Anja Gerling: Leiterin der Polizeiwache Sundern

Kindheitstraum wurde wahr

Seit Anfang Juni dieses Jahres ist im Hochsauerlandkreis erstmalig seit mehr als 20 Jahren eine Frau Leiterin einer Polizeiwache (PW). Anja Gerling (47), geboren in Warstein, aufgewachsen in Meschede, hat den bisherigen EPHK (Erster Polizeihauptkommissar) Martin Fricke als Wachleitung in Sundern abgelöst. Fricke hat die Leitung der Polizeiwache in Meschede übernommen. In Sundern ist Anja Gerling für ein Dutzend Beamte (davon drei Frauen und neun Männer) des Wach- und Wechseldienstes und drei Bezirksdienstbeamte zuständig.

Gute Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern

Eine durchaus typische Laufbahn liegt hinter der neuen Wachleitung aus Sundern. Nach dem ersten Diensteintritt 1997 war die Sauerländerin bis 2000 beim PP (Polizeipräsidium) Hagen tätig. Danach war sie acht Jahre im Wachdienst bei der PW Arnsberg und ihrer heutigen Wirkungsstätte, der PW Sundern, unterwegs. Wie sie im Gespräch mit WOLL erzählt, sei es ihr großer Traum gewesen, als „Chefin“ der Polizei in Sundern zu arbeiten. Von 2008 bis 2012 übte die Polizisten Gerling die Funktion der Einsatztrainerin aus, bis sie für drei Jahre wieder zur PW Sundern zurückkehrte. Danach übernahm sie zunächst die Aufgaben der stellvertretenden Wachdienstführerin und dann Wachdienstführerin in Meschede und Arnsberg. 2018 wechselte Anja Gerling „von der Straße“ hinter den Schreibtisch zur Führungsstelle Gefahrenabwehr/Einsatz, welche sie von 2021 bis 2023 leitete. Mit der neuen Aufgabe in ihrer Heimatstadt wird, wenn man so will, ein Kindheitstraum wahr.

Anja Gerling wohnt mit ihrem Mann und einigen Hunden und Katzen in Sundern. In ihrer Freizeit ist sie mit den Tieren und auch so am liebsten sportlich in der Natur unterwegs. Früher war sie beim RC-Sorpesee, unter anderem auch als Triathletin, aktiv. Der Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern in der Stadt Sundern ist ihr besonders wichtig. Anja Gerling: „Die Polizeiwache ist vierundzwanzig Stunden und an sieben Tagen in der Woche besetzt. Wir werden, wie bisher, den Kontakt zur Stadt und zu den Menschen, die hier leben, wann und wo immer es möglich ist, suchen. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit den Menschen in Sundern.“

35 Prozent aller Polizisten im HSK sind Frauen. In Sundern ist nun die erste Frau Leiterin einer Polizeiwache. „Da immer mehr Frauen in den Polizeidienst gehen, wird sich der Frauenanteil, auch in Leitungsfunktionen, in den kommenden Jahren noch erhöhen“, so Pressesprecher Sebastian Held.

Rundgang durch die Stadt

Bei einem Rundgang durch Sundern beantwortete Anja Gerling WOLL ein paar Fragen:

WOLL: Was tun Sie als erstes, wenn Sie morgens aufstehen?
Anja Gerling: Zähneputzen. Und dann gehe ich eine halbe Stunde mit den Hunden spazieren.

WOLL: Hatten Sie als Kind Angst, oder besser: eine gewisse Ehrfurcht, vor der Polizei, der Polizistin oder dem Polizisten?
Anja Gerling: Ich gehöre noch zu einer Generation, die von den Eltern mit auf den Weg bekommen hat: „Wenn dich ein Polizeibeamter anspricht, bist du ihm gegenüber erstmal respektvoll. Ich hatte diesen notwendigen Respekt, den man vor einem Amtsträger haben soll. Ich hatte niemals Angst, einen Polizisten anzusprechen, weil meine Eltern mir immer mitgeteilt haben, dass das jemand ist, der dir in einer Notsituation jederzeit hilft.

WOLL: Was unterscheidet Ihrer Meinung nach, eine Polizistin von einem Polizisten?
Anja Gerling: Wir machen alle den gleichen Job und stehen alle füreinander ein. Jeder Mann und jede Frau steht ihren Mann und seine Frau. Alle stehen mit 100 Prozent hinter dem Beruf. Da gibt es keine Unterschiede.

WOLL: In Krimiserien werden die „Dorfpolizisten“ meist als etwas hinterwäldlerisch und einfältig dargestellt. Ärgert Sie das? Wie sehen Sie überhaupt dieses Thema: Darstellung der Polizei in den Medien?
Anja Gerling: Das ärgert mich nicht. Das sind wahrscheinlich Stammtischparolen von früher. Ich glaube, da die Polizei immer an einer Optimierung der Aus- und Fortbildung arbeitet, alle Polizeibeamtinnen und -beamten mittlerweile sehr gut ausgebildet sind und somit auf einem hohen Standard arbeiten, wird das dem Ganzen nicht gerecht. Manches muss man eben auch weglächeln.

WOLL: Wie sieht Ihre Familie, wie sehen Freunde und Verwandte ihre Tätigkeit als Polizistin und jetzt Leiterin der Wache in Sundern?
Anja Gerling: Die sind stolz, dass ich nun in diese Funktion gekommen bin. Mein Vater, wenn er noch lebte, würde vor Freude und Stolz platzen. Das ist so etwas, wo er gesagt hätte: „Wenn du das mal schaffst, das wäre ja ein Traum für dich.“

WOLL: Wachleitung bedeutet ja „Wache über die Stadt Sundern“. Der große Aufpasser. Passt das Bild für die Wache Sundern und indirekt auch für Sie?
Anja Gerling: Man kann mich 24/7 erreichen. Das wissen meine Kollegen und Kolleginnen auch. Wenn ich das Telefon mal nicht höre, rufe ich auch in meiner Freizeit zurück. Darauf können sie sich auch verlassen. So versuchen wir, das Auge zu sein, das Straftaten verhindert, und alles zu tun, damit die Bürger sich in der Stadt wohl und sicher fühlen.

WOLL: Was haben Sie sich persönlich vorgenommen, um den Kontakt und das Miteinander mit der Bevölkerung weiter zu verbessern?
Anja Gerling: Ich stehe im regelmäßigen Austausch mit den Ämtern im Bereich der Stadt Sundern und werde dort zu verschiedenen Besprechungen eingeladen. Die sind natürlich auch wiederum Bürger von Sundern. Da ich noch frisch in meinem Amt bin, ist mein Bestreben in der kommenden Zeit, beispielsweise auch mal donnerstags, wenn hier der Wochenmarkt stattfindet, mit den Bezirksdienstbeamten über den Markt zu gehen, um dort Präsenz zu zeigen. Ich möchte mit den Bürgern der Stadt Sundern in den Austausch kommen. Dabei bin ich auch über E-Mail erreichbar und auf der Polizeiwache für jedermann ansprechbar. Bürger von Sundern haben mich über die verschiedensten Kanäle zu meiner neuen Tätigkeit beglückwünscht. Sie haben mir mitgeteilt, über was sie sich freuen würden. Das wird jetzt von mir sukzessiv bearbeitet. Das Telefon hat in den ersten Wochen oft geklingelt. In den ersten Gesprächen erfolgte ein reger Austausch. Manchmal werde ich auch auf der Straße direkt von Bürgern angesprochen.

WOLL: Vielen Dank, Frau Gerling, für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen eine glückliche Hand und viel Erfolg als Wachleitung hier in Sundern.