Ann-Christin lässt die Funken fliegen

Ann-Christin Hanses hält sich eine Schutzmaske vors Gesicht. Die Funken fliegen in alle Richtungen, während die junge Frau an einem Tisch in der Werkstatt der KEMPER GmbH in Schmallenberg steht und schweißt. Das kommt heute nur noch selten vor. Hauptsächlich kümmert Ann-Christin sich um die Arbeitsvorbereitung Kunststoff und beaufsichtigt die

Foto: Heidi Bücker

Schweißarbeiten in der Stahlabteilung. Ann-Christin ist Schweißfachmann. Ja, ganz richtig gelesen. Die offizielle Berufsbezeichnung ist Schweißfachmann, eine Schweißfachfrau gibt es nicht. Das kommt wahrscheinlich nicht von ungefähr, denn Frauen in diesem Beruf sind rar gesät. „Ich war schon in der Ausbildung die einzige Frau in der Klasse.“
Ann-Christin wollte schon immer etwas Handwerkliches lernen: „Eigentlich hatte ich geplant, Tischlerin zu werden, aber dann habe ich mein Schulpraktikum bei der Firma Becker in Schmallenberg absolviert, war direkt überzeugt und habe einen Ausbildungsplatz als Metallbauerin mit der Fachrichtung Konstruktionstechnik bekommen.“ Die 23-Jährige findet es schade, dass immer noch so wenige Frauen ein Handwerk erlernen. „Klar, man muss dafür geboren sein, man muss anpacken und mit Männern arbeiten können. Da muss man auch mal einstecken können – gerade als Frau.“ Aber Ann-Christin arbeitet gerne mit Männern zusammen. Sie hat gelernt, sich durchzusetzen. „Ich würde mir aber wünschen, dass mehr Frauen in handwerkliche Berufe gehen. Wer technisch begabt ist, der sollte das auch nutzen.“
Mit Ann-Christin arbeiten im Moment 39 Mitarbeiter bei der Firma KEMPER: Metallbauer, Tischler, Monteure sowie einige Kaufleute und technische Angestellte im Büro. Gegründet wurde die KEMPER GmbH im Jahr 1984. Damals noch mit acht Mitarbeitern und deutlich weniger Räumlichkeiten, hat sich der Betrieb stetig weiterentwickelt. Zuerst auf die klassische Kunststofffertigung konzentriert, erweiterte sich das Angebot bald um den

Foto: Heidi Bücker

Aluminiumbereich. Heute bietet die KEMPER GmbH eine umfangreiche Bandbreite an Bauelementen, die für das Gebäude benötigt werden: Haustüren und Wintergärten genauso wie Balkone, Garagentore und natürlich Fenster. Da Wohnhäuser zunehmend „intelligenter“ werden, müssen die Mitarbeiter immer auf dem neuesten Stand sein und sich fortbilden. Ann-Christin ist dafür das beste Beispiel. Die Ausbildung zum Schweißfachmann ist keineswegs leicht. 240 Fragen über Schweißprozesse und Konstruktion bis hin zur Werkstoffkunde musste sie in ihrer Prüfung im Februar 2017 beantworten und das bedeutete viele Stunden Lernen. Aber es hat sich gelohnt. Der Betrieb ist nach DIN EN 1090 zertifiziert und das ist nur möglich, wenn ein Schweißfachmann im Betrieb arbeitet. „Sogar für Aluminium sind wir zertifiziert, weil wir auch dafür die entsprechende Qualifikation haben“, erklärt Ann-Christin.
Ann-Christin liebt die Abwechslung in ihrem Beruf: „Ich habe Kontakt zu Kunden, stimme mit Architekten den Ablauf auf Baustellen ab und erledige Aufgaben am PC. Mal schweiße ich in der Werkstatt oder fahre mit raus auf eine Baustelle.“ Vor allem liebt Ann-Christin das Sauerland: „Für mich kam es nie in Frage, wegzugehen.“ Sie ist gebürtige Sauerländerin. „Ich habe alles, was ich brauche. Meine Familie und meine Freunde sind hier.“ Und auch um Arbeitsplätze muss man sich keine Sorgen machen: „Im Sauerland gibt es viele tolle Unternehmen, die immer gute Mitarbeiter suchen.“

von Sonja Nürnberger