirtin schafft Paradies für seltene Hühnerrassen 

Für Anna-Maria Aust aus Kallenhardt wurde ein Kindheitstraum wahr: Die Schaffung eines Paradieses für seltene Hühnerrassen und ein persönlicher Rückzugsort. Inzwischen ist das für jeden zugängliche Grundstück in Kallenhardt Anziehungspunkt für Groß und Klein, für Kindergärten und Wanderer.   

Besuch im Paradies 

Die Eingabe von „Lütke Linde 4 in Rüthen“ ins Navigationssystem erweist sich als Volltreffer mit dem Hinweis: „Annas Chicken Farm“. Hier sitzt – völlig entspannt – Anna-Maria Aust, 23 Jahre alt und gelernte Landwirtin, mitten in ihrem kleinen Paradies, sie strahlt eine innere Ruhe und Zufriedenheit aus. Ohne abgehoben zu wirken, stimmt sie der Beschreibung „paradiesischer Zustände im kleinen Rahmen“ spontan zu und bestätigt: „Hier ist mein persönlicher Rückzugsort nach einem stressigen Arbeitstag“. 

Neben den inzwischen 40 Hühnern können sich ihre Besucher auch an fünf Bretonischen Zwergschafen erfreuen. Die kleinste Schafsrasse der Welt stammt ursprünglich von der rauen, französischen Atlantikinsel Quessant und stand kurz vor dem Aussterben. Eine widerstandsfähige und absolut pflegeleichte Rasse, die ganze Arbeit leistet – auch für Annas Rasen: „Schließlich braucht mein Rasen auch einen natürlichen Rasenmäher“.  

Artenrettung – seltener Hühnerrassen 

Bei Anna „hängt es einfach in den Genen“ dass der Berufswunsch Landwirtin konsequent umgesetzt wurde. Schon ihre Familie war landwirtschaftlich orientiert. 

Schon vor längerer Zeit hatte Anna den Entschluss gefasst, in der Nähe ihres Elternhauses ein Grundstück zu erwerben. In der „Lütke Linde 4“ fand sie eines, auf dem von Behördenseite her auch nicht zwangsläufig Haus innerhalb einer bestimmten Zeit ein Haus errichtet werden musste. Denn Anna hatte andere Pläne, als sie das Grundstück zu ersten Mal sah: „Hier bau ich einen Hühnerstall“.  

„Im Einvernehmen mit der netten Nachbarschaft“, so Anna  wurde dann die „Hühnerstube“ gebaut und das erste Paar einer seltenen Hühnerrasse erworben: das „Westfälische Totlegerhuhn“. Wegen ihrer hohen Legeleistung hießen diese Hühner ursprünglich Alltagsleger oder Dauerleger (Im Platt- und Niederdeutschen´“Doutleijer“). Falsch ins Hochdeusche übersetzt, wurde später daraus das Wort „Totleger“. (Quelle: Wolf-Dietmar Unterweger: Das Hühnerbuch) 

Diese besondere Liebe zu seltenen und vom Aussterben bedrohte Hühnerrassen führte Anna durch ganz NRW und nach Hessen. Der Erfolg vieler anstrengender Recherchen und Reisen zeigt sich heute durch insgesamt 40 eigene, besondere und besonders seltene Hühner. Darunter auch Seramas, die kleinsten Hühner der Welt. 

Linda, das nackte Huhn mit der Warnweste 

Nicht nur seltene Hühnerrasse finden bei Anna ein Zuhause. Auch ein Huhn aus einer Legebatterie fand schließlich den Weg in die Hühner-Stube. Anna hatte Mitleid mit dem halb zerfetzen Tier, nahm es auf und nannte es Linda. Dem frierenden, fast federlosen Huhn wurde ein gelber Pullover gestrickt, der es damit zur Attraktion machte. Des Öfteren fragten Besucher schmunzelnd nach dem Huhn „mit der Warnweste“.  

Inzwischen genießt das frühere Batterie-Legehuhn seinen Lebensabend auf Annas kleiner Farm. Linda legt jetzt nur noch gelegentlich ein Ei und sitzt ansonsten am liebsten in der Sonne, im Rüthener Hühnerparadies.