Anke Vogt – Sauerländer Märchenbuch

Anke Vogt - Sauerländer Märchenbuch

Aus Rotkäppchen wird Agnes und Oschi heißt der böse Wolf. Die Bremer Stadtmusikanten dreschen als Bremker Knüppelmusik die Pauke und der König der Frösche residiert im Dorfteich von Fretter: Grimm’sche Märchenkunst auf Sauerländer Art.
Dieser Geistesblitz flog Anke Vogt an, Rheinländerin von Geburt und Wahlsauerländerin aus Überzeugung – sie lacht herzlich. „Nein, ich habe mir nicht einfach das Märchenbuch der Gebrüder Grimm genommen und überall ‚woll‘ eingesetzt.“ Ihre Märchenadaptionen sind originell durchdacht und kreativ umgeschrieben auf Sauerländisch, wofür es mehr braucht als ein „woll“ ab und an. Die Handlung orientiert sich am Klassiker, die Details und die Charaktere sind hingegen in der neuen Version typisch sauerländisch.

Anke Vogt – Sauerländer Märchenbuch

Anke Vogt - Sauerländer Märchenbuch WOLL SauerlandDer Froschkönig zum Beispiel: Bei den Grimms haust er in einem Brunnen am Königsschloss, Anke Vogt lässt den schlüpfrigen Gesellen im Dorfteich von Fretter paddeln und verrät natürlich nicht, welche Dorfschönheit ihn dort zärtlich aufs Händchen nimmt und mit einem Kuss zum Prinzen zu verwandeln versucht. Nur so viel verrät die Autorin: „Ich hatte schon beim Schreiben ganz viel Spaß.“ Märchen sollen eben auch lustig sein und beim Lesen ein fröhliches Grinsen aufs Gesicht zaubern, findet sie. Das gilt auch für ihre übrigen beiden Adaptionen: Rotkäppchen – „Nun gut, das könnte überall in der Welt spielen, Wald gibt es praktisch immer“, meint die dreifache Mutter. Nun ist glücklicherweise auch das Sauerland noch trotz Kyrill mit reichlich Wald gesegnet, und so zieht Anke Vogts Sauerlandrotkäppchen munter durch Sauerländer Fichten- und Buchenwälder und trägt den Namen Agnes, weil früher viele Sauerländer Mädels Agnes hießen. Heute weniger, doch wie heißt es in Märchen so schön? „Es war einmal …“ So, und den Wolf (im Schafspelz?) nennt Anke Vogt „Oschi“; mehr will sie auch zu diesem (neuen) Märchen natürlich noch nicht verraten.
Die dritte Geschichte ist Anke Vogts persönliche Allzeit-Lieblingsmär: die Bremer Stadtmusikanten. Innig hat sie diese Geschichte als Kind geliebt. „Es hatte ein Mann einen Esel, der schon lange Jahre die Säcke unverdrossen zur Mühle getragen hatte, dessen Kräfte aber nun zu Ende gingen, sodass er zur Arbeit immer untauglicher ward. Da dachte der Herr daran, ihn aus dem Futter zu schaffen, aber der Esel merkte, dass kein guter Wind wehte, lief fort und machte sich auf den Weg nach Bremen. Dort, meinte er, könnte er ja Stadtmusikant werden …“ Auf der Reise sammelt das greise Langohr einen lahmen Jagdhund ein (den sein Herr totschlagen will, weil er für die Jagd nicht mehr taugt), eine zahnlose Katzen-Seniorin (die ersäuft werden soll) sowie einen Hahn, dem der Tod in der Suppe droht. In Bremen startet das Quartett seine bekannte Stadtmusikantenkarriere. In Anke Vogts Sauerlandversion marschieren die Musikusse natürlich durchs Sauerland: logo! „Oberhalb Olpe in Richtung Bilstein, von dort aus nach Cobbenrode“, zählt die Autorin die Stationen auf. „Sie treffen jemanden aus Attendorn, dann einen aus Hundesossen und veranstalten zum Schluss ein zünftiges Picknick in Cobbenrode. Und im nächsten Jahr spielen sie auf dem Bremker Schützenfest als Bremker Knüppelmusik!“
Echte Sauerland-Typen begegnen uns in Anke Vogts Märchenwelt. Etwa Bruno-Fränzken, der Hund in der „Bremker Küppelmusik“. Es sind klare, kernige Sauerland-Charaktere, ehrlich und geradeheraus, zu ihrer Meinung stehend und dabei stets ihr Herz am rechten Fleck. Dieser Punkt, sagt Anke Vogt, sei auch ein wichtiger Grund dafür, weshalb sie sich (als Rheinländerin) so rettungslos ins Sauerland verliebt habe. Diese Zuneigung verewigt sie nun in gedruckter Form zwischen zwei Buchdeckeln. Die Märchensammlung liegt in den Buchhand-lungen aus, als passendes Geschenk für alle, die Märchen lieben und von ihrer sauerländischen (Wahl-) Heimat nicht genug bekommen können.
Zu einem Kulturaustausch der besonderen Art trafen sich der bekannte Journalist Gisbert Baltes und Anke Vogt.
Als gebürtiger Sauerländer lebt und arbeitet Gisbert Baltes schon viele Jahre im Rheinland – Anke Vogt stammt aus dem Rheinland und ist nun schon viele Jahre im Sauerland beheimatet. Man philosophierte heiter über die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten der sauerländischen und der rheinischen Lebensart. Im Mittelpunkt stand dabei der Büchertausch der beiden Autoren. Gisbert Baltes hat in dem Buch „Rheinland“ über die Region, ihre Menschen und die rheinische Lebensart geschrieben. Als Autorin des kleinen Sauerländer Märchenbuches hat Anke Vogt eine sauerländische Interpretation dreier Märchen der Gebrüder Grimm verfasst.
Anke Vogt, 1963 im Rheinland geboren, zog nach ihrer Ausbildung zur Floristin ins Sauerland. Ihre drei Söhne sind erwachsen, sie führt gemeinsam mit ihrem Mann ein Einzelhandelsgeschäft in Lennestadt und schreibt emsig neue Stücke: Die Komödien „Zwei Engel für Bimbam“ , „Emmas Laden“, „Operation Abendsonne“ , „www-team-abendsonne.de“, „Neues aus Mosebolle“, „Rudi und die Krautwickel“, „Am heißen Draht von Mosebolle“ und „Erben hilft nicht immer“ sind im Reinehr-Verlag erschienen.
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[su_column size=“4/5″]Mitte September wird ihr nächstes Buch erscheinen. Es trägt den Titel „SaTierisches vom Lande“ und umfasst eine Sammlung von 14 Gedichten voller Esprit und Humor zu einem Preis von 4,95 €. Sie werden von den liebevoll gestalteten Zeichnungen des Graphikers Rüdiger Tillmann begleitet. Den Titel kann man in dreifacher Hinsicht verstehen: Protagonisten in den Gedichten sind Tiere auf dem Land.[/su_column]
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von Silvia Rinke [Text]
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